Mit „Divide And Conquer“ steht bereits das fünfte Full-Length Werk der griechischen Thrasher SUICIDAL ANGELS an.
Und bevor ich anfange, über die Songs der Scheibe zu reden, muss ich ein paar Worte an diejenigen richten, die bei einem Albumrelease einer jeden Thrash-Band, die nicht in den 80ern gegründet wurde, direkt und aus Prinzip rumnölen. Erstens: Jeder weiß, dass die Grundpfeiler der Thrash-Szene seit den Achtzigern und (wenn man Bands wie PANTERA und MACHINE HEAD mit einbeziehen will) frühen Neunzigern stehen. Von einer Thrash-Band im Jahre 2013 erwartet kein Fan, dass plötzlich gigantische stilistische Schlenker in andere Genres gemacht werden. Es geht allein darum, mit dem Erbe, das man Antritt, ein gutes Album zu erschaffen und sich dabei nicht zugunsten irgendwelcher Trends zu verbiegen. Kaum ein Satz beschreibt das besser, als das, was CANNIBAL CORPSEs Alex Webster (ja, ich weiß, dass CC keine Thrash-Band sind) mal in einem "Rock Hard" Interview vor ein paar Jahren sagte: Eigentlich ist im Thrash alles gesagt. Es geht ja auch nicht darum, Flöten oder Geigen zu integrieren, sondern einzig und allein darum, gute Riffs zu schreiben.
Womit wir zu „Divide And Conquer“ an sich kommen. Die Band, die übrigens schon lange vor irgendeinem Thrash-Revival gegründet wurde, liefert hier in 10 Songs ein Riff-Massaker der absoluten Extraklasse ab und toppt dabei jedes ihrer vorheigen Alben, einschließlich dem bockstarken 2012er Werk „Bloodbath“.
Der Opener „Marching Over Blood“ kommt im bekannten SLAYER-Groove daher und bietet das, was man von der Band gewohnt ist, aber spätestens beim zweiten Song „Seed of Evil“ horcht man auf. METALLICAs „...And Justice For All“ Album scheint ein gewaltiger Einfluss gewesen zu sein: bei einer Spielzeit von fast sieben Minuten beginnt der Song mit einem einminütigen Intro, das an so manchen Song des letzten richtig guten METALLICA-Albums erinnert. Die Länge des Songs ist jedoch kein Ausreißer – von diesem Kaliber gibt es auf diesem Album noch einige weitere.
Die Griechen schaffen es tatsächlich, die Minuten ohne Langweiler verstreichen zu lassen, denn hier ist kein einziges Riff unnötiger Ballast. Vor allem das Main-Riff in „White Wizard“ ist so unfassbar geil, dass man es in Dauerschleife hören möchte und den Jungs einen Orden anpinnen will.
Natürlich sind SUICIDAL ANGELS nicht unter die Progheads gegangen, denn mit dem Titeltrack, „Terror is my Scream“ oder dem famosen „Kneel to the Gun“ sind natürlich auch wieder Abrissbirnen auf der Scheibe, die man von der Band gewohnt ist und erwartet. Abgesehen von den mutigeren Songstrukturen fällt vor allem der Gesang von Sänger / Gitarrist Nick auf, der anscheinend ordentlich an seinem Englisch gearbeitet hat – aber bitte den griechischen Akzent niemals ganz ablegen!
„Divide And Conquer“ ist jetzt schon eines der besten Thrash-Alben 2014 und legt die Messlatte für ANTHRAX & Co. sehr hoch.