http://www.myspace.com/aciddrinkers
Ich liebe Coverversionen... Während ein Großteil der selbsternannten Musikspezialisten immer wieder die Notwendigkeit eines weiteren geklonten Klassikers in Frage stellt, freue ich mich über jede dieser Neuinterpretationen. Zwar sind diese selbstverständlich auch stets mit entsprechend hohen Erwartungen verbunden, welche zugegebenermaßen nur relativ selten hundertprozentig erfüllt werden können, doch stellt dies meistens doch zumindest eine recht interessante Angelegenheit dar. Und gerade dann, wenn genreübergreifend geklont wird, ist eine ordentliche Portion Spaß fast schon vorprogrammiert. Das höchste Bewertungskriterium bei Coverversionen ist doch, dass der Song nicht bloß nachgespielt, sondern möglichst mit der bandeigenen Note versehen oder gar in ein neues, idealerweise komplett differierendes musikalisches Gefilde gehoben wird. Wenn sich nun irgend eine Speedmetal-Kapelle einen METALLICA-Smasher zur Brust nimmt, um diesen zu kopieren, will ich gerne zugeben, dass sich dies als minder interessant herausstellen könnte. Wird jedoch ein solch stimmungsvoller Klassiker wie „Nothing else matters“ mit Quetschkommode in schiefer Polka-Manier durch den Kakao gezogen, riecht es förmlich schon nach Saufgelage. Und wenn von derartigen Geschmacksverirrungen gleich ein ganzes Album auf die Beine gestellt wurde, bleibt doch eigentlich kein Wunsch mehr offen...
So viel zur Theorie. Leider ist dem nicht ganz so. Zumindest nicht durchgehend. Doch was sich die durchgeknallten ACID DRINKERS aus Polen für „Fishdick Zwei - The Dick Is Rising Again“ so alles ausgedacht haben, vermag doch immerhin den Großteil der hauptberuflich covernden Konkurrenz locker in die Tasche zu stecken. Das in Polen mittlerweile erfolgreich etablierte Quartett hat ja aber nun auch schon Erfahrung im Neuinterpretieren. Bereits der 1994 erschienene Vorgänger „Fishdick“ enthielt zehn mehr oder weniger durchgedrehte Coverversionen bekannter Hits. Und nun, sechzehn Jahre und acht Alben später, haben sich die Säuretrinker endlich wieder ein Herz gefasst und weitere sechzehn Tracks, bekannt aus Funk und Fernsehen, vorgenommen. Dass das qualitative und vor allem originelle Niveau dabei etwas variiert, verwundert nicht sonderlich. Es finden sich sowohl mit dem typischen ACID DRINKERS-Stempel versehene Partythrash-Granaten auf dem Album wieder als auch auf besonders eigentümliche Weise verstümmelte Nummern wie das bereits erwähnte „Nothing else matters“.
So entwickelt sich beispielsweise auch der SLAYER-Klassiker „Seasons in the abyss“ nach einer Minute zum lustigen Hillbilly-Kracher, der partytauglicher kaum sein könnte. Als etwas weniger ausgefallen, aber mindestens ebenso spaßig gestalten sich die lässige Version von „2000 man“ von THE ROLLING STONES, welche etwas an moderne Rocktruppen wie ICON CLAN erinnert, das relativ unspektakuläre, aber nicht zuletzt aufgrund der bezaubernden Gastsängerin Ania Brachaczek recht reizvolle „Love shack“, welches auch als Single und Video ausgekoppelt wurde, sowie der mitreißend schnelle und obligatorisch wichtige Opener „Ring of fire“. IRON MAIDEN und KISS werden nur kurz angespielt, zeitlose Hits wie „New York, New York“, „Hit the road Jack“ oder das in bester MOTÖRHEAD-Manier eingesungene „Hot stuff“ hingegen in äußerst solider Art und Weise zum Besten gegeben. Da bleibt kein Körper unbewegt.
Während mich die Versionen von LED ZEPPELIN’s „Bring it on home“ und „Blood sugar sex magic“ von den RED HOT CHILI PEPPERS nicht gerade vom Hocker gerissen haben, kann ich doch behaupten, dass diese Ansammlung unterschiedlichster Party-Klone insgesamt ein rundes Album ergeben, welches mit Sicherheit nicht zum letzten Mal in meiner Anlage rotiert ist. Der Variantenreichtum reißt auf alle Fälle jeden nicht ganz so gelungenen Track raus. Etliche Gastauftritte polnischer Musiker wie beispielsweise Vogg von DECAPITATED geben zusätzlichen Kaufanreiz und wer musikalisch nicht allzu verbohrt ist, wird mit Sicherheit Gefallen finden an dieser ausgefallenen Mischung aus groovendem Thrash, rotzigem Rock, tanzbarem Rockabilly, simplem Punk, etwas Humppa und Hillbilly und jeder Menge Spaß...
Stil (Spielzeit): Thrash’n’Roll (51:57)
Label/Vertrieb (VÖ): Mystic Production (08.11.10)
Bewertung: 8 / 10