L`âme Immortelle - Gezeiten


Review

 
„Gezeiten"(GUN/BMG) ist das Album geworden, das man von L`âme Immortelle erwarten durfte, nachdem bereits die Single „5 Jahre" auf überwiegend positive Resonanz gestoßen ist. Ich kannte das Duo bislang lediglich als Favorit von Freunden, die sich der Gothic- / Elektroszene zugehörig fühlen - mit einem Major im Rücken sind diese Zeiten des Schattendaseins jedoch endgültig vorbei. Jeder weiß, dass Gothic momentan enorm zieht, warum also sollten L`âme Immortelle nicht auch einen Stück vom Kuchen abbekommen? Das Album wurde von John Rivers und Rhys Fulber (Fear Factory, Paradise Lost ...) produziert, was für sich schon für Qualität stehen sollte. Das tut es auch, vorausgesetzt, man kann den melancholischen und eher weniger aufregend arrangierten Songs etwas abgewinnen. Etwas härtere Balladen und elektronisch beatende Tanzflächenanwärter mit Riffhintergrund geben sich die Klinke in die Hand. Textlich finde ich mich eher weniger angesprochen, thematisch kreist es mal Englisch, mal Deutsch recht traurig-trist um zwischenmenschliche Probleme, die dann doch etwas zu kitschig-poetisierend formuliert werden. Insgesamt können mich die Songs nicht sonderlich begeistern, zu viele von ihnen bleiben vorhersehbar und seicht, und auch der Gesang von Thomas Rainer klingt in meinen Augen eher aufgesetzt und schwach. Glücklicherweise ist es Sängerin Sonja Kraushofer, die im Mittelpunkt steht und stimmlich weitgehend punktet. Dass der ehemalige Paradise Lost-Drummer Lee Morris und sogar PL-Gitarrist Aaron Aedy hier ihre Künste mit einbringen, erstaunt mich schon. Obwohl, nach den letzten Werken der einst gefeierten Düstermetal-Heroen sollte einen vielleicht gar nichts mehr wundern, Parallelen sind hier allemal deutlich zu hören. Ein zweischneidiges Schwert, dieses Album, das trotz der erwähnten Mängel noch zu den besseren aktuellen Releases des langsam aber sicher zum Mainstream verkommenden Genres gezählt werden kann.
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!