Geschrieben von Samstag, 21 Januar 2012 00:00

Nachtblut - Interview mit Sänger Askeroth zum Album 'Antik' und zur Band

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Die deutsche Band NACHTBLUT hat vor kurzem ihr zweites Album "Antik" wiederveröffentlicht. Im nächsten Jahr wird die Band schon die großen Festivalbühnen entern. Wir nahmen dies zum Anlass um Askeroth, der bei NACHTBLUT nicht nur für den Gesang zuständig ist, einige Fragen zur Albumentstehung, zu Provokation, zur Tour mit EISREGEN und zum Thema Fankontakt zu stellen.


Hallo Askeroth,  stell mir die Band kurz vor, wer ist alles dabei und wer macht was?


Grüß dich... also da gäbe es einmal Skoll, das ist unser Schlagwerker, Greif kümmert sich um die Gitarren, Lymania ist unsere Keyboarderin, Sacerdos der Bassist und ich der Sänger.

Beschreibe eure Musik für jemanden, der noch nie was von NACHTBLUT gehört hat.

Breite, rhythmische, sterile Gitarren, untermalt mit Keyboard, vorzugsweise Streicher und Chöre, kompromissloses Schlagzeug, deutschsprachiger, gutturaler und dennoch verständlicher Gesang...

Herzlichen Glückwunsch zum Re-Relase von „Antik". Ein Hammeralbum und wunderbar, dass es jetzt im Rahmen der Tour mit EISREGEN (nachdem ihr ja auch schon mit Größe wie SODOM, IMMORTAL, ENDSTILLE, BELPHEGOR und SATYRICON gespielt habt) wieder einer größeren Masse vorgestellt werden konnte. Wie kam es zu der Tour mit EISREGEN?

Danke schön! Also das ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte. Wir spielten Mal als Vorband von EISREGEN und man konnte was mit uns anfangen, also ließ man uns für ein Dutzend weitere Konzert im Vorprogramm von EISREGEN auftreten.

Habt ihr die Aufnahmen zu „Antik" von 2009 noch nachträglich verändert?

Um das Re-Release hat sich unsere Plattenfirma Napalm Records gekümmert. Die Platte wurde aber neu gemastered und es sind zwei Songs von unserer ersten CD „Das erste Abendmahl" enthalten.

Wie entsteht ein NACHTBLUT Song? Habt ihr eine klare Aufgabenverteilung oder ist das Album ein komplettes Gemeinschaftswerk?

Die Aufgabenverteilung ist da sehr klar strukturiert, ich komponiere den Song und mache Demos. Im Proberaum erarbeiten wir dann die Lieder zusammen.

NACHTBLUT ist ja erst als Projekt gestartet. Jetzt, da ihr offiziell eine Band seid, habt ihr da regelmäßige Proben oder wird alles noch relativ „locker" gehalten?

Hätte ich geahnt, dass man sich so sehr an diesem Wort aufhängt, wäre NACHTBLUT von vorne herein eine "Band" gewesen.

Eure Musik vereint für mich viele Stile, ich höre da CRADLE OF FILTH, DAS ICH und teilweise RAMMSTEIN. Sind das auch eure Einflüsse?

CRADLE OF FILTH und RAMMSTEIN Einflüsse, definitiv, aber "DAS ICH"? Außer "Gottes Tod" kenne ich nichts von denen. Es ist also eher Sache des Hörers, dass wir in Verbindung gebracht werden.

Was war die erste CD, MC oder LP, die du dir selbst besorgt hast?

Weiß ich nicht mehr.

Nenne uns die momentanen Top 5 Favorite-Alben von NACHTBLUT.

So etwas haben wir nicht.

Auf welche Veröffentlichung aus deiner Musiksammlung würdest du auf keinen Fall verzichten wollen?

 ... vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich mich gar nicht so sehr für andere Bands interessiere. Aber vermutlich schätzen wir unsere Einflüsse am meisten.

Auf dem Album gibt es einen Song mit griechischem Text, sonst singst du durchgehend Deutsch. Wie kam es dazu und stand es für euch jemals zur Debatte, Englisch zu singen?

Diese Maßnahme wurde getroffen, um die Interpretationsmöglichkeit einzuschränken, da die im Song verarbeiteten historischen Ereignisse, zumindest von der Mentalität her, gewisse Parallelen zu etwas aufweisen, das ich nicht vertrete. Und nein, Englisch stand bislang nicht zur Debatte.

Ihr seid ziemlich lange unabhängig gewesen, hattet aber sicher mehrere Angebote von verschiedenen Labels. Was hat den Ausschlag für Napalm Records gegeben?

Napalm machen einen sehr guten Eindruck und haben allerhand positive Referenzen vorzuweisen. Bei ihnen hat es einfach gepasst.

Wo wollt ihr denn mit NACHTBLUT hin, habt ihr konkrete Ziele für die nächsten Jahre?

Eine Headliner Tour wäre schon eine feine Sache.

Gemeinsam mit EISREGEN seid ihr auf Tour gewesen. Wie war das für euch, vor so vielen Leuten zu spielen?

Es ist immer wieder ein überwältigendes Gefühl, vor großem Publikum zu spielen und dabei positiv aufgenommen zu werden. Aber am besten ist es eigentlich, sich einfach keine Gedanken darüber zu machen, man geht auf die Bühne und legt einfach los.

