Stil (Spielzeit): Heavy / Thrash Metal (55:23)
Label/Vertrieb (VÖ): Sanctuary Records (Freitag, 13.06.08)
Bewertung: 6 / 10
Link: www.venomslegions.com
www.myspace.com/venomlegions
Jedes VENOM Album seit „Possessed“ riecht nach Wiederauferstehung von den Toten. Und das riecht notwendig faulig. Unwillkürlich wird jede Veröffentlichung an den mythischen Anfangstagen gemessen, als das Trio aus Newcastle zu den Initiatoren von beinah allen wirklich harten Varianten des Metals wurde.
Der Vergleich mit den Anfängen ist 2008 zwar mächtig unfair, aber so ist das Leben ja an sich. -- Die Erwartungen sind notwendig zu hoch, woran auch die Tatsache nichts ändert, dass mittlerweile diverse mittelmäßige und unterirdische Alben erschienen sind. Oder auch ganz gute wie das erstaunlich erfrischende, weil zart an jene Anfänge erinnernde „Metal Black“ des Jahres 2006.
Mit „Hell“ vollführt Cronos eine zarte Wende. Man rüpelt sich überwiegend im Mid-Tempo durch die 13 Höllen-Tracks. Allein bei „Evil Perfection“ und bei „Kill the Music“ wird mal etwas durchgetreten. --- Ich versuche mir die ganze Zeit vorzustellen, dass „Hell“ das Debüt einer jungen Nachwuchsband sei. Gelänge dieser Versuch, vermutlich würde ich in eine Beinahe-Verzückung geraten, weil sie AD 2008 so herrlich altmodisch ihr Zeug hinhauen, das zudem meinen alten Göttern VENOM so erstaunlich ähnlich klingt.
Aber leider gebricht’s mir für diese Vorstellung an Phantasie. Das ist und bleibt das Original, das seit fast 30 Jahren existiert und seit mindestens 25 Jahren auf der Stelle tritt. Und so regiert die obligatorische Enttäuschung. Kompositorisch ist der Durchschnitt auf „Hell“ allenfalls Durchschnitt und viele von den Demos, die man hier zu hören kriegt, sind ausgefeilter, professioneller und kompositorisch interessanter. Zudem ist das fortgesetzte Mid-Tempo auch eine eher zweitklassige Idee. – Da macht sich doch recht zügig Langeweile breit. Ich erwarte ja kein musikalisch-episches Erzählkino, keinen verkopften Math-Metal von den alten Göttern und erst recht keine zweite Neu-Erfindung dessen, was Heavy Metal dereinst sein könnte … einmal Unsterblichkeit ist mehr als genug; aber dann sollte es wenigstens grooven wie Hölle – aber auch hier ist „Hell“ eher rückschrittig gegenüber „Metal Black“. Vielmehr rumpelt die Masse der Songs recht teilnahmslos vor sich hin.
Wenn es trotz des Gejammers 6 Punkte „hagelt“, dann deshalb weil Cronos’ schnoddriger Charme noch immer weit mehr Charisma versprüht als 90% aller anderen Sänger im harten und härteren Bereich; weil mit „Hand of God“ und den o.g. schnelleren Sachen auch manierliches Zeug den Weg auf die 8 Spuren gefunden hat; weil Cronos’ Ironie noch immer für lustige Texte gut ist. Und zu guter Letzt, weil es einen Kultbonus gibt. --- Womit denn auch der letzten Restzweifel an der Subjektivität dieses Reviews zerstreut ist.
Ich würd’s auf jedem Fall kaufen, wenn ich es nicht schon hätte. Auch wenn’s es die Musik da drauf nicht verdient hat. Steht ja immerhin VENOM auf dem Datenträger… und nicht SCOOTER feat. Mantas. --- Support the underground!