Stil (Spielzeit): Blues(rock) (60:31)
Label/Vertrieb (VÖ): edel/cmm w. rott (28.09.07)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.hoochiecoochiemen.com/
Ein Album wo „Featuring Jon Lord“ drauftsteht kann so schlecht nicht sein. So auch bei THE HOOCHIE COOCHIE MEN mit „Danger White Men Dancing“. Hier bekommt man feinen Bluesrock zu hören. Australier Bob Daisley (sonst eher bei OZZY am rocken, hier Gesang, Bass, Harmonika), Tim Gaze (Gitarre), Rob Grosser ( Drums) und der Meister Jon Lord (Hammond-Orgel und Klavier, logisch) werden bei einigen Songs unterstützt von Ian Gillan, Jeff Duff und Jimmy Barnes. Da läuft einem ja schon mal das Wasser im Mund zusammen.
Mit „The Blues Just Got Sadder“ und einem Lord´schen Hammond-Solo ist man gleich zu Beginn voll im Blues. Gaze findet alles grade ganz furchtbar, alles ist hinüber und eine wunderbare Gitarre wimmert dazu. Sollte man nicht unbedingt im November hören. Musikalisch ist das natürlich erhaben. Bei „Gotta Find Me Some Fire“ muss es nun aber voran gehen. So kann das Leben nicht weitergehen. Fragt sich nur wie. Er braucht Energie und eben Feuer, aber er ist kalt bis auf die Knochen. Der Song treibt voran und klingt von der Musik her recht positiv. Liest man den Text genauer will man nur noch ins Mäuseloch. Nicht für Depressive, weil alles ist hoffnunglos.
Auf „Twisted System“ mit Jeff Duff fängt es an mit „every morning I drag outa bed, back to the wall where I bang my head“. Die Klage des kleinen Arbeitnehmers. Passend wie nix für die meisten Menschen, die wirklich jeden Tag in der Tretmühle herumschlurfen, eh nie genug Geld oder Anerkennung bekommen. Aber Obacht, es wird sich ändern. Weil es so nicht lange weiter gut gehen kann. Hoffnungsvoll, wenn auch verbittert. Lords Orgel beherrscht den Song dezent, eine ziemlich fiese Gitarre klingt in etwa genauso wie man sich an einem Montagmorgen fühlt. Wunderbar umgesetzt.
„Over & Over“ mit Ian Gillan auf gar keinen Fall bei Liebeskummer hören. Ach du liebe Güte, da muss frau sich aber grade mächtig zusammenreissen. Ein wunderwunderbares Lied, todtraurig und gleichzeitig mit einem kleinen Hoffnungsschimmer. Sehr ruhig, mit dramatischen Bridges und einem sehr liebevollen Solo.
„Let It Go“ swingt dann plötzlich sehr erfrischend um die Ecke, es steppt gradezu. Das ist schon rockig und man wippt mit. Aber nicht wirklich ein Höhepunkt. Jimmy Barnes ist der Sänger auf „Heart Of Stone“, im Original von Jagger/Richards geschrieben.Lord kann hier wieder zeigen, wie sehr er sein Instrument beherrscht. Passende Stimmung hierzu kommt von Barnes, wütend und trotzig.
„If This ain´t The Blues“...und wieder Ian Gillan. Ich denke, das mache ich mal im Frühjahr wieder an, sonst hüpf ich gleich hinter den Zug. Seltsamerweise tröstet einen das aber auch. So dreckig kann es einem ja nicht gehen wenn man aus diesem Lied mit seinem schönen Grundbass nicht auch wieder Hoffnung schöpfen kann. „Dead Presidents“...ist das nun Verulkung oder wieso meint man hier, alle Präsidenten sind nur gut wenn sie tot sind? Es dämmert, der meint die Dollarnoten! Sieh an, Humor haben die Herren auch noch. Das Stück liegt mir nicht so, im Gitarrenpart wird es leicht proggig und verspielt, dann wieder rockig mit starken Southern-Einflüssen. Der Titeltrack „Hoochie Coochie Man“ (Wille Dixon) ist Voodoo mit Boogie. Rauh und dreckig, mit einem gewissen Fingerschnippsen.
Jeff Duff hört man erneut auf „Bottle O`Wine“. Er sinniert über das Leben, irgendwie ist ja einiges doch nicht so toll gewesen, aber Antworten gibt es mal wieder nicht. Dann kann man auch gleich Wein trinken, lustige Zigaretten rauchen und sich ne Line ziehen. Was soll´s, ändert auch nichts. Sehr mitreissende Gitarrenarbeit, fast schon aggressiv.
Was „Everybody Wants To Go To Heaven“ nun gar nicht ist. Jeder will in den Himmel, aber dass man dazu sterben muss, vergisst man gerne mal. Jeder will einen Grund wissen, aber kennt die Frage nicht. Der ewige Kreis halt, hier wieder sehr melancholisch umgesetzt. Der letzte Song„Tell Your Story Walkin`“ kickt den Leuten in den Allerwertesten, die sich im Jammern gefallen, aber nichts ändern. Sollen sie doch bitte sonstwem ihre Kümmernisse erzählen, aber solange sie sich selber nicht in den Griff kriegen und immer allen anderen die Schuld geben, wird es einfach nervig. Eigentlich ein sehr geiler Abschluss eines eh schon tollen Albums. macht versöhnlich mit dem traurigen Hintergrund der meisten Songs. Mal ein wenig Blues zu schieben ist sicher nicht falsch. Aber auf Dauer bringt das Gewinsel halt nichts, man muss schon selber zusehen, sein Leben neu zu beginnen. Aber bitte nicht auf Kosten anderer.
Die Produktion ist natürlich glasklar und mit den 13 Songs ist man bestens bedient. So sehr ich ab und an Blues liebe, wenn man genau hinhört wird einem im November doch schon arg kühl zumute. Wo ist mein Teddy und meine Wärmflasche und ich will jetzt was zum Aufmuntern. Das ist mir alles viel zu traurig. Aber auch schön.