Vilefuck - What Lies Ahead Is Already Dead

vilefuck

Stil (Spielzeit): Thrashmetal (37:26)
Label/Vertrieb (VÖ): FDA Rekotz (25.09.09)
Bewertung: 6 / 10

Link: http://www.myspace.com/vilefuck
Jaja, die neue Thrash-Welle... Ich weiß ja nicht so recht, was ich davon halten soll. Einerseits ist mir diese Art von Revival natürlich allemal lieber als die sonstigen Modeerscheinungen, mit denen man heutzutage so konfrontiert wird. Andererseits verliert der gute alte Thrash der Achtziger dadurch auch irgendwie an Seriösität und vor allem Charme. Ist es nicht irgendwie „untrve“, wenn jede zweite aus dem Boden sprießende Stromgitarren-Combo der Neuzeit nun einen auf „Oldschool“ macht, sich in zu enge Hosen presst und Härte wieder durch möglichst hohe Screams definiert? Braucht die Thrashmetal-Szene wirklich unzählige Schülerbands, die jetzt die alten Helden kopieren und damit ein noch jüngeres Publikum dazu anregen, sich Jeanswesten zu kaufen und diese von Mama mit DESTRUCTION-Aufnähern versehen zu lassen?

Nun gut, das mag jeder für sich entscheiden. Es gibt ja immer noch solche und solche Bands. Und VILEFUCK gehören glücklicherweise zu den solchen. Nicht zu den anderen. Den vier Jungs aus Schweden nimmt man die Oldschool-Mentalität zumindest ab und hat nicht das Gefühl, hier mit einem lieblosen Abklatsch konfrontiert zu werden, welcher nur auf den scheinbar lukrativen Trend-Zug aufspringen will. Nein, Frontmann Allex, Basser Henrik, Klampfer Tom und Schläger Fredrik haben spürbar Spass an dem, was sie machen. Die Einflüsse durch Szenegrößen wie KREATOR und EXODUS sind natürlich nicht von der Hand zu weisen, doch stellt das an sich ja auch überhaupt kein Problem dar. Was jedoch etwas zu wünschen übrig lässt, ist der Abwechslungs- und Ideenreichtum der hektischen Schweden. Die streckenweise etwas monotonen Knüppeleien werden mit Sicherheit bei etlichen eingefleischten Thrashern Anklang finden, doch hat man irgendwie stets das Gefühl, das alles schon mal gehört zu haben. Wenn nicht gerade bei SLAYER, DESTRUCTION und Konsorten gespickt wird, bedient man sich auf „What Lies Ahead Is Already Dead“ auch gerne mal an Bands der zweiten Thrash-Welle, welche um die Jahrtausendwende über uns hereinbrach. So klingt VILEFUCK zu etwa 90 Prozent stark nach RAISE HELL. Hätte man mir die Scheibe hier als neuestes Werk der seit langer Zeit schon viel zu inaktiven Stockholmer Formation verkauft, hätte ich dies vermutlich ohne Nachfrage geschluckt. Das macht wohl der schwedische Einfluss.

Oder auch der leichte deathige Einschlag, den VILEFUCK genau wie auch RAISE HELL hier und da durchscheinen lassen. Es muss sehr schwer sein, als Schwede Metal zu fabrizieren, ohne unterschwellig durch die Landesspezialität Deathmetal beeinflusst zu werden... Doch das macht sich bei VILEFUCK auch nur zweitrangig bemerkbar. Der Haupteinfluss ist und bleibt wohl in der kalifornischen Bay Area anzusiedeln. Schnelle, teilweise sehr melodische Riffings werden überwiegend von viertelsekündigen Snare-Attacken begleitet. Hohe, schnelle Soli drängen sich gelegentlich in den Vordergrund, während der Bass eine klar untergeordnete Rolle spielt. Shouter Allex kreischt sich die Seele aus dem Leib und geht nur in Ausnahmefällen TESTAMENT-like in harmlose Growls über. Geschwindigkeit steht definitiv an erster Stelle, wobei in jedem Song darauf geachtet wird, dass groovende oder auch lediglich langsame Passagen dem geneigten Hörer etwas Abwechslung bieten. Nichts Weltbewegendes halt, aber an sich schon eine runde Sache. Man kann den Jungs jetzt entweder mangelnde Innovativität vorwerfen oder aber man blickt wohlwollend auf die größte Stärke von VILEFUCK: Stiltreue.

Das macht sich auch dadurch bemerkbar, dass auf diesem Debut-Album überwiegend Songs vertreten sind, die von der Band bereits auf den fünf vorangegangenen Demos veröffentlicht wurden. Da hat man sich wohl darüber gefreut, nun endlich mit einem Label im Rücken die alten Werke einer breiteren Hörerschaft zugänglich machen zu können. Dabei herausgekommen sind dann acht sauber abgemischte Tracks und ein kurzes Instrumental, die allesamt dem Wort „Thrash“ alle Ehre machen. Wer sich gerne von Bands wie TOXIC HOLOCAUST verprügeln lässt, der sollte mal ein Ohr riskieren...