DER ZWEITE MENSCH: Hip Hop mit Haltung
Am besten ist das programmatisch betitelte Debüt „Ich hasse Menschen“, wenn es Haltung zeigt. So wie im derbe hingerotzten Highlight „Geißel“, ein Crustpunk-Brocken in bester THE EXPLOITED-Tradition. Über heftige Riffs und D-Beat zetert DER ZWEITE MENSCH über jene Geißel der Welt, den Menschen, und empfiehlt allen, die sich über andere erheben, die Schnauze zu halten.
Mindestens genauso stark – und musikalisch das Gegenteil – ist „Ganz normale Menschen“. Hier reicht ein klimpernder Klavierlauf und bassiges Brummen als Untermalung. Dazu erzählt DER ZWEITE MENSCH mit wütender Stimme Geschichten aus der Provinz, Geschichten von Missbrauch und Fremdenhass.
Trotz Metal und Punk ist „Ich hasse Menschen“ eindeutig Rap
DER ZWEITE MENSCH hat ein Händchen dafür, die piefigen Abgründe der deutschen Gesellschaft in deutliche Worte zu fassen. Die Kombination mit Metal- und Punk-Elementen tut der Stimmung gut und ändert nichts daran, dass die Musik klar im Bereich Rap bleibt – diesen Spagat muss man erstmal schaffen.
Die typischen Hip-Hop-Tiraden sind weniger erfrischend
Allerdings gibt es auch einige sehr typische Hip-Hop-Momente auf „Ich hasse Menschen“. Tracks wie „Hurensohnmassaker, Pt. II“ oder der Titeltrack sind wortreiche Abrechnungen mit der Konkurrenz und Überhöhung der eigenen Person. Das kommt immer noch sprachgewandter, als es weite Teile der deutschen Rapper hinbekommen. Im Vergleich zu den erfrischenden politischen Stücken wirkt das aber durchschnittlich.
Politischer Verstand trifft auf Straßenslang
Dennoch: Die Verknüpfung aus Asozialität und Anspruch ist gelungen und besonders, einen Mix aus politischem Verstand und Straßenslang findet man im Deutschrap selten. Wer über den Tellerrand schaut, um wütende und emotionale Mucke zu finden, sollte „Ich hasse Menschen“ mal antesten.