Pascal Comelade - A Freak Serenade

PascalComelade_FreakSerenade

Stil (Spielzeit): Soundtrack, Instrumental, Minimalistic Music (44:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Because Music / Alive (16.10.09)
Bewertung: 7 / 10

Link: www.myspace.com/comelade

„I can’t read music or even write it. My inspiration is popular. I do experimental music.”

Das behauptet in etwas ungelenker Weise PASCAL COMELADE, ein französisch-katalanischer Musiker des Jahrgangs 1955, von sich. Für jemanden, der seit 1975 unzählige Alben und mehrere Film-Soundtracks komponiert und auch noch größtenteils selbst eingespielt hat, dürfte das ein mächtiges Understatement sein.

Denjenigen unter euch, die noch den Score des Films „Sommer vorm Balkon“ aus dem Jahr 2004 im Ohr haben, muss ich nicht viel Neues erzählen. Auch auf diesem passend „A Freak Serenade“ betitelten Album bilden langsame Walzer- und seltener Tangorhythmen das Grundgerüst der äußerst eigenwilligen Kompositionen, die Comelade dem erstaunten Hörer dann bevorzugt auf Spielzeuginstrumenten, wie z.B. einem kleinen Kinderklavier, einer Ukulele, einer Singenden Säge oder einem Kamm vorträgt. Das klingt ungefähr wie die kranke finnische Kult-Kapelle ELÄKELÄISET in Zeitlupe. Sogar der mitschwingende Humor ist ähnlich, wobei dieses rein instrumentale Album sehr viel mehr nach gut gereiftem Rotwein als nach schalem Billigbier und Fusel-Wodka klingt. Ob die gegurgelte (!) Melodie eines Stückes ihren Klang den Produkten legendärer französischer Weinhänge oder profanem Leitungswasser verdankt, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Jedenfalls ist dieses Werk nicht nur langsamer, sondern auch anspruchsvoller und durchdachter als die finnische Humppa-Hektik.
Nach dem ersten Befremden angesichts mancher überdrehter und gewollt kindischer Passagen entpuppen sich die vermeintlich infantilen Spinnereien als clevere Kleinode einer offengeistigen französischen Komponiertradition. Der Multiinstrumentalist Comlade ist da unüberhörbar ein Geistesbruder von YANN TIERSEN, der hierzulande durch seine prägenden Soundtracks für „Die fabelhafte Welt der Amelie“ und „Good Bye, Lenin!“ bekannt geworden ist. Von Klassik und Jazz über Rock ’n’ Roll bis Pop wird da alles nonchalant mit einer großen Portion regionaler Folklore gemischt. Das Ergebnis ist immer eigenwillig, bisweilen nervig, aber nach dringend nötiger Eingewöhnung vor allem enorm stimmungsvoll.

In diesem Sinne sind die knapp 45 Minuten von „A Freak Serenade“ großes (Kopf-) Kino, oder, wie Pascal Comelade mit seinem in jedem Stück wieder zu findenden Humor gesagt haben soll, „a degenerated tribute to fanciful ball music“.