Nach dem amerikanischen Vorbild der Big 4 (METALLICA, SLAYER, MEGADETH, ANTHRAX) und deren ersten gemeinsamen Auftritten war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis irgendein schlauer Mensch die Idee auch auf die deutschen Thrash-Urgesteine KREATOR, SODOM und DESTRUCTION übertragen würde. Damit man als The Big Teutonic 4 auch noch eine vierte Kapelle im Bunde hat, wurden kurzerhand TANKARD (warum eigentlich nicht HOLY MOSES?) mit ins Boot geholt. Alle vier Bands teilen sich auf dem Beastival Open Air 2013 in Geiselwind zum ersten Mal überhaupt zusammen eine Bühne, und bei so einer Konstellation muss natürlich auch eine Veröffentlichung her.
Eigentlich sind nur TANKARD neu auf der Liste. Die restlichen drei Thrash-Truppen haben unter dem Motto "Thrashback" bereits Anfang der 2000er zusammen eine Tour durchgezogen. Aber lassen wir das mit den Namen und wer wann wo mit wem gespielt – widmen wir uns lieber der Mini-LP "The Big Teutonic 4", die auf CD bereits als Beigabe der Ende Dezember 2012 erschienenen Ausgabe des Legacy-Magazins beilag und je einen Beitrag der teutonischen Vier enthält. Je zwei Bands covern MOTÖRHEAD, die anderen beiden IRON MAIDEN. Man mag von der Song- und Bandauswahl halten, was man will – die knappe Viertelstunde an Musik bietet beste Unterhaltung.
KREATORs Version von "The Number Of The Beast" war bereits auf der "Phantom Antichrist"-Single (digital und als Vinyl) zu finden und macht nach wie vor irre Spaß, ist aber eben nicht mehr exklusiv. Vielleicht hätten sich die Burschen an ein neues Cover wagen können. SODOM haben den MOTÖRHEAD-Classic "Ace Of Spades" schon mal live gecovert und aufgenommen, die Studioversion scheint aber wie die anderen Beiträge neu und unveröffentlicht zu sein. Tom Angelripper und Kumpanen hüllen die Hymne in ein sehr knackiges Soundgewand und zocken die Nummer wie KREATOR frisch und nah am Original, während DESTRUCTION "The Hammer" (ebenfalls MOTÖRHEAD) ordentlich durch den Thrash-Wolf drehen, mit Schmiers dreckigen Vocals und massig Doublebass versehen. Sehr cool sind überraschend auch TANKARD, die bei MAIDENs "The Prisoner" mit angezogenem Tempo ähnlich vor gehen wie Schmier & Co. Die Gerre-Truppe verpasst dem fünf Minuten langen "The Number Of The Beast"-Track eine kräftige Verjüngungskur, auch hier stimmt von Gerres Thrash-Vocals über den Mitsing-Refrain, den TANKARD sogar noch ein wenig eingängiger gestalten als MAIDEN selbst, die Gitarrenleads und Soli einfach alles. Für mich der heimliche Höhepunkt dieser LP.
Ob es nicht ein vielversprechenderes Konzept gewesen wäre, sich einfach gegenseitig zu covern und ob man über 10 Euro für eine Mini-LP mit vier Songs (bei Nuclear Blast übrigens exklusiv in weiteren Farben außer Schwarz erhältlich) ausgeben muss, sei dahin gestellt. Doch ganz gleich, ob als LP-Sammlerstück oder sicher noch nachbestellbare CD-Beilage: Mit knackigem Soundgewand und (abgesehen von SODOMs Liveversion) immerhin drei unveröffentlichten Nummern macht "The Big Teutonic Four" richtig derbe Spaß. Und darauf kommt's doch letztendlich an, oder nicht?
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...