Stil (Spielzeit): Stoner-Rock (31:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Mad Cell Records/Flight 13 (28.09.05)
Bewertung: Unausgegoren (3,5/10)
Link: www.orwo6.de
Ein Typ sitzt auf der Schüssel, poft eine und hat Stacheldraht in der Hand. Über den Sinngehalt dieser Szenerie ließe sich streiten oder zumindest diskutieren, auch über Sein oder Nicht-Sein einer Querverbindung zum Namen des Albums, dessen Vorderseite eben jenes Lichtbild – nun ja – „ziert“. Um es kurz zu machen: Ebenjener Name lautet „Groove Royal“, das ganze geht auf die Kappe einer Berliner Kapelle namens Orwo6 und bezeichnet ein etwa halbstündiges, hauptsächlich instrumentales Album, mit dem dessen Schöpfer sich nun anschicken, die Weltherrschaft zu erobern – oder so ähnlich.
Der allererste Eindruck nach dem Anlaufen der Platte: Komischer Mix. Drums viel zu weit weg, Bassdrum kaum vorhanden. Gitarrensounds verwaschen, Stereopanorama ungefähr wie bei einer qualitativ ordentlichen Proberaumdemo. Kurzum: Alles, nur nicht professionell. Schade eigentlich, denn die Songs haben durchaus ihren Charme, gehen in die Beine und fördern den – live immer wieder geschätzten – Bewegungsdrang zutage. Aber nochmal: Wo, um Himmels Willen, ist der Druck hin? Ein guter Groove (den man auf einem Album mit dem Titel „Groove Royal“ doch eigentlich hätte erwarten können) kann nur mithilfe einer funktionierenden, präzise hörbaren Bassgruppe entstehen. Doch hier rödelt alles so vor sich hin und dudelt sich – trotz der streckenweise fast schon ein wenig proggig anmutenden Harmoniewechsel – immerhin halbwegs gefällig ins Ohr. Und damit nicht genug, die Soundqualität baut zur Mitte des Albums hin auch noch merklich ab!
Immerhin – pünktlich zur ersten (und in der Folge auch einzigen) Nummer mit Gesang, Piece Of Cake, entwickelt man wieder so etwas wie energiegeladenes Riffing und druckvolle Momente, die sich allerdings hörbar an Vorbildern wie Tool orientieren, nur eben mit viel, viel weniger Saft und Kraft. Zudem wird erkenntlich, warum auf dem gesamten bisherigen Album auf Gesang verzichtet wurde – autsch. Dünnes Stimmchen will shouten. Doppelautsch.
Cool Runnings wiederum tröpfelt dann wieder, zum gepflegten Hippeln animierend, durch die Gegend, und zwei Songs später ist die halbe Stunde auch schon um und das Scheibchen ratzfatz fertig – ganz fertig? Nein! Da hat sich doch tatsächlich noch ein Hidden Track versteckt, und holla: Warum bitte war diesem hübschen Akustik-Rock-Stückchen in seiner stimmigen Schlichtheit kein echter Listenplatz vergönnt? Riffing, Stimmung, Mischung und Vocals – alles prima! Bitte mehr von so was!
Schöne Ideen und ein interessantes, frisches Songkonzept treffen auf schludrige Durchführung und schwammige Produktion, so könnte der Untertitel von Orwo6s (wie auch immer man das aussprechen mag) neuem Werk lauten. Man wird beim Hören ständig den Eindruck nicht los, dass man ein halbfertiges, unausgegorenes Masterband vor sich hat – sicherlich auch bedingt durch das störende Fehlen einer Melodie- bzw. Gesangsstimme. Manche mögen's von mir aus als "back to the roots" oder so ähnlich bezeichnen, und trotzdem: Ein passendes Riff ist und bleibt eben nur notwendige, jedoch nicht hinreichende Zutat für einen guten Rocksong, und hier wird einmal mehr deutlich hörbar, warum. Schafft man es in der Zukunft jedoch, an diesen Schwächen zu arbeiten, und gute Ansätze besser herauszugreifen, sollte der geneigte Alternative-Fan seine Lauscher in Zukunft in regelmäßigen Abständen vielleicht auch mal nach Berlin strecken.