Pagandom - Hurt As A Shadow

Pagandom - Hurt As A Shadow

Die Göteborg-Thrasher PAGANDOM sind zurück – und meine Erwartungen an ihr zweites Album „Hurt As A Shadow“ waren hoch. Schließlich habe ich das Banddebüt „Crushtime“ von 1994 noch in bester Erinnerung. Und wer mehr als 20 Jahre nichts Neues veröffentlicht, hat wohl genügend Zeit gehabt, um an etwas wirklich Großem zu feilen.

1994 ist der Sound der Schweden allerdings noch Neuland für mich und Göteborg noch längst nicht Trademark für ausgefeilten „Swedish Melodic Death Metal“ der Marke DARK TRANQUILLITY oder IN FLAMES. PAGANDOM waren auch nicht im Death Metal verwurzelt, sondern im von zeitgenössischen US-Bands beeinflussten Thrash Metal. Mir waren sie mit ihrem „Battery"-Cover für den Sampler "Metal Militia – A Tribute to Metallica" aufgefallen, nach Besorgen des Albums habe ich vor allem den Titeltrack auf „Crushtime“ rauf- und runter gehört.

PAGANDOM – Wegbereiter des Göteborgschen Metal-Sounds

Logisch, dass die neue PAGANDOM-Scheibe sich heute mit anderen Maßstäben messen lassen muss, auch wenn die Band mit Gründungsjahrgang 1987 zu den wichtigsten Wegbereitern der Göteborg-Szene gehört. Übrigens Ursache dafür, dass AT THE GATES / THE HAUNTED Gitarrist Anders Björler als Gitarrist auf dem Album zu hören ist, wobei PAGANDOM nach dem vorläufigen Ende 1996 nur noch Christian Jansson und Martin Carlsson als Gründungsmitglieder an Bord haben. Björler war es auch, der den beiden beim PAGANDOM-Reunion-Gig auf dem Gothenburg Sound Festival 2014 zur Seite stand.

Aber zurück zur Scheibe. Vom kratzigen Oldschool-Sound des Debüts ist auf „Hurt As A Shadow“ natürlich nicht viel übrig geblieben, an der zeitgemäßen Produktion fehlt mir teilweise nur ein wenig Dynamik. Dennoch verstehen es die Jungs wie früher, simple Thrash-Riffs mit unaufdringlichen aber coolen Melodien sowie atmosphärischen Spannungsbögen zu verweben. Und sie tun genau das, auch wenn der erste Teil des Albums eher klassisch angelegt ist.

Klassischer Thrash und interessante Breaks

„Forever“ startet als aggressiver Opener, beim Wiederhören des bekannten Schreigesangs (erinnert mich immer wieder mal an Tom Araya) hätte ich fast einen kleinen Freudenhüpfer gemacht. Alles ist wieder da: Die schnellen Thrash-Riffs, interessante Schlagzeug-Breaks und die charakteristischen Akzente auf den Hi-Hats. Mit „An Entity, A Ghost“ halten dann auch mehr Melodien, stellenweise melodischer Gesang und offene Akkorde Einzug.

Der erste Part der Scheibe bedient sich dieser Gemengelage auf sehr gutem und absolut zeitgemäßem Niveau. Nach sechs Songs unterbricht das komplett clean gespielte, wunderbar atmosphärische Interlude „Breather“. Von dieser Klasse hätte ich gerne mehr gehört, denn nach den ersten zwei, drei Songs fehlt mir vorübergehend ein wenig die Spannung.

Viel Groove, 90er-Vibe und noch mehr Atmosphäre

„Not Of Diamonds“ schafft aber den Turn, der Song erinnert mich mit seinem Groove und dem melodischen Überbau sehr an THE HAUNTED. Auch „Bridges Burn“ würde ich gerne mal live hören, eine Thrash-Salve mit fast epischem Chorus und SLAYER-Gedächtnis-Schrei. Sehr fett auch der Abschluss: „Flooded City“ startet als Midtempo-Groover und entwickelt sich gegen Ende mit durchgehender Doublebass, cleaner Gitarre und aufkommendem Windbrausen zu einem atmosphärischen Ausrufezeichen.

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich in „Hurt As A Shadow“ reingehört habe – erst musste ich meinen komplett übersteigerten Anspruch runterschrauben, mit dem ich dem Nachfolger des von mir nostalgisch verklärten „Crushtime“ nie gerecht geworden wäre. Viele Umdrehungen später aber ist klar:

PAGANDOM sind mit einem bärenstarken Album zurückgekehrt, das zwar eingangs nicht ganz die Spannung hält, zur Mitte und hinten raus aber mächtig Feuer fängt. Die Scheibe macht aufgrund der zeitgemäßen, aber zum Glück nicht zu modern klingenden Kombination aus Aggressivität, Melodik, Groove und Atmosphäre einfach enorm Spaß. Welcome back!

PAGANDOM - Album Teaser

„Hurt As A Shadow“ Tracklist

1. Forever
2. An Entity, A Ghost
3. Hurt As A Shadow
4. Behind The Words
5. Catapults & Trapdoors
6. Monochrome Vision
7. Breather
8. Not Of Diamonds
9. Bridges Burn
10. Terminal Narcissist
11. No Hope To Be Lost
12. Flooded City

Pagandom Band 2017

Band

Chistian Jansson (vocals, bass)
Sören Fardvik (drums)
Anders Björler (guitars)
Martin Carlsson (guitars)

PAGANDOM Diskographie

- "Instead Of Watching Your Funeral, I Watch You Live" DEMO 1989
- “Hear Your Naked Skin Say Ashes To Ashes” DEMO 1990
- DEMO 1992
- "Crushtime" CD/LP 1994 (Crypta Records)
- “Battery” / ”Metal Militia – A Tribute to Metallica” CD/LP 1994 (Black Sun)
- "Hurt As A Shadow" 2016 (Gain/Sony)

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!