Wolfgard - Nordic Force




Stil (Spielzeit):
 Power / Thrash Metal (50:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (26. 04.10)
Bewertung: 8 /10

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Dascha ma’n gedieg’ner Name, wa? Ich hätte da zwar eher ein Kind der Liebe eines gewissen Wolfgang und seiner Hildegard erwartet, aber WOLFGARD sind tatsächlich eine Metalband. Aus Hamburg. Und seit 2005 aktiv, aber mit langer Pause nach dem 06er Demo. Das liefert aber noch die ersten sechs Nummern für das im Lübecker Rosenquarz eingespielte Debüt.

Und das mal vorab: ob LAMP OF THOTH, WARNING oder eben WOLFGARD: Es ist schon beeindruckend wie wenig man die Lübecker identifizieren kann. Will sagen: sie verpassen den Bands exakt den individuellen Sound, den die Mucke braucht, um richtig zu wirken... Das kennt man sonst ja  leider oft anders.

 „Nordic Force“ schwimmt textlich auf der Viking-Welle, hat musikalisch aber herzlich wenig mit AMON ARMATH und gar nichts mit ENSIFERUM zu tun. Auch der von der Band ins Spiel gebrachte Death Metal – Einfluß erscheint mir  nicht übermächtig. Sie sind eher Kavaliere alter Schule. Heavy / Power  und vor allem Thrash Metal der 80er ist basal. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass da sogar noch ein Mitglied der hanseatischen Institution NOT FRAGILE mit am Start ist.

Folglich könnte man das Ganze gleich mal als altbacken und unspektakulär abtun. Mach ich aber nicht. Im Gegenteil, da sind so einige Aspekte, die man zu schätzen weiß, wenn man wie ich noch immer so altes Zeug hört. Oder BRIMSTONE (Hmm, jetzt muss ich die schon wieder als Vergleich heranziehen…) Dark Forest (UK) etc. 

Z.B. ist da der raue, thrashige Gesang von Sänger „Heavy“: hart, dreckig, aber nicht überzogen. Dann sind die Leads oft sehr melodisch, aber auch leicht angeschrägt. Kriegt man so nicht mehr oft zu hören. Sehr charmant. Auch dass sich in das 80er Riffing (inpiriert u.a. von PANTERA, deutschem Rüpel-Thrash, DEATH ANGEL / DARK ANGEL) manch Andeutung von  Black Metal – Geschredder geschlichen hat, tut meiner nostalgischen Freude keinen Abbruch. Belebt und spendet Kraft.

In Sachen Songwriting hatten mich von Anfang an ein paar Stücke gleich gefangen genommen: das wuchtige „Waar“, die schnellen „Snartemo“ „Death will Follow You“, „Union“ mit seinem leicht angeschwärzten Basisriff und dem geilen Chorus, „Born to Destroy“ (auch nicht langsam), dessen Melodieführung von dem glorreichen „Carving a Crimson Career“ stammen könnte, „Valley of Hate“…

Und dann sind da noch ein paar Nummern, die eher in die von den Texten antizipierte Richtung gehen: also die längeren und / oder leicht epischen.  Bei den ersten Umläufen tat ich mich aber etwas schwerer mit „Berserker“, „Revenge from North“…

Ich fühle mich nämlich bei OLD SEASON oder SIROCCO einfach besser aufgehoben, wenn es denn episch und old-school Metal sein soll. Denen geht das schlüssiger von der Hand. Aber nach einigen Umläufen verschleifen sich die Schwächen, weil auch hier (nicht nur) die Gitarren einfach ihre guten Momente haben… Allein das schwache „Fallen Brother“  mit seinem  albernem Chorus können auch sie nicht mehr retten. Das Stück ist dann auch gar nicht lang, kommt Einem aber lang vor…

Offengestanden bin ich sehr positiv überrascht. Solche klassisch ausgebildeten Geschmacksmenschen hätte ich aus Deutschland, zumal meiner hippen Heimatstadt nicht erwartet. Müsste man das schmucke Teil kaufen, würde ich meiner Euphorie zum Trotz die Warnung aussprechen: Du solltest ein nostalgischer alter Sack sein, „Digger“ (ex-WARPATH) oder Rotzröhre Algy Ward für gute Sänger halten und BRIMSTONE für eine der unterbewertetsten Bands dieses Erdballs… dann wirst auch Du WOLFGARD (Tz-Tz, wat’n Name!) vermutlich mögen. Muss man aber nicht kaufen, kann man runterladen. Legal & inkl. Cover-Bastelbogen. Nämlich hier.