Auf der Tracklist stehen vier Nummern des noch aktuellen letzten Albums zwischen neueren Gassenhauern ("Enemy Of God", "Phantom Antichrist", "Violent Revolution") und älteren Klassikern ("People Of The Lie", "Flag Of Hate", "Pleasure To Kill"). Abzüglich Intro/Zwischenspiel/Outro bleiben 14 reine Songs mit einer Spielzeit von gerade mal 75 Minuten. Damit fällt das neueste Livewerk der seit fast 40 Jahren aktiven Thrash-Legende ungewöhnlich kurz aus.
Dass erwartungsgemäß nichts geschönt und poliert wurde, zeigen Spielfehler wie die schlampigen Gitarren in der Mitte "Phantom Antichrist". Dennoch klingt die Abmischung roh, wuchtig und echt. Während das Publikum bei Milles kauzigen Ansagen gut zu hören ist, reagiert es in den Songs aber ziemlich verhalten.
Die von Mille interpretierte Spoken-Words-Passage in "Fallen Brother" klingt grausig, an "Phobia" hat man sich langsam, aber sicher satt gehört. "World War Now" fehlt genauso wie das geniale "Death Becomes My Light". Und irgendwie klingt das Quartett zwar energiegeladen und motiviert, aber auch routiniert und seltsam satt, so als könne man es nicht erwarten, die Tour abzuschließen. Vielleicht haben die 150 Konzerte vor dem Finale in London dann doch ihre (hörbaren) Spuren hinterlassen.
Weit von KREATORs "bestem Livealbum aller Zeiten" entfernt
"Wir haben es hier mit unserem besten Livealbum aller Zeiten zu tun", sagt Mille über "London Apocalypticon - Live At The Roundhouse". Eine ziemlich gewagte Aussage angesichts der bisherigen qualitativ hochwertigen Liveaufnahmen. Da wären das mit Klassikern gespickte "Live Kreation", die beiden schön rohen "Terror Prevails: Live At Rock Hard Festival"-Heftbeilagen (finden sich für je ein paar Euro noch bei eBay und Discogs) und schließlich das umfangreiche Oberhausener Heimspiel "Dying Alive".
Im Vergleich zu den genannten zieht "London Apocalypticon - Live At The Roundhouse" eindeutig den Kürzeren. Mit den "Gods Of Violence"-Nummern geht es höchstens als nette, aber keinesfalls essenzielle Bestandsaufnahme durch.
Laut Info von Nuclear Blast soll es neben dem 75-minütigen Gig aus London übrigens auch eine Dreifach-CD geben, die deutlich mehr Sinn machen würde. Da sie aber anscheinend nur Bestandteil des limitierten Earbooks ist, ist der Kauf der Blu-ray/CD-Kombo definitiv der bessere Deal als diese Einzel-CD. Auf der BD erwarten euch mit Material aus Chile und vom tschechischen Masters Of Rock-Festival nämlich gleich zwei weitere vollwertige Gigs, bei denen neben weiteren auch die fehlenden, weiter oben erwähnten "Gods Of Violence"-Nummern gespielt wurden.
"London Apocalypticon - Live At The Roundhouse" Trackliste:
- The Four Horseman - Choir Of The Damned 0:43
- Enemy Of God 5:56
- Hail To The Hordes 5:50
- Awakening Of The Gods 3:45
- People Of The Lie 3:31
- Gods Of Violence 6:01
- Satan Is Real 4:41
- Mars Mantra 1:13
- Phantom Antichrist 4:43
- Fallen Brother 7:18
- Flag Of Hate 3:31
- Phobia 5:13
- Hordes Of Chaos 5:14
- The Patriarch 0:52
- Violent Revolution 5:46
- Pleasure To Kill 6:32
- Apocalypticon 1:39
KREATOR Line-up:
Mille Petrozza | Gesang, Gitarre
Sami Yli-Sirniö | Gitarre
Christian “Speesy” Giesler | Bass
Jürgen “Ventor” Reil | Drums