Stil (Spielzeit): (Thrash) Metal (39:33)
Label/Vertrieb (VÖ): Victory/Soulfood (06.07.2007)
Bewertung: Einfallslos, zu viele Soli, cleaner Gesang (5/10)
Link: http://www.darkesthour.cc, http://www.myspace.com/darkesthour
Eigentlich möchte ich das hier gar nicht machen. Ich kann mich einfach nicht damit abfinden, dass die Band, die ich seit sieben Jahre als meine absolute Lieblingsband angebe, zu einer einfallslosen und langweiligen Balladen-Poser-Metal-Band verkommen ist. Was das Quintett aus Washington D.C. auf seinem fünften Full-Length und insgesamt siebten Release zeigt, hat eigentlich rein gar nichts mehr mit dem zu tun, wofür ich sie liebe und wofür sie vermutlich auch ein Großteil ihrer Fans liebt. „Deliver Us" ist im Grunde genommen ein Album voller Balladen im Stile von „Convalescence" (zu finden auf dem Vorgänger „Undoing Ruin") geworden. Aber leider sind die neuen Songs bei weitem nicht so genial wie der eben genannte. Nur selten spielen DARKEST HOUR noch den sie berühmt gemachten Thrash Metal, der auf gekonnte Weise Brutalität und Melodie vereinte.
Die Riffs auf „Deliver Us" sind mit einem Wort einfallslos und könnten auch von Metalcore-Band XY stammen. Zudem ist das Songwriting langweilig, sehr songorientiert und hangelt sich oft an dem typischen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Solo-Refrain-Schema entlang. Das haben DARKEST HOUR zwar auch schon auf früheren Alben gemacht, aber auf „Deliver Us" sind die Songs meiner Meinung nach viel zu oft so arrangiert. Und wo wir gerade bei den Refrains sind: diese sind ebenfalls extrem langweilig! Hier findet sich genauso wie in vielen Bridges und Breaks ewig das gleiche Rumgedudel auf den Gitarren mit langsamen Melodien, unter die dann ganz banal eine Double Bass gelegt wird.
Während den Refrains beziehungsweise danach kommt dann wie das Amen in der Kirche das Geshredde von Lead-Gitarrist Kris Norris. Und das muss man DARKEST HOUR lassen, mit Kris Norris haben sie sich wirklich einen technisch erstklassigen Gitarristen geangelt. Die Soli sind sehr beeindruckend und zeigen eigentlich alles, was man auf der Gitarre spielen kann und wofür man einen Menge Zeit und Geduld braucht bis man es kann. Schnelle Legato-, Tapping- und Sweeping-Läufe werden hier am laufenden Band geboten und beeindrucken durchaus, werden aber nach einer Weile einfach langweilig. Denn wie mit allem ist weniger manchmal mehr.
Doch das Schlimmste ist eigentlich, dass John Henry tatsächlich clean singt. Zwar passt der Gesang über die Parts wo er es macht, aber, sorry, DARKEST HOUR und Clean-Gesang ist für mich, selbst wenn er wie hier leicht angekratzt ist, eine absolut nicht akzeptable Mischung, da bin ich echt mal intolerant. Diese Band ist fast zehn Jahre ohne ausgekommen, warum macht man auf einmal einen solchen Mist? Vermutlich aus dem gleichen Grund, warum man auf „Deliver Us" sechs Balladen gepackt hat. Denn wie gesagt: das typische Thrash Metal Riffing findet man nur noch selten auf der neuen Scheibe. Und wenn DARKEST HOUR es mal zeigen, dann machen sie es kurze Zeit später wieder mit den schon erwähnten langweiligen, ruhigen Melodie-Parts mit cleanen Vocals oder einem total übertrieben-posigen Solo kaputt.
Mein Fazit: DARKEST HOUR sind meiner Meinung zu einer Poser-Metal-Band verkommen, die anscheinend vergessen hat, wie man richtigen Metal spielt. Die einzigen Songs die man sich auf „Deliver Us" wirklich anhören kann sind „Doomsayer", „Full Imperial Collapse" (bester Song der Platte) und „Stand And Receive Your Judgement", wobei Letzterer leider sehr Metalcore-Klischeemäßig daherkommt und im Grunde genommen nichts Besonderes ist. Mit Thrash Metal hat das alles auf jeden Fall nichts mehr zu tun. „Deliver Us" ist mit Abstand das schlechteste Album, welches DARKEST HOUR je veröffentlicht haben. Auf der anderen Seite muss man sie aber auch mal in Schutz nehmen. Bisher war es so, dass sie sich wirklich mit jedem Album selbst übertroffen haben. Irgendwann musste diese Linie der Kreativität und Genialität ja einmal abreißen. Und das ist mit „Deliver Us" passiert. Da kann ich nur hoffen, dass das nächste Album wieder zurück zu den Wurzeln geht, die Melodie wieder auf ein angenehmes Maß zurückschraubt und dafür wieder die Brutalität in den Vordergrund stellt. Schließlich ist es doch so: wenn ich ein Album voller Balladen hören will, dann packe ich eine IRON MAIDEN Platte rein.