Über RAMMSTEIN habe ich vor kurzem gelesen „50% gute Musik und 50% Show". Ihr tretet geschminkt auf und bietet damit schon eine gewissen Inszenierung, die das Ganze abrundet. Was kann man denn bei einer Liveshow von NACHTBLUT, außer guter Musik, sonst noch so erwarten?

Früher hatten wir viel geplantes Showacting (z.B. Nackttänzerinnen, diverse Bühnenrequisiten), wovon wir uns jedoch von Zeit zu Zeit verabschiedet haben. Es ist ein befreiendes Gefühl, sich nach Lust und Laune zu verhalten, und dahingehend kann ich bzgl. irgendwelcher Erwartungen keine Versprechen machen, da alles spontan und intuitiv geschieht. Natürlich machen wir uns dennoch Gedanken, wie wir jede Show noch besser machen können. Showelemente schließen wir für die Zukunft aber nicht aus.

Ich habe einen Blick in euer Forum geworfen – ihr gebt euch große Mühe, die Fans umfangreich und aktuell zu informieren. Das ist für eine Band, die erst das Zweitalbum veröffentlicht, nicht unbedingt Standard. Wie wichtig ist euch der Kontakt zu den Fans?

Über die Frage "wie wichtig der Kontakt zu den Fans ist" habe und werde ich mir keine Gedanken machen. Wir haben immer so gehandelt, wie wir es für angebracht empfanden. Jeder weiß, ohne unsere Fans wären wir nicht dort, wo wir sind, daher ist uns der Draht zu unseren Fans wohl von Natur aus sehr wichtig.

Schon jetzt eilt euch der Ruf voraus, dass ihr die Massen spaltet. Man kann NACHTBLUT hassen oder lieben, heißt es. Was denkt ihr, woran kann das liegen, dass es kein „dazwischen" gibt oder ist das von euch bewusst so provoziert?

Wir präsentieren uns auf eine Art, bei der es einem schwer fällt, sich zu enthalten. Ich denke, bevor man uns ignoriert, ziehe ich es vor, gehasst zu werden. Wir brechen ja ziemlich viele Genre-typischen Regeln, lehnen uns weit aus dem Fenster und werden das auch weiterhin so handhaben, so wird das Leben niemals langweilig.

DIE ÄRZTE hatten vor kurzem Stress mit ihrem Fanclub, da sich die Band aufgrund eines Interviews mit den PRINZEN in der Prawda (Fanclubmagazin der DIE ÄRZTE) von ihrem eigenen Fanclub distanziert hat. Ihr scheint kein Problem mit den PRINZEN zu haben. Wieso habt ihr euch gerade diesen Song zum Covern ausgesucht?

Damit uns die, die uns keine Eigenständigkeit vorwerfen, noch mehr hassen. :)

Ähnlich wie Kurt Cobain beim Song „Polly", habt ihr bei „Des kleinen Herzen letzter Schlag" (von eurem ersten Album „Das Erste Abendmahl") nicht aus der Sicht des Opfers sondern aus der Sicht des Täters erzählt. Eine Textzeile lautet: „Es wäre nicht schlimm, wenn sie mich fassen, ich werd' eh frühzeitig entlassen." Ich gehe davon aus, dass ihr diesen aktuellen Zustand der Rechtssprechung wirklich kritisiert. Viele Menschen denken ähnlich, aber die Zeiten der Demonstrationen und Aufstände scheinen vorbei zu sein. Denkst du, dass die Gesellschaft zu passiv ist, bei solchen Themen und generell?

Die Zeiten von Demonstrationen sind in meinen Augen nicht vorbei, nur demonstriert das Volk viel zu oft gegen „Bullshit", als ob man nichts Besseres zu tun hätte. Die deutsche Justiz wird zwar bei jedem Skandal-Urteil aufs Neue kritisiert, doch nach einer Woche, wenn die BILD-Zeitung nicht mehr darüber berichtet, scheint wieder alles im grünen Bereich zu sein. Dann, nach einiger Zeit, muss wieder ein junges Mädchen sterben, aber nicht damit sich etwas ändert, sondern nur damit der ganze Wahnsinn wieder von vorne losgehen kann.

Mindestens eine Gemeinsamkeit habt ihr auch mit VENOM. In eurem Song „Die Blutfürstin" singt ihr wie VENOM in „Countess Bathory" über die ungarische Gräfin Erzsébet Báthory. VENOM haben ja schon ziemlich früh ihr eigenes Ding durchgezogen und damit einige Künstler beeinflusst. Die Band hat gerade mit „Fallen Angels" eine neue Scheibe veröffentlicht. Schon gehört? Was haltet ihr von der Scheibe bzw. von VENOM?

Der Song heißt "Die Blutgräfin" und ich habe keine Meinung über "Venom", die Scheibe habe ich mir auch nicht angehört.

Eure Texte sind klar und provokant, wobei Provokation nichts Negatives sondern lediglich eine Strategie der sozialen Kommunikation ist. Ich würde dich gerne mit mehr oder weniger provokanten Aussagen konfrontieren und bitten, darauf zu reagieren.

Black Metal ist tot...

Geht mir am Arsch vorbei.

Religion ist der Ursprung allen Übels...

Unterwerfung ist der Ursprung allen Übels.

Gleiches mit Gleichem vergelten...

zeugt nicht von Größe.

Vielen Dank für das Interview und deine Zeit. Wir sehen uns auf dem METAL FEST!