Kreator - Enemy Of God


Review
Stil (VÖ): Thrash Metal (17.01.2005)
Label/Vertrieb: Steamhammer/SPV
Bewertung: "Back to the Roots!"

Link: http://www.Kreator-Terrorzone.de
Als ich heute die Promo-CD von KREATORs neuestem Machwerk "Enemy Of God" in den Händen halten durfte, war meine Vorfreude schier unglaublich groß, wurde der Nachfolger des fantastischen "Violent Revolution" doch als eines, wenn nicht sogar als DAS härteste KREATOR-Album überhaupt propagiert. Die beiden schon vorher kursierenden Tracks "Enemy Of God" und "Impossible Brutality" ließen schon großes erhoffen, da sie einen Vergleich mit früheren Stücken nicht scheuen brauchten.
Ob allerdings die Ankündigungen von Frontkrächze Mille Petrozza nur leere Versprechen oder Tatsachen waren, wollte ich in einem höchst subjektiven ersten Hördurchlauf testen, um ein wissenschaftlich fundiertes Ergebnis hier präsentieren zu können.

Los geht's mit dem Titeltrack "Enemy of God", der schon gleich am Anfang mit einem Höllentempo vorlegt und die Marschrichtung dieser Platte klar festlegt: Voll auf die Fresse. Erinnerungen an das Meisterwerk "Extreme Aggression" werden wach, die eher experimentellen Scheiben "Endorama" und "Outcast" verschwinden aus dem Gedächtnis.
Drummer Ventor beweist ein ums andere Mal seine unglaubliche Präzision und auch Ex-WALTARI-Gitarrist Sami Yli Sirniö scheint sich gut eingelebt zu haben bei den Essenern.
Ein definitiver Live-Song.

Der zweite Song - "Impossible Bruatlity", der übrigens auch die erste Single des Albums ist, geht deutlich langsamer und schwerer in's Rennen. Der sehr kritische Text unterlegt mit dauernder Doublebassdrum geht sofort in's Blut und hat echten Ohrwurmcharakter. Lange hält die Ruhe aber nicht an, denn Kreator wären nicht Kreator, wenn es nicht den totalen Umschwung in Richtung "Extreme Aggression" gäbe. Zwar kann Herr Petrozza nicht mehr so kreischen wie auf dem Zweitwerk von '86, aber zum Schluss legt er nochmal richtig los als gäb's kein Morgen mehr.

Bei "Suicide Terrorist" ist der Name Programm, ein Mörderriff und Drums heizen direkt am Anfang los, und als Mille losgeht, kreiselt sofort der Schädel mit. Einer der stärksten KREATOR-Songs überhaupt, ähnlich wie "Enemy of God" mit 100%iger Live-Hitgarantie. Aber auch ein Zeichen dafür, dass KREATOR ihre Umwelt wahrnehmen, ist der Titel doch deutlich politikbezogen.

Klasse Gitarrenarbeit übrigens in der Mitte des Stückes.
"World Anarchy" beginnt mit einem Schrei, den man so lange nicht mehr von Mille Live vernehmen konnte. "I hate Your life! I hate Your World!" wird einem um die Ohren gehauen, als wäre direkt im Studio totale Anarchie ausgebrochen und auf Platte gebannt worden.

Ganz überrascht ist man dann, als einem plötzlich Akkustikeinlagen mit gesprochenem Text begegnen, der dann aber sofort wieder in Geknüppel der brutalsten Sorte umschlägt. Bis zu diesem Zeitpunkt meine #1 des Albums.

Kaum zur Ruhe kommt man nach diesem Brecher, legt "Dystopia" doch noch einen drauf in Sachen Aggressivität und Geschwindigkeit. Gegen Ende ein stampfender Rhythmus mit einem epischen Refrain. Wieder einmal fantastisch: Jürgen "Ventor" Reils Arbeit hinter den Kesseln. DYSTOOOOOPIAAAAAAAA!

Ruhig beginnt die #6 des Silberlings, "Voices Of The Dead", als Mille eine Einleitung zum Teil akkustikbegleitet anstimmt und dann sofort wieder in absolute Aggressivität mit voller Doublebass-Unterstützung umschlägt. Ein Hammer-Riff. Ein Hammer-Text. Ein Hammer-Lied, das so auch super auf "Pleasure to Kill" gepasst hätte.

