Saratan - Antireligion

saratan

Stil (Spielzeit): Thrashmetal (33:18)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom Music (04.06.10)
Bewertung: 8 / 10

Link:
http://www.myspace.com/saratanband

Irgendwie anders... Auf der einen Seite zwar durchaus typisch anmutender Thrashmetal mit ordentlichem Death-Einschlag, auf der anderen jedoch... halt irgendwie... anders. Und das ist jetzt einhundertprozentig positiv aufzufassen. Andersartigkeit an sich ist ja ohnehin schon ein durchweg vorteilhaftes Attribut. Nun könnte man fast meinen, polnischer Thrash sei von der Sache her schon andersartig genug für diese Welt, doch das genügt den Herren, die sich für „Antireligion“ verantwortlich zeichnen, ganz und gar nicht. „Hektisch muss das klingen! Und doch irgendwie harmonisch.“ mag Frontmann Jarek Niemiec einst sinniert haben. „Wie Recht Du doch hast. Und die notwendige Aggressivität sollten wir auf vollkommen unkonventionelle Weise rüberzubringen versuchen.“ wird Saitenzupfer Adam Augustynski daraufhin ergänzt haben. „Ich spiele gerne Doublebase!“ war vielleicht der komplett überflüssige Beitrag von Trommler Wiktor Niemiec zu dieser Konversation. Daraus entstand dann ein noch etwas holpriges Demo im Jahre 2006, worauf unter den Fittichen von „My Kingdom Music“ zwei Jahre später das Debut-Album „The Cult Of Vermin“ folgte. Wiederum zwei Jahre darauf halten wir nun „Antireligion“ in den Händen und man kann sagen, dass die Jungs ihr Ziel über die Zeit nicht aus den Augen verloren haben. Die damals formulierten Vorsätze sind ausgefeilt worden und eröffnen uns nun ihr gesamtes Potential. Und das hat es wirklich in sich.

Sozusagen von der ersten Sekunde an vermochten mich SARATAN zu überzeugen. Ganz besonders die intensiv und mächtig über allem stehenden Vocals zogen mich von Anfang an in ihren Bann. Es wird weder gegrunzt, noch geschrien oder gekreischt. Nein, in lässigster Oldschool-Manier werden uns die englischen Texte mit einer markant rauhen Grölstimme vorgetragen, dass wohl sogar Chuck Billy applaudieren dürfte. Variationen innerhalb dieses Gesangs gibt es so gut wie überhaupt nicht. Alles wird in scheinbar der selben Tonlage von vorne bis hinten runtergegrölt, ohne dabei Kompromisse einzugehen. Doch gerade das macht auch den Reiz daran aus. Das Gesamtwerk wirkt dadurch auf sonderbare Weise gehetzt, aggressiv und eindringlich. In diese Liste von thrashmetaltauglichen Adjektiven reiht sich dann auch die musikalische Fraktion ein. Die Riffings sind schnell und präzise und überraschen auch gerne mal mit eher unkonventionellen Verläufen. Da darf dann auch gerne mal der gute, alte Deathmetal kurz reinschneien, sein Revier markieren und diskret wieder verschwinden.

Ähnliches gilt für die dominanten Drums. Glücklicherweise konnte sich Prügelknabe Wiktor durchsetzen und beweist nun, wo es geht, wieviel Freude er an einer sauberen Doublebase hat. Und diese Freude geht unweigerlich auf den Hörer über. Vor allem, da dieser mit ständig wechselnden Geschwindigkeiten und kreativen Schlagkombinationen beglückt wird. Das ist alles wirklich außerordentlich angenehm anders. Und doch vergleichbar. Herkömmliche und altbewährte Thrash-Urgesteine wie TESTAMENT oder KREATOR dienen hierbei als primäre Vorbilder, wobei sich eine leichte Prise höchst moderner Thrash-Kultur einschleicht, was sich in der allgemeinen Dampfhammer-Manier niederschlägt, wie sie auch von Bands wie FEAR FACTORY heutzutage angewendet wird. Dazu gesellt sich außerdem der ganz offensichtlich durch die Nationalität bedingte und stets zum Wiedererkennungswert beitragende Polen-Death-Faktor.

Denn manchmal klingt das Geschredder von SARATAN auch stark nach den Landsmännern von VADER oder DECAPITATED. Und wo wir schon mal bei DECAPITATED sind, sollte noch angemerkt werden, dass deren Gitarrero Vogg neben Jacek Hiro von SCEPTIC und Daniel Kesler von REDEMPTOR eine kleine Gastrolle auf „Antireligion“ erhielt. Denn Soli scheinen nicht unbedingt die Stärke von SARATAN zu sein und so wurden die längsten und anspruchsvollsten einfach mal outgesourct. Warum auch nicht? Als kleines Schmankerl ist der letzte der neun Tracks zudem mit einigen orientalisch anmutenden Klängen versehen worden, was sozusagen das Sahnehäubchen auf diesem andersartigen Kuchen darstellt...