Manifest - Half Past Violence


Review

Stil (Spielzeit): (Noise) Thrash (48:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Edgerunner Music/Twilight (13.06.05)
Bewertung: Voll in die Fresse (9/10)
Link: http://www.manifest-rock.com

Manifest bilden die Hand und „Half Past Violence" den Schlagring. Um im Bild zu bleiben: Nachdem das Debüt-Album der vier Norweger mit Euch fertig ist, könnt Ihr Eure Kauleiste Stück für Stück vom Boden aufsammeln, derart derb bolzen die Jungs ihren Noise Thrash durch die Mundfalte.

2002 in Trondheim gegründet, veröffentlichten Manifest bisher vier Promos bzw. EPs, wobei die letzte Schmalrille „The Art Of War" (2003) bereits für entsprechendes Aufsehen in der Metal-Szene sorgte. 2004 erschien man auf den Bühnen des Inferno- und Hole In The Sky-Festivals und machte sich in den Godt Selskap Studios (wo bereits Necrophagia und The Apparatus ihre Werke einprügelten) an die Aufnahmen zum vorliegenden Album-Debüt. Die Finanzierung übernahm die Band komplett alleine, und das wird nicht wenig Asche gewesen sein, denn das Ergebnis klingt superb.

2005 sollte nicht nur aufgrund des weltweiten Lizenzdeals mit Edgerunner Music eine Menge Positives für die Band bringen: Ihre erbarmungslose In-Your-Face-Mischung aus Thrashmetal, Death und ein klein wenig Hardcore schreit förmlich vor Wut und springt Dir direkt an den Hals. Zementiert werden die mannshohen Riffwände der Marke Meshuggah meets Pantera durch beeindruckend intensives Drumming, der Sicko-Faktor schießt durch vertrackte Breaks und Ausflüge in Noise-Gefilde, auch stimmlich, in die Höhe.

Dieses Werk schraubt Dir den Kopf ab, lässt nur wenig Raum für Verschnaufspausen, schert sich herzlich wenig um fulminante Chorusse oder ausgefeilte Tonfolgen und schafft es dennoch, eine einzigartige Atmosphäre der Verstörung aufzubauen. In den ruhigeren, mehr auf Groove und melancholisch-düstere Melodik ausgerichteten Passagen werde ich des öfteren an Machine Head erinnert (beispielsweise bei "Friendshit"), und falls jemand noch die Schweden Pagandom oder Misery Loves Co. kennt, da finden sich ebenfalls einige Verweise. - Auch was den genialen heiser-tiefen Gesang betrifft, der sonst überwiegend in kraftvolles Schreien bis hin zu Kreischen ausartet. Hardcore-Chöre sind im Hintergrund von "The Art Of War" und "Mess-Age To Death-Age" zu hören - ungewöhnlich aber durchaus passend.

Ein Auge zudrücken sollte man in Bezug auf die hoffnungslosen, regelrecht nihilistischen Texte, die hin und wieder an der Grenze des guten Geschmacks kratzen. - Kompromisslos könnte man das auch nennen, und das ist „Half Past Violence" in jeglicher Hinsicht. Hammer-Album!
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!