The Up Escalator - Trying On The World For Measure

Review

Stil (Spielzeit): Pop (39:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Phonector / Alive (VÖ: 14.11.05)
Bewertung: 6/10

Link: www.theupescalator.com

Okay, der Albumtitel ist schon mal clever. Ich mag clevere Albumtitel, wie „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer“, „Hairway To Steven“, „Hier Stellkante“, „dto.“ oder „Greatest Hits“. The Up Escalator? Hm, klingt nach Drei-Wörter-Emo-Band. Beipackzettel sagt: Doch nicht. Pop ist das nämlich – ein „musikalisches Scharnier zwischen Prefab Sprout und den Lightning Seeds, zwischen 70s-Pomp und Post-Punk“. Oho. Na denn.

Kaum erklingen dann die ersten Töne von „Out In The City“, bin ich versucht, die ungeliebte Brit-Pop Schublade aufzureißen, die vierköpfige Berliner Band mitsamt ihres ganzen Equipments hineinzustopfen und mich für den Rest des Tages dagegenzustemmen, bis im Inneren endlich Ruhe eingekehrt ist. Aber Moment: So verkehrt klingt das ja eigentlich gar nicht. Glatt, ja, mit ordentlich Pathos im Gesang, very britisch eben – aber es passt irgendwie. Sänger John Tammena scheint tatsächlich von der Insel zu kommen, erinnert stimmlich etwas an Vega4 oder Suede und macht seinen Job richtig gut. Und stilistisch lässt sich seine Band auch nicht so schnell dingfest machen, wie ich zunächst dachte. Der Opener entwickelt sich nämlich zu einer angenehm flotten (dass ich dieses Wort jemals in einer Rezension verwenden würde... ich werde älter) Nummer mit sympathischem Retro-Touch. Und abwechslungsreich geht es weiter: Gut, „She“, der nächste Song, ist ein wenig zu pathetisch geraten, aber okay. „Smashing Bottles On The Wall“ macht das mit cleveren Synthies und intelligentem Arrangement wieder wett, „Last Orders“ klingt verdächtig nach Supertramp (nicht gerade die Band, die modebewusste Hippster-Combos von heute mit Vorliebe zitieren... oh Gott, ich werde tatsächlich alt), „Stolen 45s“ und „Kites“ sind kleine, atmosphärische Epen, „Utopia“ und „Tar Pit Days“ überraschen mit Wave-Gitarren und Disco-Beats, und „Bastard Place“ punkrockt sogar ein bisschen.

The Up Escalator mögen zwar musikalisch nicht ganz meine Baustelle bearbeiten, aber gut sind sie allemal, sehr professionell, hervorragende Songwriter und irgendwie erfrischend anders. Ich bin sicher, Fans britisch geprägter Popmusik mit Tiefgang werden das hier schnell ins Herz schließen.