Celtic Frost - To Mega Therion (Re-Release) Tipp

Celtic Frost - To Mega Therion (Re-Release)
    Vorrangig Thrash Metal, Anleihen von Black und Death

    Label: Noise Records/BMG
    VÖ: 30.06.2017
    Bewertung:8/10

    CELTIF FROST im Web


"To Mega Therion" ist der zweite Re-Release im Rahmen der von Noise Records/BMG ins Leben gerufenen Wiederveröffentlichungskampagne der CELTIC FROST-Alben. Trotz teilweiser Bandbeteiligung, toller Aufmachung und Bonustracks stellt er aber nicht die von Tom Gabriel Fischer geplante ultimative Edition dar. Zum Hintergrund des Streites um die Liner Notes verweise ich auf das "Morbid Tales"-Review.

Auf zu neuen Ufern

CELTIC FROSTs zweites Album "To Mega Therion" erschien im Oktober 1987, knapp ein Jahr nach dem Debüt. Für das verstörend-kranke Cover war niemand Geringeres als der Schweizer Künstler HR Giger verantwortlich, der ganze Arbeit leistete. Mit Bassist Dominic Steiner und Drummer Reed St. Mark scharte Tom G. Warrior neue Mitstreiter um sich.

Die Neuauflage enthält als Boni die drei restlichen Stücke der "Emperor's Return" EP ("Dethroned Emperor" und "Morbid Tales" wurden ja schon auf der amerikanischen Version und sämtlichen Wiederveröffentlichungen der ersten Mini-LP verwurstet), den vom 1999er Remaster bekannten Studio-Jam von "Return To The Eve", "Journey Into Fear" aus den Recording Sessions der "Emperor's Return" EP sowie einen 1988er Remix von "Visual Aggression".

Professioneller, komplexer, glatter – und immer noch typisch CELTIC FROST

Musikalisch fehlt der zweiten CELTIC FROST-Veröffentlichung die Spontanität und Rauheit von "Morbid Tales". Das Trio konzentriert sich in Songs wie "The Usurper" (das mit dem Fischer-typischen "Urgh" startet), "Jewel Throne" (viele Tempowechsel) oder dem düster-bombastischen "Dawn Of Meggido" auf tiefschwarze Grooves, zähe Riffs und ab und an einige Doublebass-Ausflüge. "Fainted Eyes" begeistert mit schwarzmagischem Ohrwurm-Charakter und Bass-Tupfern, "Necromantical Screams" sticht mit behäbigen Riffs, weiblichen Vocals, für damalige Verhältnisse völlig untypischen Bläser-Einsätze und Tom G. Warriors hypnotisierenden Vocals als Blaupause für effektiven Black Metal heraus.

Nicht nur im Intro "Innocence And Wrath" geben sich die Schweizer wegweisend episch, generell ist das Songwriting komplexer, nicht mehr so primitiv wie auf dem Debüt. Spontanität wich Professionalität, wenngleich die Wurzeln immer klar erkennbar bleiben. Typische Trademarks wie Warriors gutturaler Gesang, kranke Soli und morbide Melodien blieben erhalten. Die eingestreuten weiblichen Vocals sind ebenfalls wieder Bord, und mit "Tears In A Prophet's Dream" haben CELTIC FROST eine weitere verstörende Soundcollage erschaffen, die den Fluss des tiefschwarzen Songwritings jedoch ein wenig stört.

Nette Zugaben, noch nettere Aufmachung

Die Produktion ist eine ganze Ecke fetter als auf dem Debüt ausgefallen. Dadurch klingt "To Mega Therion" nicht so ungestüm wie "Morbid Tales" und ein Stück weit glatter. was aber hervorragend zur gestiegenen Professionalität der Schweizer passt. Inwiefern das erneute Remastering den Sound im Vergleich zur Neuauflage von 1999 verbessert hat, vermag ich nicht zu sagen. Die Bonustracks sind interessant, von verschiedenen EPs jedoch bekannt und bieten somit für Hardcore-Fans keine wirklichen Anreize – mit Ausnahme des Remixes von "Visual Aggression", der anscheinend zuvor unveröffentlicht war. Der Re-Release ist erneut reich bebildert, das Vorwort von Xavier Russell lesenswert. Das Mediabook sieht wertig aus und fühlt sich auch so an. Es ist einfach eine schöne Edition, in der man gerne blättert.

Das Album, das den Begriff "Avantgarde Metal" prägte

"To Mega Therion" ist für CELTIC FROST ein großer Schritt nach vorne gewesen, versprüht jedoch nicht ganz den urwüchsigen Charme der Mini-LP. Das ist aber überhaupt kein Problem, denn mit seiner fiesen Grundausrichtung, bösen Riffs, schwarzen Grooves und einer wunderbaren Experimentierfreudigkeit (Bläser, weibliche Vocals, Soundcollagen) nimmt das Trio auf seinem zweiten Album vieles von dem vorweg, was der extremen Metal-Szene erst Jahre später einfallen sollte. Im Kern ist auch "To Mega Therion" Thrash Metal, der von Russell erfundene Begriff "Avantgarde Metal" passt bei der unbekümmerten Mixtur sämtlicher düsterer Metal-Spielarten aber wie die Faust aufs Auge.

Wer das Album und damit wichtige Ursprünge der extremen Metalszene nicht kennt, sollte trotz der Differenzen zwischen Fischer und Label zur Neuauflage greifen – von der ausgegebenen Kohle sehen die Bandmitglieder eh keinen Cent, egal um welche Version es sich handelt. Ob sich für Inhaber der Originale der Neukauf mit Bonustracks lohnt, ist wie so oft Ermessenssache.

Trackliste

01. Innocence And Wrath
02. The Usurper
03. Jewel Throne
04. Dawn Of Meggido
05. Eternal Summer
06. Circle Of The Tyrants
07. (Beyond The) North Winds
08. Fainted Eyes
09. Tears In A Prophet's Dream
10. Necromantical Screams
* Bonus Tracks
11. Circle Of The Tyrants ("Emperor's Return" EP)
12. Visual Aggression ("Emperor's Return" EP)
13. Suicidal Winds ("Emperor's Return" EP)
14. Journey Into Fear ("Emperor's Return" EP Recording Sessions)
15. Visual Aggression (1988 Remix)
16. Return to the Eve (1985 Studio Jam)

Band

Tom G. Warrior - guitars, vocals, effects
Dominic Steiner - bass, bass effects
Reed St. Mark - drums, percussion, effects