Erster Tag
Da wir es nicht weit hatten, ging es am ersten Festivaltag um 11 Uhr mit Sack und Pack los gen Loreley. Es „nicht weit haben" bedeutet aber nicht, dass man auch schnell da ist. Das war unsere erste Lektion für die folgenden Tage. Nach ca. 15 Minuten Fahrt standen wir schon in einem Stau Richtung Koblenz. Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt, waren aber noch immer guter Dinge. Auch noch in den folgenden 30 Minuten Stau...
Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich überhaupt zum letzten Mal im Stau gestanden bin. Insgesamt durften wir uns noch über eine Stunde dort aufhalten und beobachten, wie insgesamt drei Autos liegenblieben. Also an der nächstmöglichen Ausfahrt raus und einen Riesenumweg gefahren. Hätte man ja vorher auch mal die Staumeldungen checken können, von daher selbst Schuld. Allerdings hätte uns das auch nicht viel gebracht, als wir kurz vor'm Ziel wegen eines Bikertreffens in Rüdesheim ca. 40 Minuten brauchten, um das Städtchen Nähe unserem Ziel St. Goarshausen zu durchqueren. Am Fährübergang sahen wir ein liegengebliebenes Auto voller Metaller im Gespräch mit dem ADAC – richtig bitter, wenn so nah am Gelände die Karre absäuft. Doch schon allein die Strecke zum Festivalplatz ist die Wucht: direkt am Rhein und umgeben von wunderschöner Natur, kann man sich gut auf das Metalfest einstimmen.
Auf dem Festivalgelände angekommen, bekamen wir einen der letzten Parkplätze und wurden sofort freundlich begrüßt und eingewunken. Die Letzten werden bekanntlich die Ersten sein, und somit war das für die Ausfahrt perfekt. Pro Auto kostete das Parken 10 Euro für die drei Tage und außerdem mussten pro Nase noch 5 Euro Müllpfand bezahlt werden. Leider bekamen wir keinerlei Einweisung, wo genau wir denn am besten langlaufen sollten, ob es zugteilte Zeltplätze gab, wo es denn die Müllbeutel zu den Chips gab oder sonstige Informationen. Also immer Richtung Zelte mit dem ersten Teil unseres Gepäckes.
Aufgrund behördlicher Auflagen waren Camping und Parken getrennt. Das war vorab bekannt und anscheinend waren wir wirklich schon einige der Letzen, denn die Zelte standen schon dicht über den kompletten Hügel verteilt. Auch der untere Teil des Campinggeländes war schon sehr voll, so dass wir schon fast direkt am Festivalgelände einen (wenn nicht sogar den letzten) Platz bekamen. Hier war wirklich kaum Spielraum, die Zelte standen extrem dicht und Zeltschnüre mussten teilweise übereinander gespannt werden. Aber schließlich kommt man ja nicht zum Campen sondern wegen des Festivals.
Das war schon gestartet und leider waren wir nicht die Einzigen, die vom Geschehen auf dem Festivalgelände so schnell nichts mitbekommen sollten. Über den kompletten letzten Campingbereich standen die Leute Schlange, um ihre Tickets in Bändchen umzutauschen, die Wartezeit betrug noch am ersten Festivaltag gegen 16 Uhr an die zwei Stunden. Viele Besucher ärgerten sich lauthals über die Tatsache, dass es keine Einweiser für den Zeltplatz gab und die Warteschlange so lang war. Einige mussten sogar ihr Zelt wieder abbauen oder umsetzen, da ein Trupp Security durchfuhr und von einem imaginären Gang sprach, der zwar freigehalten werden sollte, aber gar nicht ersichtlich war. Eine der ersten Sicherheitslücken war also das Fehlen von Rettungswegen, was aufgrund der Menschenmasse aber auch gar nicht möglich gewesen wäre.
Unser Glück war, dass wir nette Helfer beim Zeltaufbau hatten, da diese die Hoffnung ALESTORM oder MOONSPELL sehen zu können schon aufgegeben hatten und eher auf BLIND GUARDIAN bauten. MOONSPELL müssen allerdings ganz toll gewesen sein. Ich zitiere aus einer SMS von Kollegin Katharina (die schon einen Tag vorher privat hingefahren war): „Hast du den grandiosen Auftritt von MOONSPELL gesehen? Der Hammer!" Schade, dass ich es nicht gesehen habe, ich hoffe, es kamen genug andere in den Genuss.
Nachdem das Zelt endlich aufgestellt war (merke: wer sich ein neues Zelt kauft, eventuell mal lieber vorher zur Probe aufbauen...), machten wir uns auf den Weg zum Presseschalter. Der war gekoppelt mit der Ausgabe für die Müllbeutel, so dass die Schlange ca. sieben Leute betrug. Schon alleine für diese paar Leutchen standen wir fast 25 Minuten an, obwohl die meisten davor nur Müllbeutel wollten. Das Personal war wirklich nicht von der schnellen Truppe, wäre aber bei dieser Masse und der Tatsache, dass die Leute Eintritt bezahlt haben, angebracht gewesen. Dort erhielt man übrigens auch gegen 8 Euro pro Person die Bändchen für Dusch- und Spülklo-Flatrate. Ein fairer Preis für die Möglichkeit, Spültoiletten und Dusche benutzen zu dürfen.
Der erste Eintritt auf das Festivalgelände Loreley ist absolut überwältigend. Eine Kulisse vom Feinsten, gute Sicht von allen Plätzen aus, schöne schattenspendende Bäume am oberen Teil des Berges und genau die richtige Verteilung von Getränke- und Essensständen. Schon alleine das Amphitheater ist ein Besuch dort wert und die Vorfreude auf die zu erwartenden Bands steigerte sich immer mehr.
LEGION OF THE DAMNED waren die erste Band, die wir sehen konnten. Die Location war schon sehr gut gefüllt und die holländische LEGION brachte die Matten ordentlich zum Schwingen. Besonders der Sound war der Hammer, das zog sich erfreulicherweise über das komplette Festival. Natürlich gibt es an so einem Ort immer Stellen die bessere und schlechtere Akustik haben, aber auf der Loreley ist zu 90 Prozent Topsound. Aufgrund der typischen Bauweise eines Amphitheaters hat zwar jeder einen Platz, aber es gibt natürlich keine Möglichkeit für einen Moshpit oder eine Wall of Death. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, den Moshen kann man auch im Stehen.
