Stil (Spielzeit): Reggae/Ska etc. (48:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Hellcat/SPV (17.02.06)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.theslackers.com/
Irgendwie ist es schon witzig. Da leben wir in einer politisch und gesellschaftlich höchst brisanten Zeit und die ganzen emo-gescheitelten, gepiercten, tätowierten und möglichst brutal auf Junkie getrimmten Schreihälse der Was-auch-immer-Core-Szene singen lediglich darüber, dass ihre Liebste sie verlassen hat und sie deswegen die tiefsten Täler des Schmerzes durchwandern müssen. Und einer der Veteranen der New Yorker Ska/Reggae-Szene zeigt denen mal wo es lang geht.
Die SLACKERS machen jetzt seit ca. 15 Jahren durch Ska/Reggae/Dub und allen anderen artverwandten Spielarten auf sich aufmerksam. Das schöne an ihnen ist auch der ziemlich oldschoolige Sound, der mich an HEPCAT oder die Grover Sachen aus Deutschland erinnert: Hier wird Groove noch Groß geschrieben und verzerrte Gitarren findet man gar nicht, dafür jede Menge Relaxtheit, Tanzbarkeit und Coolness. Aber neben dieser Gelassenheit im Sound lässt sich durchaus erkennen, dass die Bandmitglieder mit offenen Augen durch die Welt gehen und dies auch reflektieren. So sprechen Songs wie „International Warcriminal“ oder „Propaganda“ (auch mit einem Video auf der CD vertreten) eine deutliche Sprache und richten sich gegen die politische Vergiftung ihres Heimatlandes durch die amtierende Regierung. Und das bei einer so unglaublich wenig aggressiven Musik.
Aber auch das Alter an und für sich bringt neue Themen und Inhalte, wie z.B. den Tod des eigenen Vaters in „Peculiar“. Und manchmal bringt die Zeit auch den Wunsch nach Änderungen mit sich. Und so war das Hauptanliegen der SLACKERS diesmal wohl die Übertragung ihrer Live-Energie auf den Tonträger. Wer die Band schon mal live gesehen hat, weiß auch warum. Bei einem Slackers-Konzert treffen sich nicht nur bekiffte Hosenträger-Träger in schwarz-weißen Klamotten, sondern ebenso Punks und Hardcorler, denen die Band ordentlich einheizt und sie on top sogar richtig zum Tanzen bringt. Um diese Energie durch die Aufnahmen nicht zu verlieren wurden die Basictracks auch einfach mal live eingespielt (ähnlich, wie es die BEATSTEAKS bei „Smack Smash“ gemacht haben) und das sogar ganz in unserer Nähe, nämlich in Sittard, Holland. Und bei Songs wie „Peculiar“, “Keep it simple“ oder dem Instrumental „Sauron“ (ja, der aus Herr Der Ringe) geht dies auch vollkommen auf – sei es durch eine extra Portion Wucht oder Atmosphäre. Und neben dem ganzen Reggae- und Skafeeling findet man zur Auflockerung auch noch leichte Dubeinflüsse („Propaganda“), etwas Northern Soul („Set The Girl Free“/ „What Went Wrong“) oder auch mal ein Stück mit nur einer Gitarre und Gesang („I`d Rather Die Happy“).
Abgerundet wird dieses wirklich schöne Album durch ein stimmiges Artwork, welches das Digipack stark an eine Freakshow aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts erinnern lässt. Wenn man sich also mal von seinem Plattenteller nicht durchgehend anschreien lassen will, bietet diese Platte Entspannung, Unterhaltung, Ansätze zum Mitdenken, Abwechslung und die Möglichkeit seine Nackenmuskeln zu entspannen und dafür mal seine Hüfte zum Schwingen zu bringen. Schönes Teil! Aber die SLACKERS stehen ja eh für Qualität.