Stil (Spielzeit): Progressive / Thrash / Modern Metal (48:45)
Label/Vertrieb (VÖ): kein Label (Ende 2011)
Bewertung: 6,5 /10
Concept Insomnia Homepage
Die Scheibe startet mit einer depressiven Klaviermelodie, die mich an diverse Endsequenzen bei (billigen) Horrorfilmen erinnert. Alle Freunde und Verwandte sind tot, aber eine Person hat überlebt. Alles ist total deprimierend und man sieht die Person, am besten durch eine trostlose Herbstlandschaft, aus dem Bild laufen... CONCEPT INSOMNIA reißen mich dann mit einem ballerenden Takt und extremer Gitarrendröhnung aus der Lethargie. Die Band aus Hessen veröffentlicht mit "Kaleidoscope" ihr Zweitwerk, diesmal in Eigenproduktion, während das letzte Album noch mit Labelunterstützung unters Volk geworfen wurde.
Was die Band anbietet, verwirrt mich zu Anfang total. Keifendes Geschreie wechselt sich ab mit schon fast powermetalmäßigen Melodien, die auch schon im Refrain von Keyboardklängen unterstützt werden. Wie jetzt? Ich dachte, es wäre eine esoterische gehauchte Band oder im besten Fall „nur" Modern Metal. Was CONCEPT INSOMNIA aber schon im ersten Song raushauen, ist wirklich beeindruckend anders und macht neugierig. Schon der Moshpart im Opener lässt mich mitwippen und die Tatsache, dass sich nun auch noch garstige Growls dazugesellen, gefällt mir richtig gut.
Meine Vorurteile begründen sich aus dem CD Cover und dem Promotext. Das CD Cover zeigt auf der Vorderseite das Gesicht eines schreienden Erwachsenen und hinten das Gesicht eines schreienden Babys. Die beiden sind durch einen bunten Strahl verbunden, der jeweils aus dem Mund der beiden kommt. Im Promotext wird auf das Konzept hingewiesen: „...Der Mensch besitzt einige Eigenschaften von Geburt an, wie die Farbpalette in der Hand eines Malers... oder wie die Farben eines Kaleidoskops...". Nachdem ich die CD aber zum ersten Mal durchgehört habe, macht das Konzept und auch alles andere Sinn. CONCEPT INSOMNIA decken alle Höhen und Tiefen, Licht und Schatten und somit auch laut und leise auf dem Album „Kaleidoscope" ab.
„Tetrachromacy" hat einen göttlichen Refrain und bleibt, wie der Großteil der Songs auf „Kaleidoscope", sofort und gnadenlos im Ohr hängen. CONCEPT INSOMNIA bieten so wahnsinnig viele Facetten an, dass man den Albumtitel wirklich nicht hätte besser wählen können. Allerdings ist die Platte nicht schwer zu hören oder gar sperrig, denn die Band beherrscht jeden Griff, jeden Takt und jedes Stilelement. CONCEPT INSOMNIA liefern Druck, Hymnen („Orange Piment"), stilvolle epische Momente, depressive Klänge und vor allem eine ganz besondere Sangesvielfalt. Ganz selbstverständlich trägt einen die Band in einem Song durch mehrere Gefühlslagen und haut ganz unterschiedliche Momente nacheinander raus, so schnell kann man gar nicht hinhören.
Das ist wirklich Musik aus dem Herzen, die sich in keine Schublade stecken lässt. Und das Beste ist: Man hat auch gar nicht das Bedürfnis, es zu tun. Man kann es einfach genießen, sich von mehreren grandiosen Gitarrensoli beeindrucken oder durch traumhafte Keyboardpassagen faszinieren lassen, und selten habe ich eine Band gehört, die so eine breite Palette nicht nur anbietet, sondern auch noch wirklich beherrscht. „Kaleidoscope" ist so eine Platte, bei der eigentlich jeder, der mit Gitarrenmusik irgendwie was anfangen kann, mindestens einen Song für sich findet. Allerdings muss CONCEPT INSOMNIA aufpassen, sich genau deshalb nicht selbst von hinten ins Knie zu schießen.
Vielfalt ist leider kein gewinnbringendes Merkmal und sobald eine Band nicht eindeutig in eine Schublade passt, hat sie es natürlich schwerer, was Vermarktung und dauerhafte Labelunterstützung angeht. Die Vielfalt ist es dann auch, die mir auf Dauer den Hörspaß verdirbt, weil die Momente fehlen, um genau Lust auf diese unterschiedlichen Passagen zu haben. Es ist nicht zu bestreiten, dass CONCEPT INSOMNIA hohe Qualität abliefern und sich die Vielfalt auch erlauben können.
Aber ich rate trotzdem, hört da mal rein! Die Platte gibt es HIER für lau, wer noch ein paar Euronen via paypal hinterlassen möchte... umso besser.