Nachdem LEGION OF THE DAMNED fertig waren, machten wir uns auf die Suche nach dem Pressebereich. Das gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht, denn die Security vor Ort war sehr schlecht informiert, und wenn man zwei Securityleute ansprach, bekam man auch immer zwei verschiedene Antworten. Das zog sich leider ebenfalls über das gesamte Festival. Der größte Teil war über nichts informiert und unterschied sich somit nicht von einem Festivalbesucher.
Im Vorbeigehen konnte ich hören, wie NACHTBLUT gerade für ihren Song „Antik" abgefeiert wurden und mit dem Prinzencover „Alles nur geklaut" den Auftritt abschlossen. Schade, dass die Band keine Autogrammstunde gegeben hat. Allerdings zeigten sich NACHTBLUT überhaupt nicht fanscheu und standen im Anschluss am Bierstand vor dem Zelt, wie ich sehen konnte.
Der Regengott wollte dann wohl auch 'ne Runde mitfeiern und öffnete mal kurz seine Schleusen, um das Festivalgelände in einen rutschigen Matschplatz zu verwandeln.
Das erste große Highlight des ersten Tages waren BLIND GUARDIAN. Wie zu erwarten, war das Amphitheater voll und schon alleine diese Ansicht war beeindruckend. Natürlich wurden schon rechtzeitig die „Guardian-Rufe" laut und etliche BLIND GUARDIAN Fans fieberten ihren Helden entgegen. BLIND GUARDIAN ist eine dieser Bands, die man schon allein wegen der Fanchöre mal gesehen haben sollte. Gänsehaut pur.
Nachdem die Band mit „Sacred Worlds" die Bühne enterte, war kein Halten mehr. Die erste Reihe fiel vor Moshen und Abfeiern beinahe über die Absperrung. Obwohl der Sound wie schon beschrieben erstklassig war, konnten die Fanchöre die Lautstärke noch toppen. BLIND GUARDIAN präsentierten alle Hits und zauberten eine Gänsehautwand nach der anderen. Aber auch die Band schien beeindruckt zu sein – von der Location und von dem mehr als warmen Empfang, den die Fans der Band bereiteten. Das war schon nahe an der Anbetung.
Als die Menge quasi „Bard's Song" alleine sang, stiegen sicherlich nicht nur mir fast die Tränen in die Augen vor Rührung. Ein magischer Moment und schon jetzt hatte sich das Metalfest Loreley gelohnt, um ein Teil dieser Fans zu sein. BLIND GUARDIAN zählte uns bei „Valhalla" rückwärts runter, da die Fans wohl sonst noch den ganzen Abend durchgesungen hätten. Ein legendäres Konzert und schon jetzt stellte sich für mich die Frage: „Wer soll das toppen?". Hansi Kürsch bestätigte uns, dass wir das beste Publikum seit langem waren.
Setlist BLIND GUARDIAN:
Sacred Worlds
Welcome to Dying
Nightfall
Time Stands Still (at the Iron Hill)
Majesty
Tanelorn (Into the Void)
Valhalla
Lost in the Twilight Hall
Bright Eyes
Imaginations from the Other Side
The Bard's Song - In the Forest
Mirror Mirror
Die matschigen Stellen auf dem Festivalgelände hatten sich mittlerweile zur unpassierbaren Unfallgefahr verwandelt. Gerade vor den Essenständen am oberen Teil legten sich alle naselang die Leute im Matsch auf die Fresse. Gerne auch mal mit Essen oder Bier in der Hand. Hier hätte man als Veranstalter eventuell besser vorbereitet sein können und schneller reagieren müssen.
Das Amphitheater blieb gefüllt, denn gleich im Anschluss stand eine Thrashlegende auf dem Programm: MEGADETH! Wer Dave Mustaine nicht mag, geschenkt! Aber meine Fresse, der Mann spielt Gitarre, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Ein absoluter Gitarrengott und mit dem genialen Sound der Location ein wahrer Ohrenschmaus. Nicht so gut gefiel mir seine Stimme, die kam teilweise etwas kläglich rüber, und viele der umstehenden Besucher sahen das genau so. Etwas störend fand ich auch die Stroboskopblitze am Anfang. Da ist weder Thrash Metal, noch passend für die Location. MEGADETH ballerten sich durch den gesamten Songfundus, wobei die Stimmung bei den älteren Stücken deutlich besser war. Umgehauen hat mich der Auftritt leider nicht.
Setlist MEGADETH:
Never Dead
Head Crusher
Hangar 18
She-Wolf
Trust
Dawn Patrol
Poison Was the Cure
Sweating Bullets
Ashes in Your Mouth
Whose Life (Is It Anyways?)
Public Enemy No. 1
Symphony of Destruction
Peace Sells
Encore:
Holy Wars... The Punishment Due
Silent Scorn
Nachdem die Anfahrt und der Zeltaufbau ziemlich stressig waren, ging es ab ins Zelt, um sich dort richtig einzurichten und Kraft für den nächsten Festivaltag zu tanken. Das sehen natürlich nicht alle Festivalbesucher so, deshalb wäre es generell eine gute Idee (ähnlich wie beim Southside Festival), eine Green Area einzurichten. Manche kommen eben nur, um die ganze Nacht durchzusaufen und mal richtig die Sau rauszulassen. Solche Leute sehen kaum (oder nie?) das Festivalgelände und deren Motivation dort hinzufahren ist mir unklar.
Aber der Großteil kommt wegen der Bands und möchte diese genießen, ein paar Bierchen trinken und Spaß haben. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man auf der Müllhalde leben will und es toll findet, wenn die Nachbarn die Musik bis 5 Uhr morgens hören. Und zwar lauter, als es vom direkt angrenzenden Festivalgelände jemals auf den Campingplatz schallte und alle 20 Minuten laut „Alkoholikerrunde" brüllen. Solche Trupps waren strategisch gut auf dem ganzen Campinggelände verteilt, wie man auf dem Festivalgelände von einigen Leuten hören konnte. Ich frage mich, wie das trotz Generatorverbot möglich war. Gott sei Dank habe ich keine gefährlichen Situationen gesehen, aber selbst wenn es so gewesen wäre, wäre nie auf die Schnelle ein Securitymitarbeiter greifbar gewesen.
Zweiter Tag
Die Erholung hielt sich also in Grenzen. Morgens um 6 Uhr machten wir uns auf in Richtung Duschen. Generell war es sehr schwer, sich auf dem Festivalgelände zu orientieren, da es keine Beschilderungen gab. Die Hilfsbereitschaft untereinander war beeindruckend. Bei jeder Frage stand sofort jemand von den anderen Besuchern mit Rat und Tat zur Seite. Der Zusammenhalt, aufgrund der Orientierungslosigkeit, war sehr groß und jeder versuchte dem anderen zu helfen, so gut es eben ging.