Mit einem weiteren Hitaspiranten der Marke "Extreme Aggression" geht es bei "Murder Fantasies" weiter. "I want to kill You, take away Your life. In Tourture as You die, I want to kill You. Your Death I want to feel. Create your corpse in murder fantasies."
Nach einen genialen Solo geht es dann ähnlich lecker weiter, bis der Traum vom Mord vorbei ist. Nach "World Anarchy" die bisher besten 4:50 Minuten des Albums, das bisher vor Hits nur so strotzt.

"When Death Takes It's Dominion" ist ein extrem treibender Track und ist Wut pur. Ähnlich aggressiv (das in dieser Rezension wohl bisher am häufigsten aufgetauchte Wort) geht es zwar bisher ausschließlich zu, durch den eingängigen Refrain allerdings hebt sich dieser Track #8 ganz deutlich von den anderen ab.

"One Evil comes - A Million Follow" war für mich nur wegen des Titels und der Ähnlichkeit zum Song "Servant In Heaven - King In Hell" der Track, der für mich am interessantesten war. Und ähnlich wie der "Vorgänger" rockt auch dieses Lied wie Hölle. Ein schnell treibender Rhythmus, dem man einfach folgen muss: durch propellerartige Kopfbewegungen in gebückter Haltung. Meine #3 des Albums; auch, wenn ich die noch ausstehenden Tracks noch nicht kenne. Alleine wegen des Solos gegen Ende des Stückes.

Schon wieder eine Akustikschrumme ertönt bei "Dying Race Apocalypse", wird aber umgehend wieder von einem knalligen Riff und stampfenden Drums übertönt, bis Sami über allem mit seiner Gitarre einsetzt und Milles Schrei ideal einleitet, der alle Vögel von den Dächern pustet.

Gar apokalyptisch geht es mit dem Mitgröhlrefrain weiter, der keinen Zweifel an der Livetauglichkeit der gesamten Platte mehr lässt. Der vorletzte Track der Platte, "Under a Total Blackened Sky", legt im Stile von "All of the Same Blood" los und erzielt einen Geschwindigkeitsrekord auf der Platte. Sehr düster geht es textlich hier zu, ideal untermalt von dem "groovigen" Schlagzeug und der Gitarrenarbeit. Und wenn die Textstelle "Until the day We die!" nicht zu einem Schlachtruf erster Güte auf Kreator-Konzerten wird, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Als Rausschmeißer präsentieren uns die Knüppelkönige die Urplage ("The Ancient Plague"), die wirklich auf die Ohren eindrischt, dass man sich als kultivierter Metaller nicht mehr ruhig verhalten kann. Durchgängiges Gebretter und ein geiles Riff mit standardmäßiger Doublebass nach dem beschaulichen Anfang lassen die nächsten und letzten 6 1/2 Minuten des Albums zu einem Brett mutieren, dass trotz einiger ruhiger Passagen Seinesgleichen sucht.

Fazit: Was die Essener Thrashkapelle um Frontmann Mille Petrozza nach dem überragenden "Violent Revolution" für ein Brett hinlegt, ist unglaublich. Vergessen sind "Endorama" und "Outcast"; "Enemy Of God" ist ein durchgängig stimmiges Album, welches Hitcharakter hat.
Diese Scheibe ist - ohne zu übertreiben - eines der besten Thrashalben und wegweisend für alle Thrashbands im neuen Jahrtausend.
Die Rückkehr zu den Wurzeln ist definitiv geglückt; hier bekommt man auf den knapp 56 Minuten feinsten Teutonenthrash zu hören, der sowohl technisch als auch melodisch eine klasse Mischung ergibt.

Pflichtkauf für Fans von solidem Thrash Metal, für Fans sowieso.

Tracklist:

#1 Enemy Of God
#2 Impossible Brutality
#3 Suicide Terrorist
#4 World Anarchy
#5 Dystopia
#6 Voices Of The Dead
#7 Murder Fantasies
#8 When Death Takes It's Dominion
#9 One Evil Comes - A Million Follow
#10 Dying Race Apocalypse
#11 Under A Total Blackened Sky
#12 The Ancient Plague

"Enemy Of God" erscheint in zwei Versionen. Einmal die Standardversion mit dem Video zu "Impossible Brutality" und als Limited Edition mit einer Bonus-DVD die neben dem Making-Of noch den Videoclip und EPK von "Impossible Brutality" und die beiden Live-Songs "Violent Revolution" und "Phobia" enthält.