Veagaz - New Suburban White Trash Soul Music


 



Stil (Spielzeit): Düster-melancholischer Bluesrock / Alternative (46:43)

Label/Vertrieb (VÖ): Schallplattenmanufaktur Hameln / Radar (17.11.07)

Bewertung: 8 / 10

Link: http://www.veagaz.com
http://www.myspace.com/veagaz

 
Ein langer Albumname prangt da über dem Bild, welches uns einen Schnappschuss einer Hausfassade aus Metall und Glas präsentiert: "New Suburban White Trash Soul Music". Uff, allein über sämtliche Assoziationen könnte man Bücher schreiben.

Vielleicht wollen VEAGAZ ein wildes Bündel an emotionalen Reaktionen erzeugen, das das ganze Album über im Kopf rumwuselt, sich mal hier und mal dort einnistet und zu jedem der todtraurigen Lieder launische Kommentare abgibt. Ob man an die kaputten Existenzen ausgebrannter Vorstadtbewohner, an wortkarge und tieftraurige Gespräche in vergessenen Kneipen am Furunkel einer kühl glitzernden Metropole oder an Bilder von Edward Hopper denkt, ist dann auch egal.

Jeder Tag ist eine Last, jeder Lohn eine Beleidigung, jeder Handschlag eine Lüge, eine Beziehung die Zeit zwischen zwei Katastrophen. Und das Schlimmste ist: Immer nagt die Einsamkeit an einem, die Gewissheit, dass hinter der nächsten Straßenecke keine bessere Welt auf dich wartet, sondern nur die nächste Demütigung.
Wer sich in solchen Gedanken wiederfindet, der kann in das zweite Album des Hamelner Trios komplett eintauchen. Langsame seelenbeerdigende Stücke in der Tradition von LEONARD COHEN und NICK CAVE, die man vielleicht Bluesfolk nennen könnte, wechseln sich mit etwas rockigeren Nummern ab, die den Werken der norwegischen Obermelancholikern MADRUGADA verdammt nahe kommen.

Die Bandbreite ist erstaunlich und erfreulich zugleich und macht einen Durchlauf des Albums zu einer spannenden Sache. Da hätten wir also den unsagbar lässigen Opener "Black Poison", gefolgt von einigen herrlich schleppenden, aber leider auch manchmal verschnarchten, da sehr repetitiv konstruierten, Stücken. Ab dem fünften Stück gewinnt das Album dann richtig an Intensität. Mit "Funeral Sunrise"  ist Alternative Rock im Angebot, gefolgt von zwei völlig unterschiedlich schnellen, aber klanglich zusammengehörenden Stücken, die genau zwischen Mr. NICK CAVE und MADRUGADA liegen. Und dann gibt's da noch diese Ohrwurm-Orgel bei "Black Coffin" und gesangliche LEONARD COHEN-Referenzen bei "Nobody Nows This Is Nowhere" . Ganz stark trumpft kurz vor Schluss nochmal "My Crusade" auf. Üppige sieben Minuten lang kann man die Entwicklung von Toms plus Tschingdarassa-Schellenkranz hin zu aggressivem Noise verfolgen. Da darf man auch mal an NEUROSIS denken. Natürlich klingt das Album dann doch ganz anders aus, aber doch ein feines Muskelspiel!

Dabei bleibt die Band immer am Boden. Charismatischer Gesang, Bass, Gitarre, Schlagzeug und manchmal noch Orgel reichen den zwischen bluesiger Bierruhe und stilvollen Tendenzen zu seltenen Wutausbrüchen pendelnden Herren, die früher als THE ORIGINAL REVEREND JONES offenbar nicht über regionale Bekanntheit hinauskamen. Nun kenne ich das Material von damals nicht, aber "New Suburban White Trash Soul Music" hat auf jeden Fall eine Menge Aufmerksamkeit verdient!

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