Die Duschen waren nicht „bewacht", so dass auch jeder ohne Flatrate-Bändchen in den Genuss hätte kommen können. Das verärgerte natürlich die zahlenden Besucher und grundsätzlich wäre es eine Überlegung wert, ob man nicht einfach jedem Besucher ohne Flatrate den Zugang zu Spülklo und Duschen ermöglicht und dafür mehr Geld in Reinigungskräfte steckt. Kleinigkeiten wie Haken hätten in den Duschen schon für mehr Komfort gesorgt. Die Leute hatten keine Möglichkeit, ihre Sachen irgendwo abzustellen oder aufzuhängen. Auch hier besteht auf jeden Fall Verbesserungsbedarf.
Später war ich noch an einer der anderen Duschstationen, und dort standen die Leute teilweise eineinhalb Stunden an, um zu duschen. Klopapier gab es dort – mittlerweile war es 8 Uhr morgens – keines mehr. Die Besucher wurden gebeten, sich mal 15 Minuten zu gedulden, da käme gleich jemand, der sauber machen und auffüllen würde. Auf dem Gelände waren definitiv viel zu wenig Duschen und Toiletten vorhanden, denn noch bis zum Mittag standen die Festivalbesucher an, um unter die Brause zu hüpfen. Das sorgte für Ärger unter den Besuchern und muss auf jeden Fall verbessert werden.
Dann ging's zu HUNTRESS. Für die erste Band des Tages hatten HUNTRESS schon eine Menge Festivalbesucher angezogen. Viele wollten einen Blick auf die beindruckende Erscheinung der Sängerin erhaschen und waren gespannt auf den Auftritt. Begleitet von einem mystischen Intro kam diese dann auf die Bühne. Die Band spielte natürlich nur Songs von ihrem Debütalbum „Spell Eater" und hatte, wie bereits die Bands am Vortag, einen grandiosen Sound. Allerdings legte sich dann die anfängliche Begeisterung, denn viele fanden den Sound der Stimme von Jill Janus etwas anstrengend. Sie versuchte zwar die Heavy Metal Fahne hochzuhalten, aber irgendwie war das nicht so gut zu vereinbaren mit ihrem Aufstand, den sie da machte. In 30 Minuten drei Mal theatralisch die Bühne zu verlassen, ohne dass etwas Besonderes dabei rumkam, wirkte irgendwie seltsam.
Trotzdem konnten HUNTRESS einen Achtungsapplaus einfahren und musikalisch zumindest nicht enttäuschen, wenn auch nicht begeistern. Für mich hielt die Band nicht das, was ich mir versprochen habe. Ein Festivalbesucher gab Jill Janus genau drei Anweisungen: „Halt die Klappe, zieh dich aus, hör auf zu singen...". Das sahen wohl viele ähnlich...
Nach dem Auftritt war es Zeit, mal die Fressbuden zu stürmen. Die Leute an den Buden und Getränkeständen machten über die komplette Festivalzeit einen bemerkenswerten Job. Durchweg sehr freundlich, unfassbar schnelle und kompetente Bedienung, einfach ein Traum! Die Auswahl der Essensstände war ebenfalls grandios und auch die Essenspreise waren fair und absolut in Ordnung. Die Getränkepreise waren etwas zu hoch, aber auch noch im Rahmen und nicht utopisch. Gyros mit Kraut kostete 4,40 Euro, Flammkuchen 4 Euro, Pommes (je nach Größe) zwischen 3,50 und 5 Euro, Wasser 3 Euro, Cola/Fanta/Sprite/Bier gab's für 3,50 Euro und einen Cocktail (0,3l) für 7,50 Euro.
Der Metalmarket bestand aus mehreren Ständen mit Metalmerchandise. T-Shirts, Kapuzenpullover, Patches, Tücher, Trinkhörner („Echte, kein Scheiß!" – so stand es angeschrieben), CDs, Hosen, Schottenröcke und Buttons... es gab alles, was das Metalherz begehrt. Ein Festivalshirt kostete 25 Euro, das Shirt wurde von den Festivalbesuchern sehr gut angenommen. Es gab noch einen Extrastand, der täglich das Merchandise der auftretenden Bands verkaufte. Hier konnte man sehr gut ablesen, welche Bands gut angekommen waren. Shirts von POWERWOLF waren zum Beispiel ratzfatz weg... Später dazu mehr.
Was ich übrigens nicht so toll fand, ist die Tatsache, dass dort BURZUM T-Shirts verkauft wurden. Auf der Homepage des Metalfests wurde man gebeten, seine Pro-Nazi-Sachen daheim zu lassen. Die Security sei geschult und würde solche Sachen einziehen und nicht tolerieren. Dass dann solches Merchandise verkauft wird, ist unkonsequent und im Übrigen habe ich nicht einmal gesehen, dass die Security irgendwas kontrolliert hat. Ein Festivalbesucher wurde von seinen Freunden lauthals abgefeiert, weil er acht (!) 0,5 Liter Dosen Bier in seiner Hose auf das Gelände geschmuggelt hat. Acht Dosen Bier zu übersehen ist schon ein Kunststück, oder? Den Besuchern sei es gegönnt, prost Leute!
Die rutschigen Stellen vom Vortag waren übrigens mit Rindenmulch aufgeschüttet worden, hier hat also jemand sofort reagiert. Sehr löblich, das war wirklich gefährlich!
Die nächste Band war die polnische Death Metal Truppe VADER, die allerdings etwas Verspätung hatte. Mehrere Typen standen plötzlich leicht panisch um eine Box rum und versuchten, irgendwas in Gang zu bringen. VADER sind extrem oft auf Festivals, aber wie immer eine Bank. Ich bin kein großer Fan der Band, auch wenn ich die Musik sehr gut finde. Ich konnte aber beobachten, dass VADER auf jeden Fall die müden Knochen munter machten. Hier flogen die Haare, dass es nur so eine Show war. Das ist Metal, das ist Power und da war ordentlich Druck dahinter.
Die nächste Band war meine Überraschung des Festivals: SALTATIO MORTIS. Ich kenne die Band natürlich, fand deren Songs und Erscheinung bis jetzt aber eher abtörnend. Ich habe mir im Vorfeld sagen lassen, dass die Band live ein Hammer sei. Ich verteile gerne selbst solche Ratschläge, konnte mir aber nicht vorstellen, dass es wirklich so sein würde. Aber genauso war es.
SALTATIO MORTIS entzündeten ab Sekunde eins eine Bombe auf der Bühne. Unfassbar, was die Band für eine Show gemacht hat – kein Wunder, dass das Amphitheater voll war. SALTATIO MORTIS hatten richtig Lust auf die Show, standen komplett hinter ihrer Sache und haben mich komplett mitgerissen. Alea legte eine akrobatische Show hin, so schnell konnte man gar nicht schauen. Der Höhepunkt war, als er sich über die Hände der Fans tragen ließ. Ich habe immer einen Heidenrespekt davor, wenn ein Künstler so etwas tut. Da gehört wahnsinniges Urvertrauen dazu, denn nicht jeder im Publikum muss ein Fan von dir sein.
Alea konnte sich auf die Fans verlassen, sicher trugen sie ihn auf Händen und verdammt nochmal verdient! SALTATIO MORTIS gaben sich sehr viel Mühe und nahmen ständig Kontakt mit dem Publikum auf. Sie wollten eine gute Show machen und taten das auch. In Sachen Fangesänge standen SALTATIO MORIS sogar BLIND GUARDIAN in nichts nach. Da ich von BLIND GUARDIAN Gutes gewohnt bin und SALTATIO MORTIS nicht kannte, werte ich deren Auftritt höher – somit war der Auftritt vom Vortag ganz überraschend und unerwartet getoppt.
Die Stimmung war also auf dem Höhepunkt und das Publikum war heiß auf mehr. Noch dazu sollte als nächstes einer meiner absoluten Faves, nämlich POWERWOLF, auf die Bühne kommen! Leider zog sich dann der Himmel zu und es begann zu tröpfeln und sehr windig zu werden. Also schnell in den 20 Minuten Umbaupause den Berg hoch und für 6 Euro ein Regencape geholt. Als es dann soweit war, war der Regen aber Gott sei Dank schon Geschichte und der Himmel wieder blau... Na ja, umso besser, jetzt hatte ich einen Regenschutz und mal schnell einen kleinen Endspurt hingelegt, um für POWERWOLF auf Betriebstemperatur zu sein.
POWERWOLF zogen die Fans von der ersten Sekunde an mit, und die Stimmung knüpfte nahtlos an SALTATIO MORTIS an. „Sanctified With Dynamite" machte den Einstieg, der Klassiker ist als Intro eine Bank. Das Geniale an POWERWOLF ist, dass man selbst, wenn man die Band nicht kennt, sofort mitmachen und mitsingen kann. Die Wölfe haben an diesem Tag nicht nur einen neuen Fan rekrutiert und eine fette Show geboten. Wie immer hatte jedes der Bandmitglieder seinen Anteil daran und alle waren bemüht, die Fans mitzuziehen und das Feuer am Brennen zu halten.
„Saturday Satan", „We Drink Your Blood", „Prayer In The Dark" – POWERWOLF spielten einfach alle ihre Hits, und das sind bekanntlich nicht wenige. Zwischen den Songs bespaßte Attila wie gewohnt die Meute und sorgte für viele Lacher und eine Bombenstimmung. Hinter der Bühne an der Seite standen zahlreiche Leute, die sich den Auftritt fasziniert anschauten und den Kopf schüttelten, wie fest die Wölfe das Publikum in der Hand hatten. Attila riss einige Kilometer ab, sprang nach vorne zu den Fans und klatschte die ersten Reihen ab. Genauso so geht das, POWERWOLF haben eine astreine Show abgezogen, wieder einige Ohrwürmer verteilt und für eine Megastimmung gesorgt. Bands, die nach POWERWOLF spielen, haben echt gute Karten und können auf gut gelauntes Publikum hoffen.
Backstage trafen wir dann noch FEUERSCHWANZ in voller Montur. Anscheinend muss das Zelt beim Auftritt der Band sehr voll gewesen sein, und viele der Anwesenden fanden die Band sogar eher tauglich für die Hauptbühne. Auf jeden Fall hat die Band keinerlei Berührungsängste und war eine der wenigen Formationen, die einfach mit den Leuten quatschten und auch abseits der Bühne Kontakt aufnahmen.
Die nächste Band war ELUVEITIE, die mich mit ihrem aktuellen Album „Helvetios" extrem beindruckt haben. Wer hat's erfunden? Die Schweizer! ELUVEITIE haben ein Hammeralbum abgeliefert und einen tollen, eigenständigen, mitreißenden Sound mit Harmonie und Härte geschaffen. Die Band stieg auch gleich mit „Helvetios" ein. Die Stimmung war überwältigend, ELUVEITIE hatten neben POWERWOLF die meisten mit Shirt ausgestatteten Fans an diesem Tag, die auch „Luxtos" mitschrien, dass es nur so eine Freude war. Schon allein die Menge der Bandmitglieder ist beeindruckend, und ich konnte mir kaum vorstellen, dass die Lieder vom neuen Album live noch besser sein können, als auf Platte.
Aber verdammt, sie können es. ELUVEITIE zogen noch den letzten Festivalbesucher mit und boten einen Auftritt, der sich echt sehen lassen konnte. Chrigel spielte dann noch auf den gecancelten Rock Area Auftritt an (die Band stand damals im Stau und musste absagen) und teilte mit, dass sie heute sogar wieder im Stau gestanden hätten, es aber Gott sei Dank noch geschafft hätten und froh seien, endlich hier spielen zu können. Wie viele andere lobte er die Location, und da ich vom Fotograben aus ebenfalls einen guten Blick hatte, kann ich das nur bestätigen. Es sah so hammermäßig aus, dass man als Band sicherlich einfach nur sein Bestes geben konnte: Endlich blickt man auch mal bis in die letzten Reihen und kriegt sofort mit, wie viele wirklich mitgehen.
Viele Fans lösten sich aus der Menge und tanzten an der Seite wild zu den Flötenklängen. Hammerstimmung! ELUVEITE spielten zum größten Teil nur aus dem neuen Album (Unschlagbar: „A Rose For Epona" live!), ließen aber natürlich auch Klassiker wie „Inis Mona" nicht aus. Ich persönlich war nach diesen drei Hammerauftritten in Folge schon fest davon überzeugt, dass ich beim nächsten Mal wieder dabei bin. Tobi Sammet (EDGUY) sagte später, dass dieser Ort etwas Magisches hat, und damit hat er Recht.
Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, kam danach die Macht aus Polen – BEHEMOTH. Wie unfassbar beindruckend kann man als Band sein? BEHEMOTH zeigten uns nun auch, was man optisch auf der Loreley auf die Bühne bringen kann. Neben der absolut grandiosen optischen Aufmachung der Bandmitglieder selbst, beindruckten uns BEHEMOTH mit einer spektakulären Feuershow und einer kunstvollen, stimmigen Inszenierung. BEHEMOTH sind für mich eine der geilsten Bands des Festivals gewesen und wie man hören konnte, stand ich mit der Meinung nicht allein da.
Nergal und Co. lieferten eine Show ab, die genau auf den Punkt war und an Atmosphäre definitiv nicht mehr zu übertreffen. Ein kleines Krönchen des Auftritt hätte noch etwas mehr Dunkelheit sein können, aber auch im Hellen war die Show einfach perfekt! BEHEMOTH hatten die meisten Zuschauer von backstage und ernteten auch von hinter der Bühne anerkennenden Applaus und Zuspruch. Einfach ein Fest für jeden Black und Death Metal Fan: Das ist Kunst! Richtig breite Typen ballten theatralisch die Fäuste und ließen sich zu extremen Gefühlsregungen hinreißen, gepaart mit den Fans, die einfach nur gebannt auf die geniale Show starrten.
Jetzt konnte es tatsächlich nicht mehr besser werden, aber trotzdem wollte ich es mir nicht nehmen lassen und EDGUY anschauen. Die Musik von EDGUY ist so gar nicht meins und Auswüchse wie „Robin Hood" finde ich einfach nur schlimm, aber das gehört eben auch zur Szene und deshalb wollte ich dem Ganzen eine Chance geben. Und es hat sich gelohnt: EDGUY hatten nicht nur den besten Sound des ganzen Festivals, sondern Tobi Sammet gibt sich wirklich Mühe, dass man schon alleine deshalb nicht sagen kann, dass es schlecht wäre, was er da tut.
BEHEMOTH hatten vorher noch einen schwarzen Regen abgeschossen (dicke schwarze Plastikstreifen), und da es kurz davor wieder anfing, wirklich zu regnen (ich hatte ja schon ein Cape, juhu!), waren das natürlich extreme Rutschfallen. Tat mir schon leid, wie Tobi Sammet das ein oder andere Mal bei seiner Animation leicht ins Rutschen kam. Aber er hat es meisterhaft überspielt, ebenso wie die Tatsache, dass er das Mikrofon in die Luft warf und leider nicht wie geplant auffing... Er gibt sich wirklich Mühe, und das volle Amphitheater mit den begeisterten Fans zeigte, dass er Erfolg damit hat. Nur weil ich es nicht mag, muss es nicht schlecht sein.
Die Ansagen hatten dann schon wieder großen Unterhaltungswert – ich dachte die ganze Zeit, er will jetzt einen Witz erzählen, und dass gerade er dann so Dinge sagt, wie „ihr Ficker"... das war dann schon wieder lustig. Mein Tipp an EDGUY, falls er noch mehr Leute überzeugen möchte: einfach mal weniger sabbeln. Bei meiner Begleitung weckte er Erinnerung an den Comedian Ralf Schmitz.
Schön war übrigens, dass EDGUY zwar mit Regen starteten, dann aber die letzten Sonnenstrahlen des Tages herbeizauberten. Im Bild seht ihr den wunderschönen Regenbogen, der sich über das Festivalgelände zog. Ein irisches Sprichwort sagt: Am Ende des Regenbogens sitzt immer ein Kobold und bewacht einen Topf voll mit Gold... EDGUY waren vollkommen in Ordnung und wenn Tobi nicht so viel redet, dann bietet er auch nicht so viel Angriffsfläche und man kann sich auf die Musik konzentrieren.
Ganz konnte ich den Auftritt dann nicht sehen, schon allein, weil im Zelt die Griechen von SEPTIC FLESH spielten. Deren Auftritt war wie gemacht für das leicht gespenstische Zelt. Die Bands auf der Zeltbühne hatten fast gar kein Licht, und somit war der Auftritt von SEPTIC FLESH extrem stimmungsvoll und beeindruckend. Das Intro mit "The Vampire From Nazareth" war unübertreffbar. Schade, dass solche Bands nicht auf die Hauptbühne durften, es waren auch sehr viele Fans anwesend und der Sound war ebenfalls gut. (Natürlich nicht so toll wie auf der Hauptbühne, aber dafür könnte man hier richtig abgehen und Pits veranstalten.)
Auf dem Weg ins Zelt lief ich an dem ungeschminkten Gitarristen von POWERWOLF vorbei, der sich unbehelligt (soweit ich das beobachten konnte) auf dem Gelände aufhielt. So ein Make Up hat schon Vorteile, und damit hat die Band noch mehr Extrapunkte bei mir gesammelt.
Der letzte Act auf der Hauptbühne waren dann KREATOR, die gerade ihr Album „Phantom Antichrist" auf den Markt geworfen haben. KREATOR fingen mit ordentlich Verspätung an und leichte Panik machte sich auf der Bühne breit. Später erfuhren wir dann auch den Grund dafür: Das Equipment von KREATOR war nicht angekommen und die Band spielte mit den Sachen von EMERGENCY GATE und BEHEMOTH. Den Fans schien das relativ wenig auszumachen, nach diesem absolut grandiosen Festivaltag war das auch kein Wunder. Mille und seine Mannen zockten, dass es nur so eine Freude war.
Mir total egal, wer die Big 4 sind – KREATOR sind bei mir auf jeden Fall unter meinen persönlichen Big 4 des Thrashs, und am nächsten Tag sollte ein weiterer Bestandteil kommen. KREATOR hatten auch einiges an Bühnenzauber dabei und boten eine erstklassige Show mit Songs aus fast jeder Epoche der Bandgeschichte. Mille ist einfach cool und eine Bank im Genre. Das ist Thrash, und wie er selbst so schön gesagt hat: „Die Leute sollen sich auf KREATOR einstellen und nicht KREATOR auf die Leute". Das sah der Rest der Anwesenden ähnlich und bangte, was die Nackenmuskulatur hergab.
