Face Down Hero - Divisions And Hierarchies

Face Down Hero

Stil (Spielzeit): Thrashmetal (38:35)
Label/Vertrieb (VÖ): Yonah Records (26.08.11)
Bewertung: 7 / 10
http://www.myspace.com/facedownhero

Friss die Hälfte... Dieser einleitende Satz kam mir aus zwei Gründen in den Sinn. Einerseits lassen sich sowohl diese ebenso simple wie erbarmungslose Kalorienrestriktion als auch die ebenso simple wie erbarmungslose Knüppelkapelle aus Hessen mit den selben Buchstaben abkürzen, andererseits stellt jener Spruch auch meine Empfehlung dar, wenn es darum geht, das Promomaterial von FACE DOWN HERO zu verdauen. Denn hier wird eine derartig hohe Erwartungshaltung aufgebaut, dass das sympathische Quartett eigentlich nur noch verlieren kann. Haben wir es hier tatsächlich mit den neuen METALLICA zu tun? Wird man etwa die Bay Area zukünftig geographisch der Mitte Deutschlands zuordnen? Können denn nun alle anderen Bands einpacken? Also ich weiß ja nicht so recht. Die Jungs hier sind ohne Frage gut. Dass alle vier Bandmitglieder etwas von ihrem Handwerk verstehen und sich schon vor Bällen, Bauklötzen und Brüsten für Thrashmetal interessiert zu haben scheinen, ist unschwer herauszuhören, wenn der mittlerweile vierte Longplayer „Divisions And Hierarchies“ aus den heimischen Boxen schallt. Und doch habe ich durchaus schon brutalere, komplexere und vor allem eingängigere Thrashgranaten in meinen Ohren detonieren lassen. Diese blöde Sache mit dem sprungunwilligen Funken...

Denn bedenkt man, dass dem geneigten Hörer diese Scheibe hier als wahnsinnig brachial angepriesen wird und selbstverständlich das Härteste darstellt, was die Jungs jemals auf die Beine gestellt haben, dann wirft sich doch die Frage auf, warum man sich immer wieder an neuere IN FLAMES erinnert fühlt, da die Vocals von Frontmann Christian Naumann gerne in die selbe pseudomelodische Schiene gelenkt werden. Richtig kompromisslose Brachialität, wie sie beispielsweise die guten alten SLAYER an den Tag zu legen vermochten, lassen die vier Hessen leider großflächig vermissen. Es wird zwar viel in bester Bay Area-Manier drauf losgeprügelt, was aufgrund der stets einwandfreien technischen Qualität sehr erfreulich ist, doch hat man sich auch sehr den etwas moderneren Zügen des Thrashmetals zugewandt. Das beginnt bereits beim Gitarrensound, welcher mich persönlich stark an MNEMIC erinnert und entsprechend neuzeitlich und kaltblütig klingt. An die kompositorische Komplexität der Dänen kommt FACE DOWN HERO selbstverständlich nicht heran. Ein weiteres Merkmal für die Modernisierung dieser Band sind die bereits erwähnten Refrains, welche immer wieder stark an schwedenmelodische Formationen wie IN FLAMES oder SOILWORK erinnern. An dieser Stelle sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass die meisten Melodien auf „Divisions And Hierarchies“ zumindest nach dem zweiten, dritten oder vierten Durchlauf doch durchaus Ohrwurmpotential aufweisen können...

Außerdem werden immer wieder saftige Anspielungen an alte Helden abgefeuert, was jedes Thrasherherz höher schlagen lassen dürfte. Besonders TESTAMENT sind als offensichtliche Vorbilder nicht selten herauszuhören. Doch da gibt es halt auch noch diese andere Seite von FACE DOWN HERO, welche durchgehend mitschwingt. Und diese Seite gestaltet sich fast schon zu zeitgemäß und massenkompatibel, um noch rundum authentisch zu wirken. Sehr bedauerlich, denn gerade moderner Thrash kommt bei mir persönlich eigentlich immer recht gut an und diese etwas außergewöhnliche Komponente, die FACE DOWN HERO mit ihrem Knüppelbastard erschaffen haben und die gelegentlich ein wenig an den großartigen Devin Townsend mit STRAPPING YOUNG LAD erinnert, lässt auch keine Langeweile aufkommen. Zudem ist das technische Niveau wirklich erstaunlich hoch, die Geschwindigkeit meist solide, der Gesang insgesamt herzblütig und die Texte intelligent. Doch irgendwie mag das Ganze kein rundes Gesamtbild ergeben und besagter Funke möchte sich einfach nicht überwinden, seinen Arsch zu bewegen...

Rein objektiv betrachtet hat man es hier aber mit neun absolut hochwertigen Tracks zu tun, welche die Brücke zwischen alter und neuer Schule auf ihre ganz eigene Weise zu schlagen vermögen. Besonders das nachhaltige „Executed for a thought“ sei jedem ans Herz gelegt, der sich für eine der oben genannten Bands oder Prügeleien im Allgemeinen interessiert...