Die Koffer sind gepackt, das Auto betankt und auch die erste Palette Bier hat schon ihren Platz auf dem Rücksitz eingenommen – dem lang ersehnten Roadtrip steht nichts mehr im Wege. Würde da doch nur nicht diese eine Kleinigkeit noch fehlen. Die Rede ist selbstverständlich von der passenden Musik, denn was wäre eine solche Unternehmung ohne eine lässige Brise Stoner Rock aus der Bordanlage. Gut, dass die Portugiesen von HER NAME WAS FIRE passend zum Frühlingsbeginn ihr Debütalbum "Road Antics" endlich auch im physischem CD-Format auf die Bretter schicken. Denn dieses macht seinem Namen alle Ehre. Gitarrist Joao Campos und Schlagzeuger Tiago Lopes grooven mit einer solchen Selbstverständlichkeit durch die Plattenrillen, dass dem Autor beim Schreiben der hiesigen Zeilen immer noch der Fahrtwind durch die Haare fegt.
Tiefgestimmte, durch den Bassverstärker gejagte Gitarrenriffs und ganz viel Groove bestimmen das Erstlingswerk des Rockduos, welches schon mit dem kurzen, aber feinen Opener "Little Pain" einen kurzen Einblick in die gewaltige Hitdichte des Albums gewährt. Egal ob "Take My Soul", "Gone In A Haze" oder das erfrischende "Out Of Control" – langweilig wird es fast nie. Vielmehr entwickelt "Road Antics" durch seinen Genremix aus Stoner Rock, Blues und Sleaze eine Sogwirkung, welcher man sich bis zum Rausschmeißer "So Long Starman" nur schwer entziehen kann. Das Duo überzeugt mit feurigem Schlagzeugspiel und Joaos sleazigen Gesangslinien, welche das Blut förmlich zum Kochen bringen. Klingt erst einmal übertrieben, kann man in Anbetracht der Qualität der Platte aber durchaus mal so stehen lassen.
Kritik auf hohem Niveau
Zu kritisieren gibt es, ob der vorherigen Lobeshymnen, naturgemäß wenig. Vielmehr muss man als Hörer mit der Lupe danach suchen. Zu selten leistet sich die Band einen wirklich Aussetzer, wie mit dem langweilig-belanglosen "Summer Strummer", das über den Status eines Fillers einfach nicht hinaus kommen will. Vielleicht hätte das Duo auch das über fünf Minuten andauernde "Bring The Ransom" etwas kompakter gestalten können. Zwar nimmt der Song nach dem schnellen "Wrong" gelungen das Tempo raus, verläuft sich gegen Ende aber spürbar. Wie es besser geht, zeigt das hypnotische "So Long Starman". Das ist aber alles Jammern auf sehr hohem Niveau, denn ein solch stimmiges und mitreißendes Debüt bekommt der geneigte Hörer nun wahrlich nicht jeden Tag vorgesetzt.
HER NAME WAS FIRE liefern folglich mit "Road Antics" ein richtig heißes Eisen ab, welches einen schon mit den ersten Tönen auf die Route 66 versetzt. Nicht zuletzt durch tolle Melodien und das grandiose Schlagzeugspiel von Tiago Lopes wird die Platte zu einem wahren Festessen für jeden, der auch nur ansatzweise etwas mit Blues, Sleaze und Stoner Rock anfangen kann. Wer die Jungs allerdings live sehen will, muss sich wohl noch eine Weile gedulden. Bisher tourt das Duo nur durch die portugiesische Heimat. Bis die Rocker bei uns aufschlagen, hilft also nur: Scheiben runter und raus auf die Straßen!
Trackliste
- Little Pain - 2:56
- Take My Soul - 3:58
- Gone In A Haze - 3:54
- Wrong - 3:54
- Bring The Ransom - 5:38
- Nightcrawler - 3:34
- Way To Control - 3:30
- Summer Strummer - 3:32
- To The Sunset - 4:27
- So Long Starman - 4:59
Band
Joao Campos - Guitar, Vocals
Tiago Lopes - Drums