Setlist KREATOR:
Intro- The Patriarch
Violent Revolution
Hordes of Chaos (A Necrologue for the Elite)
Phobia
Phantom Antichrist
Extreme Aggression
People of the Lie
From Flood Into Fire
Terrible Certainty
Voices of the Dead
Coma of Souls
Endless Pain
Enemy of God
Pleasure to Kill
Terrorzone
Betrayer
Flag of Hate
Tormentor
Ein perfekter zweiter Festivaltag war also vorüber, die Location und die Bandauswahl für diesen Tag waren hervorragend. Hier war wirklich für jeden Fan von harter Musik etwas dabei und es gab unzählige magische Momente sowie durchweg beeindruckende Performances. Jetzt wäre es schön gewesen, im Zelt zu knacken und am nächsten Tag wieder frisch ans Werk zu gehen. Der Campingplatz sah wirklich unter aller Sau aus und die Alkoholfans hatten ordentlich nachgetankt, sodass die Stimmung auf dem Platz sehr rebellisch war. Mit Schlafen war also nix, denn es gab wieder bis in den frühen Morgen „Alkoholikerrunden"...
Dritter Tag
Am nächsten Morgen gab es wieder strahlenden Sonnenschein, also allerfeinstes Festivalwetter. Die Duschen wurden heute auch überwacht, so dass es Sinn machte, ein Flatrate-Bändchen erworben zu haben. Generell finde ich die Bändchen unnötig. Lieber keine Duschbänder (breite Metaller ziehen schon allein aus Coolness-Gründen kein Bändchen mit der Kennzeichnung „Dusch-Flatrate" an...), und statt für Kontrolle Geld auszugeben, hätte man lieber in Sauberkeit investiert.
Ich habe im Übrigen noch nie so viele Heckenpinkler gesehen, wie auf diesem Festival. Direkt neben dem Bierstand pinkelten oft bis zu zehn Leute gleichzeitig direkt auf das Festivalgelände. Und die waren nicht alle betrunken, sondern wussten, dass es toleriert wird. Da hätte ich mir breite Securitymänner gewünscht, die die Leute mal auf die Toiletten aufmerksam machen. Stattdessen standen kleine Securitymänner direkt daneben und schauten bewusst in die andere Richtung. Der Pissegeruch war dementsprechend... Direkt auf dem Gelände habe ich auch keine Dixieklos gesehen, das nächste Klo war etwas weiter weg. Nur weil die Leute Metal hören, sind sie nicht alle versifft und haben Bock, auf verpisstem Boden sitzen zu müssen oder ihr Bier zu kaufen, wenn nebendran ordentlich geschifft wird und der Wind einen Hauch von Urin in die Nase treibt. Mehr Toiletten wären hier die Lösung gewesen, dann hätte die Security auch darauf hinweisen können.
Viele Festivalbesucher kommentierten das entsprechend und waren damit nicht einverstanden. Ich habe im Vorfeld gesehen, dass es die Dusch- und Klo-Flatrate gab, aber viele Besucher wussten das nicht und waren durch die zusätzlichen Kosten überfordert. Das hätte man am besten direkt auf das Festivalticket drucken sollen. Es gab ein einziges Schild, mit dem man darauf hingewiesen wurde. Dieses Schild stand aber NACH der Haupteinfahrt, so dass die letzten 3.000 Leute (oder noch mehr) gar nicht daran vorbeifahren mussten und es somit erst dort auf dem Festival erfahren haben.
Das gleiche gilt für das Müllpfand: Auch hier musste jeder Besucher für 5 Euro eine Pfandmarke erwerben und gegen Abgabe eines gefüllten (60 oder 80 Liter) Sacks bekam man das Geld zurück. Wenn man aber nur einen Sack vollgemacht hatte, gab es natürlich nur Geld für einen Sack. Zwei Leute, die sich zum Großteil auf dem Festival aufhalten, produzieren gar nicht zwei Säcke voll mit Müll. Die Alternative, dann den Müll von den anderen einzusammeln oder den Sack an jemanden zu verschenken (eventuell braucht der ja 5 Euro...) fand ich nicht so prickelnd. Ich sammele auf dem Festival meinen eigenen Müll ein und nicht den Siff von den anderen. Da müsste zukünftig auch eine andere Lösung gefunden werden. Sicher gibt es auch welche, die sich über die Möglichkeit für Extrageld gefreut hätten.
Der Campingplatz sah mittlerweile schon nicht mehr annehmbar aus. Einige taten es uns gleich und bauten schon ihr Zelt ab und packten die Sachen ein. Von kurzen Wegen kann nicht die Rede sein, wir brauchten 15 Minuten einfach bis zum Auto. Das Gelände ist sehr steil (selbst auf scheinbar ebenem Gelände im Zelt gab es extreme Schieflage, wie war es da erst auf den Hügeln direkt?) und der Weg war extrem beschwerlich, zumal keine Gasse gebaut worden war und man sich den Weg immer wieder neu suchen musste. Das Festivalgelände war dann aber wieder sauber und einladend. Jeden Tag beeindruckte die Location aufs Neue.
BURDEN hatten die Ehre, für KRYPTERIA einzuspringen und von den Fans hörte ich größtenteils Freude über diesen Umstand. BURDEN waren mir vorher total unbekannt, aber von Anfang an sehr sympathisch. Der Fronter erinnerte mich an Hagrid von Harry Potter und genauso wuchtig wie seine Erscheinung war sein Gesang. Das passte wunderbar zum feinen Stoner Rock, den die Band servierte. Teilweise streifte der Sound sogar doomige Gefilde und zog einige Fans an. Netter Auftakt für den letzten Festivaltag.
Die zweite Band des Tages waren STEELWING. Man kann über die Band viel Negatives sagen: Poser, Metal vom Reißbrett... aber nicht mehr, wenn man sie live gesehen hat. Die Band steht zu hundert Prozent hinter ihrem Sound, war extrem locker und hatte mächtigen Spaß auf der Bühne. „Full Speed Ahead", der Festivalsong und auch der Opener von STEELWING, war live eine Wucht und zog alle Anwesenden mit. Die Band ist wirklich extrem klasse und spielt einen tollen NWOBHM. Entgegen aller Unkenrufe sind STEELWING sehr wohl authentisch und ja auch noch blutjung, da ist also noch massig Potential. Für das Festival waren sie auf jeden Fall eine Bereicherung und haben für gute Stimmung gesorgt. Auch bei der späteren Autogrammstunde bewies die Band Humor.
Während die Leute für Autogramme anstanden, fiel ein Schirm mit drei Metern Durchmessern in die Menge. Obwohl eine Securitykraft direkt neben dem Schirm stand, war ihr nicht aufgefallen, dass der Schirm nicht durch die nötigen vier Steinplatten gesichert war. Der Sänger von STEELWING grinste über den Vorfall, aber ehrlich gesagt war das lebensgefährlich. Zum Glück ist nichts passiert, aber wer so eine Ecke von einem Riesenschirm abkriegt... der hat Pech gehabt und ist schwer verletzt. Einer der zahlreichen Faux-Pas, die bei einem Festival dieser Größe beim nächsten Mal nicht mehr passieren dürfen. Eine Entschuldigung an die erschrockenen Fans (die teilweise an den Schultern getroffen wurden) wäre angebracht gewesen. Stattdessen kommentierte die „1-Mann-Security" den Vorfall überhaupt nicht, während ein anderer dann nachträglich den Schirm sicherte.
