N+[BOLT] - N(30)+[BOLT] Tipp

N+[BOLT] - N(30)+[BOLT]
    Drone / Ambient / Doom

    Label: Midira Records
    VÖ: November 2013
    Bewertung:8/10

    Homepage von [BOLT]


Es geht los: Die Musik zupft sanft an dem Teil vom Hirn, der für die Assoziationen zuständig ist, und lädt mit einer sanften Handbewegung ein, zu folgen. Runter in den Kaninchenbau geht es, direkt in die schwarze Leere zwischen den Sternen. Dort schwebt man dann, rotiert langsam um die eigene Achse, ist umhüllt von schwarzer Kälte, weißem Rauschen und gleißendem Licht.

Wenn das Drone-Duo [BOLT] unter sich ist, macht es Musik mit lediglich zwei Bässen. Für ihre jüngste Veröffentlichung mit dem Titel „N (30) + [BOLT]“ haben sich die beiden Bochumer den Gitarristen N dazugeholt, ebenfalls ein Drone-Künstler. Von Instrumenten, wie man sie als Musikhörer gewohnt ist, hört man beim ersten Lied, dem gut 20-minütigen „01“, erst einmal wenig. Einer der Bässe schlägt regelmäßige Töne, manches klingt entfernt vertraut nach stark verzerrter Gitarre, der Rest ist Rauschen, Schwellen, Wabern. Zwischenzeitlich ist es kaum zu glauben, dass da wirklich nur drei herkömmliche Instrumente zu hören sein sollen, aber doch: [BOLT] verwenden nur ihre Bässe und jede Menge Effekte, und auch N lässt die Finger von Synthesizern und Ähnlichem.

Stück zwei beginnt mit erkennbaren Akkorden, die aber bald von einer Welle aus Klang überspült werden. Und das Lied wirkt wirklich wie eine Küste, wo Brecher aus weißem Schaum und Chaos Felsen umspülen, die nur gelegentlich unter den Strudeln sichtbar sind. Dann zieht sich die Flut zurück, es kehrt Ruhe ein und die Nacht beginnt – mit erneuten Kaskaden aus düsterem Weltraum-Klang. Das dritte und letzte Stück klingt da schon versöhnlicher, hoffnungsvoller und angenehmer, hat aber den selben assoziativen Effekt wie seine Vorgänger.

Da, wo einen diese Musik hinbringt, will man normalerweise nicht sein. Es ist ein dunkler, unwirtlicher und kalter Ort, an dem die Luft zum Atmen fehlt. Aber es ist toll, wie unheimlich intensiv – und intensiv unheimlich – dieses Album klingt. Klanglandschaften ist eines dieser abgegriffenen, hohlen Wörter, aber in diesem Fall passt es einfach, denn vor dem geistigen Auge entstehen tatsächlich Landschaften, Gegenden und Welträume. Für nebenbei oder in der Straßenbahn ist das Album zwar überhaupt nichts. Aber wer sich im Winter gern zu Hause einigelt, allein mit Büchern, Rotwein und einem Plattenspieler, der sollte „N (30) + [BOLT]“ unbedingt mal auflegen. Das Album gibt es zum Beispiel hier auf Vinyl, wer es kauft, bekommt noch per Download-Code diverse Remixe dazu.

Helge

Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog

Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis