Geschrieben von Freitag, 26 März 2010 15:21

Adorno der Extrem-Metaller?

Gedenktafel für Theodor W. Adorno an seinem Wohnhaus in Frankfurt am Main Gedenktafel für Theodor W. Adorno an seinem Wohnhaus in Frankfurt am Main Bild © Frank Behnsen

Frank Behnsen at German Wikipedia, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ich bin über diesen Clip gestolpert, in dem Adorno der Unterhaltungsmusik im Kontext des Vietnamkriegs die Eignung als Transportmittel für politischen Protest abspricht:



"Wenn jemand auf eine schnulzenhafte Musik irgendwelche Dinge darüber singt, dass Vietnam nicht zu ertragen sei, dann finde ich, dass gerade dieser Song nicht zu ertragen ist, weil er, indem er das Entsetzliche noch irgendwie konsumierbar macht, schließlich auch daraus noch etwas wie Konsumqualitäten herauspresst." (Gestrafftes Zitat)

Was die Kritik am Seichten betrifft, könnte man sich nun fragen, ob Adorno mit Sodoms (Anti-)Vietnam-Song "Agent Orange" oder Metallicas Kriegskritik "Disposable Heroes" eher einverstanden gewesen wäre. An die Grenzen des für ihn "irgendwie Konsumierbaren" hätte ihn spätestens Dying Fetus' "Destroy The Opposition" geführt, zumal die Death-Grinder auch inhaltlich ganz bei ihm sind ("A mediated world, what a sick reality...").

Hätte Adorno extreme Musik als (politisches) Protestmittel eher akzeptiert, weil Text und Musik gleichermaßen provozieren? Oder hätte er doch in erster Linie den "Warencharakter" gesehen, die Produkthaftigkeit der Musik, die den künstlerischen Aspekt und damit das Ansinnen des Protests überschattet?

Ich kenne Adornos Theorien nicht umfassend genug, um mögliche Antworten aus dem Stand herleiten zu können; er selbst hat Metal Musik in ihrer heutigen, bisweilen extremen Form nie zu hören bekommen. Dabei hätte ich dem alten Herrn gerne beim Moschen zugesehen ... aber das bleibt – wie so vieles bei Adorno – nur ein Gedankenspiel.

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