Die nächste Band des Tages gehört ebenfalls in meine persönliche Big 4 des Thrash Metals: DEATH ANGEL. Die Band tobt sich schon seit den 80ern durch die Thrash-Metal-Gefilde und spielt einen schrägen, sehr eigenen Sound. Heute gab es das „Ultra Violence"-Set, ihr erfolgreichstes Album. Die Band hat eine wahnsinnige Energie und auch die (nicht mehr so ganz neuen Bandmitglieder) an Bass und Schlagzeug haben sich perfekt eingelebt. Eine tolle Band, die viele Fans in Bewegung brachte und den Laden sozusagen voll machte. Hier flogen die Matten, hier wurden die Fäuste gereckt. DEATH ANGEL nahmen den Laden langsam aber sicher auseinander und zeigten der Loreley, wo der Metal Hammer hängt. Ihre Huldigung an die restlichen Thrash Metal Legenden brachten sie zum Ausdruck, in dem sie am Ende Teile von METALLICA, SLAYER und Co. einbrachten. Tolle Band und genial, sie mal live gesehen zu haben!
Die nächste Band war EPICA, wieder eine Female Fronted Band, die es bei mir mit ihrem Symphonic Metal eher schwer hat. Ich mag diese hellen Frauenstimmen nicht, das harmoniert für mich nur ganz selten mit dem Metal wie ich ihn mag. Viele sehen das anders, denn die Loreley war voll und EPICA fuhren eine Menge Applaus ein. Musikalisch gibt es gegen die Band nichts einzuwenden, alles top und auch der Sound war mal wieder überragend. Genial und absolut festivaluntypisch, einen so krassen Sound genießen zu dürfen.
Aber für mich war es mal wieder Zeit, im Zelt vorbeizuschauen. Allerdings war die Stimmung auf dem Festivalgelände zu diesem Zeitpunkt einfach perfekt. Die Leute konnten sich mittlerweile zurechtfinden und mehr gehen lassen. Man merkte ganz deutlich, dass die meisten Festivalbesucher entspannt und zufrieden waren. Die Antis und Gröhler waren auf dem Zeltplatz geblieben und alle konnten der Musik in Ruhe lauschen.
Im Zelt bekamen wir noch den Rest von STATE OF THE ART mit. Es war nicht viel, was ich gehört habe, aber die Stimmung im Zelt war super, ebenso wie der Sound und auch die druckvolle Mucke hat mir gefallen. Auf jeden Fall lobens- und auch erwähnenswert.
Mein kleines Heftchen mit der Running Order hatte ich schon verstaut, so dass ich mich auf die Suche nach offizieller Information machte. Ein kleines DIN A4 Blatt war an das Eingangstor geheftet, auf dem man mit Schriftgröße 12 informiert wurde, wer wann spielt. Und auch darüber, dass KYUSS LIVES! und FEAR FACTORY die Plätze getauscht hatten. Das war eine der vielen Kleinigkeiten, die man (neben den großen Brocken) verbessern kann. Running Order ist ein wichtiges Thema auf einem Festival, die könnte man gerne öfter und größer aushängen. Auch wir als Presse mussten 1 Euro für das kleine Programmheft löhnen, das kann man auch nicht jedem Festivalbesucher zumuten.
Außerdem stand genau neben dem Tor eine Dame von der Security. Hat sie nicht gesehen, dass da ein Stück Rohr aus dem Boden stand, das man hätte sichern müssen? Ständig stolperten Festivalbesucher über diese Stelle. Einmal dumm gefallen und es wäre schlimm ausgegangen.
Die nächste Band war einer meiner Favoriten, nämlich DARK TRANQUILLITY, die Melo-Death-Götter aus Schweden. Die Band ist live eine Wucht und schoss einen Knaller nach dem anderen ab. Mein Highlight war „The Fatalist", ein Brett und live kaum noch besser zu bringen als an diesem Tag. Eine tolle Band mit einem charismatischen Frontmann und neben ENSIFERUM die Band mit den meisten Fans im Bandshirt. Meine Güte, hat Mikael Stanne sich Mühe gegeben, die Leute abgeklatscht und uns direkt in die Seele geschrien. Ein tolles Konzert mit wieder mal genialem Sound.
Doch das Highlight des ganzen Festivals kam noch, auch eine meiner persönlichen Lieblingsbands: Die Viking Folk Pagan (mir doch total egal, wie das Genre heißt) -Band aus Finnland: ENSIFERUM! Die Band hatte definitiv die meistens Fans, wenn es nach den Shirts ging. KREATOR, BLIND GUARDIAN und ELUVEITIE waren auch häufig vertreten, aber ENSIFERUM haben mit Abstand das Festivalgelände mit Fanshirts geflutet, und auch für die Zeit war das Amphitheater schon mehr als gut gefüllt. Ich würde sagen, es war voll!
ENSIFERUM enterten nach einem kurzen Intro die Bühne und entfesselten eine Partystimmung, die seinesgleichen sucht. Sami und Markus gaben wirklich alles und man hatte das Gefühl, sie wollen jeden der Anwesenden mitziehen. Einfach unfassbar geil. Die Band spielte neben den sicheren Mitgehsongs („Token Of Time", „From Afar") auch einen Klassiker („Into Battle"), den sich die meistens Fans bei den Autogrammstunden gewünscht hatten. Den Abschluss machte „Iron" und es war gar nicht nötig, den Fans irgendwelche Anweisungen zum Mitsingen zu geben. Die Band hatte das komplette Publikum auf ihrer Seite, und wer ENSIFERUM bis jetzt nicht kannte, der wird begeistert gewesen sein. Wieder ein glasklarer, genialer Sound und eine beeindruckende Band.
Selbst beim Outro (einem finnischen Volkslied) blieben die Fans noch stehen und tanzten sich lustig einen ab. Während des Konzerts gab es immer wieder kleine „Außreißer", sprich Fans, die sich aus dem Publikum lösten um an der Seite komplett durchzudrehen. Für mich waren ENSIFERUM, wie erwartet, die Band des Festivals.
