Stil (Spielzeit): Thrash / Doom (59:11)
Label/Vertrieb (VÖ): Bombworks Records (23.06.09)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/seventhangelofficial
Der Staub von fünfzehn Jahren... Was für eine Schicht. Da wurde es natürlich allerhöchste Zeit, dass hier mal wieder saubergemacht wird. Aber nicht mit Staubwedel und Handsauger. Nein, hierzu nimmt man am besten den fettesten Industriesauger, den man finden kann, stellt diesen auf „Blasen“ und blastet damit die graue Staubschicht einfach entschieden und nachdrücklich in alle Winde. Und siehe, was darunter zum Vorschein kommt: Die makellose und grell schillernde Oberfläche einer Band, welche sich nicht nur den Glanz vergangener Tage erhalten hat, sondern im Verborgenen gewachsen ist und sich weiterentwickelte. Das Resultat ist ein hervorragender Bastard aus Doom-, Thrash- und Death-Metal. SEVENTH ANGEL haben definitiv die nächste Entwicklungsstufe erreicht. Im Videospiel würde es jetzt heißen: „Level Up!“...
Denn was einst als klassische und damals schon zumindest in Großbritannien stark etablierte, reine Thrashmetal-Band startete, nimmt nun, nach fünfzehn Jahren Pause, den Fuß etwas vom Gaspedal und vermischt die guten, alten Thrash-Elemente mit einer ordentlichen Portion Doom und einer Prise Tod. Und das ist wirklich das beste, was dieser Truppe passieren konnte. Ich will ja gar nichts gegen die alten Werke der vier Briten sagen, doch muss man schon ein echter Oldschool-Fan des klassischen Thrashmetals sein, um richtigen Gefallen an diesen Scheiben zu finden. Ich persönlich zähle mich nicht dazu und um so begeisterter bin ich nun auch vom Reunion-Album! Denn der empfohlene Musikgeschmack des potentiellen Hörers von SEVENTH ANGEL ist 2009 sehr viel undefinierter. Kein wahrer Freund des Metals wird sich dem Bann dieses Killers entziehen können. Und wenn ich von Metal spreche, dann selbstverständlich nicht von „Nu Metal“ oder derartigem Kinderkram, sondern von langen, fettigen Haaren, zerschlissenen Klamotten, Luftgitarren und echter Trinkfestigkeit.
Ob man nun die ganz alte Schule wie beispielsweise CELTIC FROST bevorzugt oder eher zu etwas modernerem Blackmetal wie IMMORTAL bangt. Ob man nun auf pompösen Doom à la CANDLEMASS steht oder sich lieber von fettem Thrash der Marke TESTAMENT den Arsch versohlen lässt. Ob man nun fiesen Deathmetal, wie ihn BLOODBATH zelebrieren, hört oder sich lieber etwas gemächlicheren Klängen von Bands wie MOONSPELL hingibt. SEVENTH ANGEL wird mit Sicherheit immer Anklang finden, denn gewisse Parallelen sind in allen Fällen vorhanden. Am besten lässt sich der siebente Engel wohl mit den ebenfalls von der grauen Insel stammenden Düstermetallern von MY DYING BRIDE vergleichen. Mit etwas mehr Thrash- und etwas weniger Gothic-Anteil.
Die Gitarren pendeln zwischen schweren, fetten Riffs, die keinen Metalhead stillstehen lassen, und langsamen, melancholischen Melodien, in welche der Hörer träumerisch zu versinken droht. Das Tempo sämtlicher Instrumente ist allgemein recht niedrig gehalten. Nur selten stößt das Schlagzeug in etwas schnellere Gefilde vor. Meist bleibt es bei düsteren Doom-Geschwindigkeiten, welche unregelmäßig von thrashigen Kopfnicker-Passagen unterbrochen werden. Auch die Saiten werden auf „The Dust Of Years“ nicht gerade überstrapaziert. Das eine oder andere gemütliche Solo durchbricht die dichte Wand aus fett abgemischten Bratgitarren, welche stets bemüht sind, Härte und Melodie zu vermischen. Und das sehr erfolgreich!
Gekrönt wird das Gesamtwerk von Frontmann Ian Arkley, welcher sich in bester Dark-Metal-Manier seinen Frust und Kummer von der Seele gröhlt. Stets langsam, gut verständlich und in perfektem Einklang mit den Instrumenten seiner Mitstreiter. Was das neue Album der Engel maßgeblich von den alten Werken unterscheidet, das ist die neu entdeckte Vorliebe für cleane Gesänge, welche intensiv und geradezu hypnotisierend immer wieder auftauchen und eine ganz individuelle, traurige Stimmung erzeugen. Das haben auch MY DYING BRIDE noch nicht besser hinbekommen. Der neu entdeckte Schwermut steht SEVENTH ANGEL wirklich hervorragend und macht „The Dust Of Years“ zu einem der Highlights des Jahres!