Vor fünf Jahren gab es noch den „ewigen Tod", doch vor drei Jahren haben die Finnen irgendwie eine weitere Platte an meinen Ohren vorbeigemogelt. Das deutet darauf hin, dass der Bekanntheitsgrad des finnischen Sextetts leider noch nicht weit vorangeschritten ist. Ihr mittlerweile sechstes Studioalbum behandelt jedenfalls babylonische Mythologie mit Hilfe harter, düsterer Mucke, wie sie fast nur aus dem Norden kommen kann.
Als Eröffnung wird eine göttliche Waffe präsentiert („Sharur"), die mit schiefem Klavierspiel fiese Stimmung verbreitet. Druckvoll wird die Waffe geladen und mit einem Gruppenshouting gibt die Truppe Vollgas. Stakkato-Riffs wechseln sich mit groovenden Mattenschwingern ab und der Mann hinter den Kesseln rührt die Trommeln wie ein Irrer durch.
Zu Beginn von „Seven Asakku Shadows" kommen die beiden Sänger sehr gut zur Geltung – in jeweils verschiedenen Höhenlagen haben beide einen prima Aggressionslevel. Die böse Stimmung wird unterstützt von düsteren Soli und dem brachialen Gesamtsound. Es werden einige Ideen zusammenbaut, die immer ein schlüssiges Bild ergeben und es finden sich immer wieder erkennbare Harmonien in dem High-Speed-Geballer.
„Our Lady Under The Earth" klingt, als ob sich ein höllischer Schlund in der Erde öffnet und jeden im näheren Umkreis der Musikanlage hineinziehen will. Schwerfällig bricht der Boden auseinander und wie brodelnde Lava füllt sich der Raum mit schwermetall-haltigem Klang – manchmal fast undurchsichtig. Doch die unklaren Momente reizen einen glücklicherweise zum erneuten Durchhören.
Im Folgenden eignet sich der Titel „King Pazuzu" sehr gut zum Gruppenbrüllen. Auch hier wird mit Blasts und derben Riffs das Brutalitätsschild ausgehängt. Indessen bringt „Like Worms Upon The Lands" mit dunklen Harmonien die Atmosphäre in die mythische Unterwelt.
In „Tiamat's Eyes Of Death" fallen zum ersten Mal sanfte Klänge auf, dich sich jedoch bald von den wuchtigen Gitarrenwänden zerstören lassen. Auch hier werden die Gehörgänge nicht geschont. Auch wenn es sich um vorderasiatische Mythologien handelt, entdeckt man nur Kleinigkeiten an arabischen Harmonien oder ähnlichem. Hier hätte man vielleicht noch kleine exotische Spielereien einbauen können. Andererseits kommen die Jungs eben aus Finnland.
In dieser Dreiviertelstunde erteilen die sechs Finnen eine Lehrstunde in Sachen harter, düsterer Musik. Es reichen sieben Songs aus, um eine finstere Welt zu kreieren, die von dem voluminösen Gesamtsound lebt. Einige Strukturen sind nicht so leicht zu durchschauen. In dieser Hinsicht sind SOTAJUMALA geradliniger, mit denen DEATHCHAIN vor drei Jahren eine kleine Split-CD herausgebracht haben.
Mit ein paar Anleihen aus Black Metal-Regionen sind die Burschen finsterer drauf als zum Beispiel die thrashigeren Schweden DEVIAN (die leider in dieser Formation nicht mehr existieren). Vielleicht fehlt noch ein bisschen das Hitpotential einzelner Songs, aber mit „Ritual Death Metal" haben DEATHCHAIN ein extremes Geschütz aufgefahren, das auch nach mehrmaligem Hören noch brutal interessant ist.
Manuel
"Größtenteils harmlos."