Ein Geigerzähler tickt, der Nachrichtensprecher erzählt etwas und die ersten Gitarren rocken durch das „Chernobyl-Intro“, bevor „Reactor IV“ angeschmissen wird. Rund um die Katastrophe vor nun fast dreißig Jahren dreht sich der Beginn der Thrash-Platte. Roh werden die Saiten geschreddert, vorwärts treibende Drums jagen die Meute im Kreis, der Bass zwitschert gerne mal an passenden Stellen dazwischen. Neben schweren Grooves, die definitiv den Nacken fordern, gibt es auch bald erste Soli zu hören, die weniger schräg als nett melodisch ausfallen.
Während heftiges Gemetzel gerne nur drei Minuten dauert, sind bei mittlerer Kampfgeschwindigkeit auch schon mal fünf Minuten drin. Natürlich darf man sich nicht täuschen lassen und bei einem längeren Song gleich alle Viere von sich strecken. Denn auch in „Lords Of Lust“ wird zwischendurch im fünften Gang der Schädel kleingekloppt.
Wenn ich mich nicht verhört habe, kommt in den Lyrics des Songs „Teutonic Storm“ die Zeile „Pleasure to kill“ vor. Dass das ein Zufall sein soll, kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man das deutsche Triumvirat des Thrashs anschaut, kommen KREATOR gesanglich und vom Gesamtbild den Süddeutschen auch am nächsten.
Hübsche Bassläufe darf man in „War, Death & Terror“ genießen, in „Hell Hammer“ brüllt die ganze Bande zusammen ins Mikro. Herrlich!
Gestochen scharfe Stakkato-Riffs sowie biestiges Geschrei machen aus „Venomizer“ eine heftige Dreiviertelstunde. Anfangs war ich skeptisch, ob ein weiteres klassisches Thrash-Album mich gefangen nehmen kann. Doch, es kann.
Im Stile der alten Schule – mit Anleihen aus der Bay Area – brettern TRAITOR erstaunlich frisch durch die Boxen, so dass der geneigte Thrash-Liebhaber zuhören sollte.
Das Debüt-Album vor drei Jahren hieß „Thrash Command“. Was will man da noch mehr sagen? Kann man in diesem Genre noch etwas Neues sagen? Das muss man auch nicht. Man muss es nur laut und brutal sagen. Dann hört jeder zu. Wie in diesem Fall.
Manuel
"Größtenteils harmlos."