Traitor - Thrash Command

Traitor - Thrash Command
    Thrash Metal

    Label: Violent Creek
    VÖ: 13.3.2015
    Bewertung:6/10

    traitor-band.de


Zeitreise gefällig? In eine Ära, in der Spandexhosen, weiße High-Tops und Kutten noch kein retro-Trend waren, sondern erfunden wurden? TRAITOR sind eine dieser Bands, die aktuelle Entwicklungen ignorieren und stattdessen einen genüsslichen Kopfsprung tief in die Blütezeit des Thrash Metal machen. Auf ihrem Debüt „Thrash Command“, das jetzt noch einmal als Re-Release rausgekommen ist, haben sie ihre Leidenschaft bis ins letzte Detail ausgelebt.


Auf dem Cover zerlegt ein grimmiges Maskottchen die Bühne einer Poserband, der Künstler heißt Andreas Marschall – der seinerzeit unter anderem SODOMs „Agent Orange“ gestaltet hat. Auf dem Backcover gibt’s die Hackfresse nochmal im Close-Up. Das Booklet ist voll mit kleinen Party-, Spaß- und Bühnenfotos der Balinger Kuttenjungs. Die Songs heißen „Merciless Hate“, „Virtual Tormentor“ und „Spiritual Warfare“. Alles klar?

Auch musikalisch folgt ein offensichtliches Zitat dem nächsten. KREATOR, DESTRUCTION, SLAYER und weitere Größen des Genres standen hier ganz klar Pate. TRAITOR setzen das Erbe gekonnt um: Mit klassischem Riffing, gutem Songwriting, das sich sowohl an Geholze als auch an zähfließenden Passagen bedient, und aggressivem Shouting, das ein bisschen an den jungen Mille Petrozza erinnert.

Um die Texte genießen zu können, muss man sich allerdings vorher einen saufen – aber das dürfte für die Zielgruppe wohl kein Problem sein. Auch hier wird kein Klischee ausgelassen, vor allem die verhassten Poser bekommen die ein oder andere Vernichtungsfantasie um die Ohren gehauen. Zeilen wie „you retarded idiots have no right to live“ kann man witzig finden, muss man aber nicht. Da das Feindbild Poser aber eher schwammig bleibt, isses auch irgendwie egal. Außerdem beweisen TRAITOR so was ähnliches wie Humor, indem sie den Song „Thrash Command“ als Bonus in einer deutschen Version aufs Album packen – ich hoffe zumindest, dass dieser Text nicht ernst gemeint ist, sonst müssten sich die Jungs leider fragen lassen, ob sie nicht selbst ein bisschen retarded sind.

Alles in allem ist „Thrash Command“ also die vollständigste Sammlung an 80s-Thrash-Zitaten, die es derzeit zu kaufen gibt. Und es ist ein gutes Album, das Fans dieses oldschool-Sounds mit Sicherheit gefallen wird. Dem Re-Relesase liegt noch eine DVD mit einem Live-Auftritt der Band bei, bei dem sie das komplette Album plus einen weiteren Song spielt. Abgesehen vom immer wieder interessanten Anblick eines singenden Drummers hat der Mitschnitt aber wenig zu bieten – sowohl das Acting der Band als auch die filmische Umsetzung sind langweilig.

Zum Abschluss, weil’s so schön ist, noch der komplette Text von „Thrash Kommando“ – diese lyrische Großtat darf man wirklich niemandem vorenthalten:


Es schallt ein Lärm laut durch die Nacht
Der Lärm des Marsches und der Schlacht
Das Thrash Kommando steht bereit
Zum Kampf bis in die Ewigkeit

Der Geist des heutigen Metal ist vergiftet und krank
Profit, Geldgier und das Verlangen nach Macht
Ist alles was diese Aasfresser interessiert
Wir sind das Bollwerk zum Schutze des Metal
Dem Ausverkauf bereiten wir ein Ende
Los ihr scheiß Poser, runter von der Bühne
Unserem Standgericht, dem entkommt ihr nicht

Es schallt ein Schrei vom Scheiterhaufen
Die Poser können nicht weglaufen
Das Urteil lautet „Tod durch Feuer“
Das Gepose wird für sie jetzt teuer

Refrain:

Wir sind die Armee, die Metal-Macht
Nur zur Vernichtung der Poser erdacht
Brüder im Blut, knallharte Rambos
Es naht die Attacke des Balinger Thrash Kommandos

Helge

Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog

Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis