Apocalyptica - Cell-0 Tipp

Apocalyptica - Cell-0
    Symphonic Metal

    Label: Silver Lining Music
    VÖ: 10.01.2020
    Bewertung:10/10

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„Wehret den Anfängen!“, so scheint das Motto der Finnischen Cello-Metaller APOCALYPTICA seit ein paar Jahren zu lauten. Nach dem 2016 remasterten Re-Release ihres ersten Albums „Plays Metallica by Four Cellos“ und mehreren ausgedehnten Touren mit eben diesem Repertoire sind APOCALYPTICA nun zurück mit einem brandneuen Album namens „Cell-0“. Auf diesem Album besinnen sich die Musiker zurück zu der Zeit, als nur drei bis vier Celli und Perkussionsinstrumente auf ihren Alben zu hören waren. Kein Gesang, kein Text, nur die reine Musik.

Cell-0, die universelle Zelle

Auf „Cell-0“ beweisen Eicca Toppinen, Perttu Kivilaakso, Paavo Lötjönen und Mikko Sirén, dass Metal auch komplett instrumental funktioniert, ohne langweilig zu werden. Das knapp 55 Minuten lange Album beinhaltet neun Tracks, die so einzigartig, wie sie sind, kombiniert auch eine große Symphonie ergeben könnten.

„Cell-0“ beginnt mit einem starken „Ashes Of The Modern World“, ein Track, der bereits 2019 als Single ausgekoppelt wurde. Dieser Song vereint alles, was man von APOCALYPTICA kennt und liebt, eine träumerische Melodie, starke Riffs, die ihren rein elektrifizierten Genrekollegen durchaus Konkurrenz machen und im Hintergrund ein flächiges, jedoch nicht unbedeutendes Schlagzeug. Weiter geht es mit dem Titeltrack „Cell-0“, dem mit fast zehn Minuten Spielzeit längsten Track. „Cell-0“ beginnt langsam und etwas geheimnisvoll, wird aber nach mehreren Tempo- und Stimmungswechseln zu einem schnelllebigen, spannenden Song, dem man seine Spielzeit gar nicht anmerkt.

Es folgt „Rise“, eine ebenfalls vorher veröffentlichte Single mit wahrlich faszinierendem Video. Der Song selbst ist alles, was man sich von einer Ballade wünscht, eine Melodie, die ihre ganz eigene Geschichte erzählt, ein Text, den jeder Hörer für sich selbst schreibt und ein Spannungsbogen, der auch ohne Erzähler funktioniert. Was Singleauskopplungen angeht, ist „En Route To Mayhem“ die letzte bisher. Zunächst etwas unscheinbar und weniger heavy, dafür aber sehr gut durchkomponiert kommt dieser Song daher. Hier scheint es so, als wolle der Song jedem zeigen, wo die Talente eines jedes Bandmitglieds liegen. Die Drums nehmen zum ersten Mal eine vordere Rolle ein und die drei Cellisten zeigen auf unterschiedlichste Weisen, was sie können. Der Song endet wie er angefangen hat, unscheinbar und leise.

Ist das überhaupt Metal? Ja, aber anders.

Ein vor allen anderen herausstechender Track ist „Fire & Ice“. Denn hier wird der Hörer nicht etwa von einem Cello begrüßt, sondern von einem Holzblasinstrument. Ein Blick auf das Booklet verrät: Es ist niemand anderes als NIGHTWISHs Multiinstrumentalist Troy Donockley, der verschiedene Flöten und Dudelsack zum Song beisteuert. Die Melodie der Panflöte wird im weiteren Verlauf des Songs von zunächst einem Cello übernommen und einem Dudelsack variiert. Ein insgesamt eher ruhiger Track mit NIGHTWISH-Feeling und APOCALYPTICA-Spannungsbogen, der zur Mitte hin seinen absoluten Höhepunkt hat. Der schon fast kammermusikalische Schluss besteht aus der Melodie gespielt von einem Cello, klassisch begleitet von den anderen beiden.

