Blackmore's Night - Nature's Light

Blackmore's Night - Nature's Light

Erst vor wenigen Monaten haben BLACKMORE’S NIGHT ihre Weihnachts-EP „Here We Come A-Caroling“ veröffentlicht. Fast pünktlich zum Frühlingsanfang meldet sich das Folk-Pop-Duo, bestehend aus dem Ex-DEEP PURPLE Gitarristen Ritchie Blackmore und seiner Ehefrau Candice Night, nun mit ihrem elften Studioalbum „Nature’s Light“ zurück.

Renaissance Folk-Pop/Rock wie eh und je

BLACKMORE’S NIGHT steht seit ihrer Gründung im Jahre 1997 für Renaissance-inspirierten Folk-Pop/Rock. Ein wenig mehr als fünf Jahre sind seit dem letzten Full-Length-Album „All Our Yesterdays“ vergangen und dennoch klingen BLACKMORE’S NIGHT wie eh und je.

Das Album beginnt typisch mit einem Upbeat-Opener „Once Upon December“. Auch wenn für eine Veröffentlichung im März ein Winterlied als Opener etwas eigentümlich gewählt scheint, kann der Song sowohl Fans als auch neue Hörer mit seinem typischen BLACKMORE’S NIGHT Renaissance-Sound überzeugen. Mit „Feather in the Wind“ und „Four Winds“ hat das Duo zwei mittelalterliche Hymnen mit auf die Platte gebracht, wie sie an „Under A Violet Moon“ oder „Shadow Of the Moon“ erinnern. Songwritingtechnisch reichen aber beide nicht an die zuvor genannten Klassiker der Bandgeschichte heran und bleiben nach dem Hören der Scheibe auch nicht wirklich im Gedächtnis.

Das zweite Drittel des Albums wird von dem Instrumental „A Darker Shade of Black“ eingeleitet, welches thematisch an PROCOL HARUMS „A Whiter Shade of Pale“ erinnern soll. Ritchie Blackmore zeigt hier zum ersten Mal, dass er das virtuose Gitarrenspiel über die Jahre gewiss nicht verlernt hat und macht damit den Song zu einem der stärksten des Albums.

Mit „The Twisted Oak“ und „Nature’s Light“ wird es wieder mittelalterlich. Während „The Twisted Oak“ einfach vor sich hin schreitet und auch in einer Taverne à la "Herr der Ringe" erklingen könnte, kommt der Titeltrack des Albums königlich erhaben daher. Eine einprägsame Fanfare eröffnet den Song, der sich durchaus auch gut als Opener gemacht hätte. Candice Nights glasklare Stimme sticht auch auf diesem Album wieder eindeutig hervor und transportiert den Hörer vor allem beim Titeltrack in eine romantisierte mittelalterliche Fantasywelt, wie man sie sich so gerne vorstellt.

Ritchie goes back to the roots

Nach diesem kleinen Exkurs ins Mittelalter folgt der wohl kontroverseste Song des Albums, „Der Letzte Musketier“. Dieses Instrumental hat Ritchie Blackmore seinen mittlerweile verstorbenen beiden Bandkollegen seiner ersten Band THE MUSKETEERS gewidmet. Wie auch schon bei „A Darker Shade of Black“ hat Blackmore seine charakteristische Fender Stratocaster wieder ausgepackt und haut im Stile von DEEP PURPLEs „Concerto for Group and Orchestra“ in die Saiten.

Progressiv und psychedelisch gleichermaßen lässt Blackmore alte Zeiten wieder aufleben und wird damit vielen alt-eingesessenen DEEP PURPLE- und RAINBOW-Fans eine Freude bereiten. Der geneigte Leser mag sich nun fragen, warum „Der Letzte Musketier“ vorangegangen als kontrovers bezeichnet wurde. Die Antwort ist einfach: Der Song ist so, wie er ist, eines der Highlights auf „Nature’s Light“ und eine absolute Songempfehlung – nur hat das mit BLACKMORE’S NIGHT nicht mehr wirklich viel zu tun.

