Myspace
We don’t play / We make war
Now the fucking time’s come…
For… Car-ni-whore.
So begint “The Wanking Crew” und damit das “Triple Whoregasm Demo” der Dauerpubertanden von CARNIWHORE. Auch ohne dass man die Musik hört, ahnt man wohl, dass die Chancen für Math Metal mit religiösen Texten eher schlecht stehen. Gut stehen sie aber für alles, was alt und siffig ist.
Zwischen MOTÖRHEAD zu „On Parole“- Zeiten und TANK, leeren Bierdosen und vollen TANKARD, RAMONES, SODOM und Gonorrhoe, US-Ostküsten-Rüpelthrash (von CARNIVORE bis WARGASM möchte man meinen), allerlei Körperflüssigkeiten, Punk’n’Roll, Altöl und drittklassigen Pornos fühlen sich die Niedersachsen offenbar zu Hause. Angesichts der musikalischen Einflüsse vermute ich ein Durchschnittsalter von 40+; angesichts der lyrischen Ausflüsse glaube ich mir das aber selbst nicht. Demnach wären sie so um die 15 (±2).
Wie auch immer; die Mucke hat schon nach zehn Sekunden 10 Punkte in den wichttigen Sparten „old-skool as frickin’ fuck“, „noch truer und doofer als MANOWAR“ und „Viehmarkt-Credibility“ eingespielt. Derlei geht üblicherweise etwas zu Lasten produktionstechnischer Finesse. Bei Rotzthrashpunknroll sind ja eigentlich schon acht Spuren völlig ausreichend, aber die drei „Whoregasms“ kämen heftiger bestimmt heftiger.
Seltsamerweise finde ich (nicht bloß) den eröffnenden Stampfer „The Wanking Crew“ (jetzt nur nicht an OVERKILL denken!) nicht nur gut prollig, funny und versoffen, sondern musikalisch ansprechend. Besonders weil die Nummer sich aus einem deutsch-amerikanischen Thrash’n’Roll-Bastard zum Ende hin massiv Richtung NWoBHM mit dazugehörigen Leads entwickelt. Des Barden dunkles, kratziges Organ (erinnert ein bisschen an Jan-Erik Persson von BRIMSTONE) schlägt dann gleichfalls einen anderen, höheren Ton an und wird beinah hymnisch… All hail to the Carniwhore. (Ha-ha! Das Kawergörl hört übrigens auf den aphrodisierenden Namen Lotte Kammschott… Auf solche Ideen kommt man wohl nur auf dem Oldenburger Treckerstrich.)
Dann wird’s kurz punkig… 1,2,3,4 … und „die Hure“ (wie sich die Band auch nennt) legt’n Tacken zu. Variiert aber in den gut 3:40 Minuten das Tempo und der Gesang pendelt zwischen grimmig und klar. Ganz wichtig auch das Kopfstimmeninferno im Hintergrund; der Song heißt ja „Shemale Love Desaster“… Da darf HAMMERFALL-artiges Gewinsel natürlich nicht fehlen.
Das abschließende „Circle of the Whore“ ist wieder Mid-Tempo und erinnert mich nicht zuletzt wegen der Leadgitarre gleichfalls an eines der langsameren Stücke von BRIMSTONE. Schöne Nummer mit überraschendem Chor. Zündet etwas später als die ersten Nummern, ist aber mittlerweile mein Favorit.
Unter'm Treckerstrich:
... hielt ich das Teil zunächst für einen typischen Vertreter aus der Reihe: Wir haben (zwanghaft) Spaß - auch mit Alkohol!, komme ich nach mehrmaligem Hören zu dem Resultat, dass das 1.) auch nüchtern funktioniert und 2.) musikalisch gar nicht mal verkehrt ist. Vorausgesetzt man ist ein nostalgischer alter Sack und mit NWoBHM, Punk und der ersten Thrash-Welle groß geworden. Dass das live dennoch wesentlich verschärfter kommen dürfte, is ma klar wie Doppelkorn.
Stil (Spielzeit): Old-School Metal (14:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (2010)
Bewertung: 7,5 / 10