Schon nach der Hälfte des Albums ist zu bemerken, dass die einzelnen Songs alle relativ lang sind, sich aber alles andere als lang anfühlen. Kürzeren Songs wie “Call My Name” und “Catharsis” fehlt es aber auch nicht an Würze und die beiden können mit den durchschnittlich fünfeinhalb bis zehn Minuten langen, sehr durchdachten und durchkomponierten anderen Songs durchaus mithalten.

„Scream For The Silence“ und der Schlusstrack „Beyond The Stars“ zeigen noch einmal, wofür APOCALYPTICA stehen, dass Metal ein so vielseitiges Genre ist, dass fast alles geht und es für einen guten Song oder ein gutes Album kein Patentrezept und keine Patentbesetzung gibt. Denn gerade, wenn man denkt, man hat ein komplett instrumentales Album erlebt, taucht gut eine Minute vor Schluss eine Stimme auf, die noch einmal all das zusammenfasst, was das Album ausmacht. Cellist und Gründungsmitglied Eicca Toppinen beschreibt dies so: "Cell-0 steht für die universelle Zelle. Sie existiert nicht wirklich, aber sie symbolisiert für uns die Essenz von allem. Das heißt, der Ursprung von allem und wo alles wieder enden wird ..."

Fazit

Dass Metalmusik nicht unbedingt laut, schwer oder harsch sein muss, ist vielen wahrscheinlich klar. Aber Metalmusik ohne jegliche Art von Text – ob man ihn versteht oder nicht – ist für die meisten wohl fremdartig. APOCALYPTICA schaffen es, mit „Cell-0“ genau dies zu zeigen: Dass es möglich ist, Songs zu schreiben, die keinen Text brauchen und man diesen auch nicht vermisst oder glaubt, dass er fehlt. Verglichen mit älteren Instrumentalalben von APOCALYPTICA sticht dies vor allem durch Produktion und Komposition heraus. Seit den späten 1990ern hat sich nicht nur die Technik verändert, die Band hat sich ebenso verändert und ein so durchgehend starkes Album hätte es damals auch von den vier Finnen nicht geben können.

Kurz gesagt, ein sehr hörenswertes Album, nicht nur für Klassikfans!

Trackliste:

  1. Ashes Of The Modern World
  2. Cell-0
  3. Rise
  4. En Route To Mayhem
  5. Call My Name
  6. Fire & Ice
  7. Scream For The Silent
  8. Catharsis
  9. Beyond The Stars

"Cell-0" wird über Silver Lining Music veröffentlich und ist ab sofort überall erhältlich.

APOCALYPTICA sind zur Zeit auf Tour mit SABATON und AMARANTHE:

JANUARY 2020
Jan 24 Torwar, Warsaw, Poland
Jan 25 Max Schmeling Halle, Berlin, Germany
Jan 26 O2 Arena, Prague, Czech Republic
Jan 28 Alcatraz, Milan, Italy
Jan 30 Arena Leipzig, Leipzig, Germany
Jan 31 Festhalle, Frankfurt,

FEBRUARY 2020
Feb 1 König Pilsener Arena, Oberhausen, Germany
Feb 2 Sportpaleis, Antwerp, Belgium
Feb 4 Sant Jordi, Barcelona, Spain
Feb 5 Vistalegre, Madrid, Spain
Feb 7 Zenith, Paris, France
Feb 8 Wembley Arena, London, UK
Feb 9 Afas Live, Amsterdam, The Netherlands
Feb 11 Sporthalle, Hamburg, Germany
Feb 12 Forum Black Box, Copenhagen, Denmark
Feb 14 Scandinavium, Gothenburg, Sweden
Feb 15 Hovet, Stockholm, Sweden
Feb 16 Spektrum, Oslo, Norway


APOCALYPTICA sind

Eicca Toppinen - Cello
Perttu Kivilaakso - Cello
Paavo Lötjönen - Cello
Mikko Sirén - Drums