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Nach bereits acht Releases einer Band sollte man eigentlich meinen, ihr in irgendeiner Weise schon einmal begegnet zu sein, sei es auch nur beiläufig beim Stöbern durch Internetforen oder auf Flyern kleiner Underground-Shows, die binnen Sekunden nach Erhalt schon wieder in den nächsten Mülleimer befördert werden. Bei mir und IMPURE WILHELMINA ist dies jedoch nicht so und daher nähere ich mich auch ganz unvoreingenommen dem Stoff ihres, wie bereits erwähnt, achten Releases, diesmal unter dem Schweizer Kleinvertrieb Get A Life! Records. Die Bandgeschichte der vier Genfer schreibt ein halbes Drama, gerade mal noch ein Gründungsmitglied spielt in der heutigen Besetzung, Musiker stiegen in die Band ein und wieder aus; Alexandre Müller, der bis 2007 an der Gitarre frickelte, kannte man danach unter anderem von seiner Arbeit bei EQUUS.
Nähern wir uns nun jedoch "Prayers And Arsons", dem 2008er Longplayer von IMPURE WILHELMINA. Der Bandname bedeutet übrigens soviel wie "unzüchtige" oder "schmutzige Wilhelmina" und genauso klingt ihr neues Release auch. Roh, schleppend, schmutzig und irgendwie individuell. Das beweist auch einmal mehr, dass die Jungs von Get A Life! Records zur Zeit ein Händchen für Außergewöhnlichkeiten besitzen. Dem ersten Track lauschend fühle ich mich unfreiwillig an ...TRAIL OF DEAD und RADIOHEAD erinnert. Dieses Gefühl soll jedoch nicht allzu lange anhalten, denn mit Beginn des zweiten Songs brechen IMPURE WILHELMINA zum Brandschatzen aus, wie es uns der Titel der Platte schon verspricht. CONVERGE oder ACID BATH sprechen hier aus den Köpfen der Schweizer, in einem sehr rohen und gewöhnungsbedürftigen Indie-Akzent, an welchem man jedoch schnell Gefallen findet. IMPURE WILHELMINA verlassen sich jedoch nicht auf einen musikalischen Weg: Mal spielen sie fast reinen Indie wie in "Continental Breed", welcher daher als Opener auch nicht representativ für die gesamte Platte stehen kann, mal spielen sie wiederum düsteren Post-Hardcore wie in "As We Kneel", dem sechsten Stück. Trotz der musikalischen Mannigfaltigkeit von "Prayers And Arsons" verspürt man als Hörer stets den roten Faden, der sich gekonnt durch alle neun Tracks zieht. Somit kann von Stilbruch auch keine Rede sein, die Schweizer haben eben ihren Eigenen, oder besser gesagt: Ihre Eigenen.
"Prayers And Arsons" ist ein außergewöhnliches Stück Musik, bei dem fast kein Track mit dem Vorherigen vergleichbar ist. Die Songs scheinen geprägt durch nun bereits dreizehn Jahre Bandbestehen, angefüllt von Wut, Trauer, Bandaus- und Einstiegen und all dem, was eine Band normalerweise durchmacht und genau das erkennt man beim Hören von "Prayers And Arsons". IMPURE WILHELMINA selbst bezeichnen ihre Musik als Melodramatic Popular Song, andere wiederum als Metal, doch das ist die Musik von "Prayers And Arsons" definitiv nicht. Als Hörer sollte man voreilige Vergleiche oder Genreeinordnungen voerst beiseite legen und sich auf eine sehr rohe, düstere und angepisste Band einstellen, die in letzter Zeit wohl viel Sludge und Noise gehört und ihr Repertoire an Konsonanz schon lange verspielt hat.
Stil (Spielzeit): Depressiver Alternative/Noise (52:24)
Label/Vertrieb (VÖ): Get A Life! Records (21.11.08)
Bewertung: 7 / 10