Nevermore - Enemies Of Reality

Review

Label/Vertrieb: Century Media

Die Metalgötter aus Seattle sind zurück, um uns mit ihrem bereits fünften Streich mal wieder an die Wand zu blasen.

Nevermore ist einfach eine hammergeile Metalband, die sich mit ihrem eigenen Sound in keine wirkliche Schublade stecken lässt. Ihre Musik hat Power ohne Ende, düstere Gefühle, wirre Melodien und technisches Können allererster Güte. Also gnadenlose Riffattacken, mörderische Drumteppiche und ein Sänger, der sich den gesamten Weltfrust aus der Seele singt, schreit und wimmert. Das gute dabei ist, Nevermore klingen nicht gewollt modern und auch nicht altbacken, sondern machen einen Sound, der das Beste vom Besten natürlich und scheinbar superlässig vereint. Und so ist „Enemies Of Reality" (Century Media Records) mal wieder Nevermore in Vollendung, höchste Kunst auf härtester Ebene. 

Mit „Dead Heart in A Dead World" haben die Seattlelaner ein ultimatives Meisterwerk in Sachen Metal vorgelegt, das kaum zu toppen ist. Nicht mal von ihnen selbst. Das brauchen sie auch nicht, denn der neue Silberling bleibt vielleicht einen Millimeter hinter dem Vorgänger zurück. Das heißt, „Enemies Of Reality" ist gewohnt genial und dürfte jeden Nevermore-Fan glücklich machen.

Gleich der Opener und Titeltrack lässt die Kinnlade runterknallen, und zeigt das gesamte Nevermore-Reportoire auf: Höllische Rifforkane, ein lässig aber hart wirbelnder Schlagzeuggroove, ein famoses Solo und ein wahrlich großer Gänsehaut-Refrain. Mit den gleichen Zutaten geht es auch auf dem Rest des Albums weiter. Einzig und allein die großartigen Refrains bleiben bei dieser CD ein wenig auf der Strecke, und sind auch der Grund dafür, warum dieses Album den Vorgänger vielleicht nicht toppen kann.

Egal, machen wir weiter. Denn auch der nachfolgende Track „Ambivalent" macht mit seiner abgefahrenen Struktur keine falschen Gefangen. Das verschachtelte „Never Purify" zeigt Nevermore mehr von ihrer progressiven Seite, während man mit der schön treibend eingängigen Halbballade „Tommorrow Turned Into Yesterday" eine kleine Verschnaufpause einlegen kann, bevor es mit „I, Voyager" rasant weitergeht. Messerscharfes Riffing und ein saugeiler Beat bevor der schmerzliche Gesang von Warrel Dane einsetzt. Der Hammer!

„Create The Infinite" ist eine schnörkellose Riffwalze, die keine Gnade kennt. Umso mehr der Nachfolgende Track „Who Decides", der nach gewittrigem Anfang in gefühlvolle Gitarrenleads und theatralisch harmonischem Gesang übergeht, um im Refrain wieder in den ultratiefen Sound der Gitarren einzutauchen. „Noumenon" ist weniger ein Song, sondern eher eine spannungserzeugende Überleitung zum letzten Song „Seed Awakening", bei dem es wieder die thrashige Nevermore-Vollbedienung gibt. Ein Krönender Abschluss eines mehr als amtlichen Metalbretts.

Was man zu dem Album noch sagen kann, ist, dass die Songs teilweise mehrere Durchläufe brauchen, damit sie die volle Wirkung entfalten können. Aber leichte Kost, war die Musik der fünf Maniacs ja noch nie. Vielleicht mag „Enemies Of Reality" nicht 100%ig an die Genialität des Vorgängers ankommen, aber man soll ja nicht immer vergleichen. Und wenn man das so sieht, dann ist „Enemies Of Reality" schlicht und einfach ein geniales Album und sollte ganz oben auf der Einkaufsliste eines jeden Metalfans stehen.