Finnen haben's oft dunkel, vielleicht nahmen die Thrash Metaller von HATERIAL deshalb ihre aktuelle Scheibe in Italien auf. Das nordische Quintett vertritt eine Scheiß-Egal-Attitüde seit drei Jahren mit der Begründung, dass eben das düstere Klima Finnlands nicht zu gemütlichem Liebhaben, sondern zu rücksichtsloser Mucke führt. Das beweisen sie nun auf ihrem Debütalbum.
Gemäß ihrem Arschtreter-Motto benötigen die Finnen keinen langen Anlauf, um den Allerwertesten zu treffen. Im Titeltrack und Opener werden die ersten Riffs auf die Bretter gelegt, wie sie in der alten Schule gelernt werden. Treibende Double-Bass-Attacken fördern die Aggressivität, die durch einen Gröl-Chorus entspannt wird.
Mit einer solchen Kombinationsfahrweise arbeiten die Burschen öfter. Brutales Riffing trifft auf harmonisierenden Mittelteil, doch keine Angst, der Gesamtklang wird damit nicht weichgespült. In „Exterminating Reality" könnten sich stellenweise Wirbel verzwirbeln, aufgrund rhythmischer Hüpfer. „Burn" walzt hingegen wieder straight groovend vorwärts, ohne dass graue Zellen verloren gehen. So lässt sich Tradition mit der Modernität eines Metalcore-Einschlags verknüpfen.
Der Schreihals am Mikro singt von Wut, Hass und Sex – thrashig shoutend und melodisch grölend. Manchmal wirkt letzteres zwar nicht ganz passend zu den Tönen der Sechssaiter, aber wenn die Aggression raus muss, ist das auch egal.
Einerseits geht es bei HATERIAL durchaus abwechslungsreich zur Sache. Der Härtegrad liegt oft im oberen Drittel einer Schädel-Spalter-Skala, während einige schwergewichtige Groovephasen den Häckselfaktor etwas im Zaum halten. Auf lange Sicht jedoch kommt einem mancher Chorus zu ähnlich vor und der Adrenalinspiegel hält nicht mehreren Durchläufen stand. Mit einem Bier im Moshpit gut auszuhalten, fehlt HATERIAL noch etwas die Langlebigkeit.
Manuel
"Größtenteils harmlos."