Setlist ENSIFERUM:
By the Dividing Stream
Twilight Tavern
Tale of Revenge
Ahti
Token of Time
Burning Leaves (vom kommenden Album "Unsung Heroes"
From Afar
Lai Lai Hei
The New Dawn
One More Magic Potion
Iron
(Kleine Story am Rande: Schade, dass ich meinen Interviewtermin mit der Band nicht einhalten konnte, da eine Bedienstete der Security am dritten Tag des Festivals meinte, mein Pressepass reiche nicht aus, um durch die Tür zu gehen, die zum Pressebereich führte. Die Dame hatte hohe Absätze, kein Walkie-Talkie und keine Ahnung vom Gelände, aber die Macht über einen der wichtigsten Zugänge. Noch dazu war die Dame schon sehr alt und sah nicht aus, als ob sie sich in irgendeiner Art und Weise verteidigen oder für Ordnung sorgen könnte. Allerdings machte sie auch nicht den Eindruck, als ob sie das vorgehabt hätte. Umso schöner, dass das Management uns die Chance zu einem Telefoninterview mit ENSIFERUM gab, so dass ihr bald bei BurnYourEars lesen könnt, wie die Band selbst das Metalfest Loreley fand.)
Da ich ganz sicher nicht noch eine Nacht auf dem Campinplatz (der den Namen nicht verdient hat) verbringen wollte, war das Festival hiermit für uns zu Ende. FEAR FACTORY wollten wir eigentlich noch sehen, aber die hatten mit KYUSS LIVES! getauscht. Aufgrund der Fußballübertragung und der Tatsache, dass das Niveau auf dem Campground stündlich sank, wollte ich mir die komplette Eskalation ersparen und lieber in Ruhe nach Hause fahren. Ich hatte auch kein Vertrauen in die Fähigkeiten der Security und rechnete auch bei der Ausfahrt mit Problemen.
Kollegin Katharina hielt noch länger aus und berichtete von einer tollen Feuershow bei IN EXTREMO und glücklichen Fans, da die Band gute Stimmung verbreitete und auch einige alte Klassiker zum Besten gab. So hat das Fest wohl für jeden einen guten Abschluss gefunden.
Das Fazit
Super Band-Auswahl: Hier war wirklich für jeden was dabei. Hammer Location: Eine bessere Atmo für ein Festival ist nicht möglich. Toller Sound bei allen Bands und grandiose Sicht von allen Plätzen aus. Perfekter Service bei den Getränke- und Essenständen auf dem Festivalgelände, besser geht es nicht. Humane Preise: Wasser gerne in Zukunft etwas billiger. Die Autogrammstunden von fast allen Bands: Nicht selbstverständlich und eine tolle Gelegenheit, um Bilder zu machen und die Künstler kurz zu treffen.
Meine Bands des Festivals waren ENSIFERUM, BEHEMOTH, POWERWOLF, ELUVEITIE, DEATH ANGEL, BLIND GUARDIAN und auch SALTATIO MORTIS. Auch alle anderen Bands waren extrem gut aufgelegt und haben Topstimmung gemacht, ich habe keinen schlechten Auftritt gesehen! Das Wetter war ebenfalls klasse, auch wenn es geregnet hat, war es doch an den wichtigen Stellen konstant. Die Verpflegung war super ausgesucht, vielfältig und von sehr guter Qualität. Weiterer Pluspunkt ist die 2nd Stage. Eine tolle Möglichkeit, neue Bands zu entdecken, wenn einem das Programm auf der Centerstage nicht gefällt.
Negativ war der Zustand auf dem Campingplatz: Zu viele Besucher für das Gelände, zu wenige Toiletten und viel zu wenige Duschen. Absolut untragbar war die Security: Nicht informiert, unaufmerksam, gewaltfördernd, teilweise betrunken und absolut fehlplatzierte Personen an den entsprechenden Positionen (wer die Tür zum Pressebereich bewacht, der muss wissen, was sich hinter der Tür befindet und was "AAA" bedeutet...). Keine konstante Bewachung der wichtigen Punkte: Duschen und Toiletten nur teilweise kontrolliert (ärgerlich für die Flatrate-Käufer, wenn andere umsonst das gleiche kriegen). Keine Beschilderung und die Security hatte kein Gespür für Stolperfallen.
Es ist klar, dass nicht alle bei der Security Metalfans sind und uns und unsere Musik verstehen. Aber Securitykräfte, die sich über die Festivalbesucher lustig machen, diese mit nicht machbaren Anforderungen nötigen und angewidert anschauen, sind unangebracht. Auch die Beschilderung auf dem kompletten Gelände war praktisch nicht vorhanden. Die Securityfirma sollte sich wirklich schämen, das Thema Sicherheit so gefährdet zu haben. Die Mitarbeiter bewegten sich teilweise auf dem Gelände, als ob sie Besucher wären und schienen die ganze Sache unheimlich spaßig zu finden. Ohne das besagte Running Order Heftchen, welches man für 1 Euro kaufen konnte, gab es keinerlei Hinweise darauf, wo sich was befindet und selbst in diesem Heftchen war nicht alles eingezeichnet.
Wenn der Veranstalter sich die Kritik zu Herzen nimmt und beim nächsten Mal verbessert, steht einer Empfehlung für das Metalfest Loreley aber nichts im Wege. Was das Festival im Endeffekt zu Erfolg oder Nichterfolg macht, sind die Fans und die Bands, die haben es somit wieder rausgerissen. Alle Bands waren grandios, und die rücksichtlosen Alkoholiker mal abgezogen (wirkt immer mehr, als es eigentlich war, da die anderen ja nicht so auffällig sind), waren auf dem Metalfest Loreley nur aufgeschlossene, freundliche Metalfans, die gute Stimmung gemacht haben. Die Securityfirma kann wirklich froh sein, dass nichts Schlimmes passiert ist und die Metalfans so hart im Nehmen sind. Bei einer anderen Art von Veranstaltung wäre der reinste Krieg ausgebrochen. Ich würde mich freuen, wenn das Festival dort im nächsten Jahr wieder stattfindet! BurnYourEars bleibt dran, mal schauen, wie es im nächsten Jahr wird.
In diesem Sinne: In metal we trust!
Fotos und Videos © BurnYourEars / Nadine Schmidt
Das Metalfest feierte Premiere auf dem Gelände der Loreley bei St. Goarshausen. Um die 10.000 Fans gaben sich drei Tage am Stück unter dem Motto "In Metal We Trust" eine Vielzahl von Topbands vor umwerfender Kulisse. BurnYourEars war für euch mit dabei und wünscht viel Spaß mit dem Bericht und der Bildergalerie.
Bildergalerie
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