Mit großen Schritten nähert sich die Zielgerade und statt noch einmal alles zu geben und die Renaissance-Maschinerie nochmal aufzudrehen, setzen BLACKMORE’S NIGHT auf die Wiederbelebung ihres REDNEX-Covers „Wish You Were Here“ von ihrem 1997 erschienenen Album „Shadow of the Moon“. Die Neuauflage unterscheidet sich von der damaligen Variante jedoch nur marginal und wer dem Original bzw. der 1997er Variante schon eher kritisch gegenübersteht, wird auch an der neuen Version wenig Freude finden. Allgemein wirkt der Song im allgemeinen Setting des Albums eher wie unnötiges Füllmaterial als wirklich durchdacht.

Bevor das Album mit noch einem Coversong abgeschlossen wird, geleiten BLACKMORE’S NIGHT mit „Going To The Faire“ ihre Hörer noch einmal zurück in die moderne mittelalterliche Welt des 20. und 21. Jahrhunderts und rufen eine Zeit in Erinnerung, in der sich Menschen auf Mittelaltermärkten und Renaissance-Faires trafen, um zwischen Musik, Händlern und Gauklern das Fernweh nach vergangenen Zeiten zu stillen. Die Redakteurin, die selbst passionierte Mittelaltermarkt-Gängerin ist (oder zumindest bis zu Beginn des letzten Jahres war), kann in diesem Fall bestätigen, dass der Song damit genau ins Schwarze trifft.

Der zuvor genannte letzte Song des Albums „Second Element“ ist ebenfalls ein Coversong, diesmal von SARAH BRIGHTMANN aus dem Jahr 1993. Allgemein ein sehr schön melodischer, ruhiger Song, der das Album auf eine sanfte Weise ausklingen lässt. Einziger Kritikpunkt hier ist die fehlende Originalität. Leider haben BLACKMORE’S NIGHT hier nicht geschafft, aus dem Track ein Cover zu machen, das nachhaltig im Kopf bleibt, wenn man das Original kennt. Abgesehen davon jedoch ein netter, ruhiger Abschluss ihres elften Longplayers.

Fazit

BLACKMORE’S NIGHT können mittlerweile auf nahezu 25 Jahre Bandgeschichte und zusammen mit „Nature’s Light“ insgesamt 11 Studioalben zurückblicken. Über diesen Zeitraum haben Ritchie Blackmore und Candice Night ihre ganz eigene Form von mittelalterlichem bzw. Renaissance Folk-Pop/Rock erschaffen. „Nature’s Light“ gliedert sich mit seinen typisch mittelalterlichen Midtempo-Nummern nahtlos in die Diskografie des Duos ein. Die beiden Instrumetals, welche die Highlights des Albums darstellen, stellen Ritchie Blackmore und seine fast schon legendären Gitarrenkünste in den Mittelpunkt, während seiner Frau der Rest des Albums gebührt.

Abzüge gibt es jedoch vor allem, was die beiden Coversongs angeht, ohne die das Album auch ausgekommen wäre. Allgemein sind im Gegensatz zu den vorigen Alben des Duos nur wenige Songs dabei, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Diese Ehre gebührt fast ausschließlich den mittelalterlichen Tracks, die den Fans des Genres durchaus viel Spaß bereiten dürften.

Songempfehlungen

  • Der Letzte Musketier
  • Daker Shade of Black
  • Nature’s Light

Trackliste:

  1. Once Upon December
  2. Four Winds
  3. Feather In the Wind
  4. Darker Shade of Black (Instrumental)
  5. The Twisted Oak
  6. Nature’s Light
  7. Der Letzte Musketier (Instrumental)
  8. Wish You Were Here (2021)
  9. Going To The Faire
  10. Second Element

BLACKMORE’S NIGHT sind:

Ritchie Blackmore – guitar, mandola
Candice Night – vocals, recorder, shawm, tambourine

Luise

Stile: Melodic-Death-, Prog-, Folk-, Pagan Metal, Folk-, Alternative Rock

Bands: Coppelius, Avatar, Orphaned Land, Opeth, Carach Angren, Dimmu Borgir, Rotting Christ, Dark Tranquillity, Amorphis, Soilwork, Heilung