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Jam Bands, die Gegenbewegung zu Samples, Loops und Playback, die sich in den USA steigender Beliebtheit erfreut, ist bei uns noch weitgehend unbekannt. Diese Bands greifen das Gefühl von Bands wie GRATEFUL DEAD auf, die in den späten 60ern und 70ern vor allem auf der Bühne brillierten. Statt durchgeplanten Auftritten bei denen jeder Ton zu sitzen hatte, wurde gejammt und improvisiert. Die Konzerte lebten ebenso vom Zusammenspiel der Musiker wie von der Interaktion zwischen Bühne und Publikum.
Während der Vorgänger „Anchor Drops“ mit seinem Hauptaugenmerk auf rhythmischen Feinheiten und komplizierten Strukturen schon eher der progressiven Ecke zuzuordnen war, wollte sich die Band bei ihrem nunmehr sechsten Album Safety In Numbers verstärkt auf die Songs an sich konzentrieren. Das ist überwiegend auch gelungen. Denn so spannend es auch auf einem Konzert sein kann, einem Könner dabei zuzusehen und zuzuhören, wie er auf seinem Instrument improvisiert und sich in seinen Soli ausdrückt, so ermüdend ist selbst ein stimmungsvolles aber langes Solo aus der Konserve. Also tut auch eine Jam Band gut daran, die Stellen, an denen live improvisiert würde, im Studio nur anzudeuten. Genau hier verstricken sich UMPHREY’S MC GEE noch das eine oder andere Mal. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn dann nicht mal ein Aufsehen erregendes Solo kommt, sondern man die Takte mit dem Rhythmuspart unveredelt verstreichen lässt. Schade eigentlich, denn von dieser kleinen Schwäche abgesehen enthält dieses Album elf Songs, die ein breites Publikum ansprechen sollte. Vom Alt-Hippie, der sich an bessere Zeiten erinnert fühlt über den seelig mitwippenden Rocker bis zu Folk- und Countryfans ist für jeden etwas dabei.
Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass auch bei uns, wo sich erfolgreiche handgemacht Musik einmal mehr auf maximal drei Akkorde zu beschränken hat, die Jam Band Welle an Boden gewinnt und wir uns bald auf mehr Musik diese Qualität freuen dürfen. Hier darf jeder, vom alten Deadhead (um Missverständnissen vorzubeugen: Grateful Dead Fan) bis zum Proggie sorglos zugreifen. Wer vorher reinhören möchte, sollte unbedingt Women, Wine And Song antesten.
Stil (Spielzeit): Jam (55:00)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut Music/SPV (31.03.2006)
Bewertung: Ein starkes Album mit kleinen Längen (8,5/10)