IN HEARTS WAKE
Kaum angekommen, mussten wir uns auch schon beeilen, denn wir waren aufgrund der Unklarheit über den Presseeingang etwas verspätet und hatten noch ein Interview mit Schlagzeuger Christian Bass vor uns, das ganze 40 Minuten dauerte. Somit bekamen wir nur aus zweiter Hand mitgeteilt, dass die Tatsache, dass wir IN HEARTS WAKE verpasst hatten, gar nicht so tragisch war. Laut Augenzeugen sei der Sänger der fünf Australier auf einem Gummiboot durch die Menge gecrowdsurft, um ein abgebrochenes Baguette gegen eine Flagge einzutauschen, was aber der einzige bleibende Eindruck gewesen zu sein schien.
Wie erwartet waren HEAVEN SHALL BURN noch nicht in der Lage, genug Karten für die gesamte Schleyer-Halle zu verkaufen, weshalb die Hälfte der Halle so wie der Großteil der Tribüne durch schwarze Planen abgehängt wurde. Dennoch blieb auch der Rest der Halle selbst beim Headliner nur zu drei Vierteln gefüllt.
WHITECHAPEL
IN HEARTS WAKE spielten gerade einmal eine halbe Stunde und nach einer sehr kurzen Umbauzeit konnten wir uns schon über WHITECHAPEL freuen. Bei den Jungs aus Tennessee ging’s ordentlich brutal zur Sache. Doch anscheinend hatten die Tontechniker (vermutlich aufgrund der kleineren Größe der Halle und der noch geringen Zuschauermenge) sehr mit dem Sound zu kämpfen. Allgemein klang alles viel zu basslastig und stumpf, vom Gesang bekam man leider nichts mit. Das schien jedoch die angetrunkenen Konsumenten nicht zu stören und ein größerer Moshpit wurde eröffnet.
Viel zu schnell war auch dieser Auftritt wieder vorbei (der Nachteil bei Konzerten mit drei Vorbands) und die Menge war nun genug eingeheizt, um die letzte Vorband der kalten Nacht willkommen zu heißen.
AUGUST BURNS RED
Viel melodischer, diverser und interessanter ging es weiter mit AUGUST BURNS RED, die trotz der ruhigeren Passagen für einen totalen Abriss in der Halle sorgten. Auch die Technik hatte endlich den Dreh raus.
Die Boys aus Pennsylvania hatten ebenso Bock auf die Show wie die Zuschauer und der bärtige Sänger Jake Luhrs schwang sein Mikrofon durch die Gegend (wahrscheinlich wollte er deswegen unbedingt ein Kabelmikro). Jetzt ging auch eine beachtliche Menge an Fans in der Menschenmenge baden, einige scheiterten, einige erreichten ihr Ziel, doch insgesamt kam endlich ordentlich Bewegung in die Halle, was sich bei der Hallengröße definitiv lohnte.
In der dreiviertel Stunde, die den Jungs zur Verfügung stand, konnten sie so einige neue Songs aus dem frischen Album „Messengers Remixed“ präsentieren, die ordentlich abgefeiert wurden. Sonst lässt sich nur sagen: Technisch und gesanglich top! AUGUST BURNS RED sollte man als Metalcore-Fan auf keinen Fall verpassen.
HEAVEN SHALL BURN
In der kurzen Umbaupause gönnten wir uns erstmal eine Cola und erstaunlich schnell ertönte bereits das SCOOTER-Intro, das die gespannt wartenden Metalcore-Sympathisanten wider Erwarten als weiteren Anlass nutzten, herumzuspringen und mitzugrölen.
Eröffnet wurde mit dem bombastischen „Downshifter“ und – Moment mal, wo ist denn Gitarrist Maik? Stattdessen konnten wir Máté Bodor von ALESTORM auf der Bühne entdecken, der einen ordentlichen Auftritt ablieferte. Wie sich später herausstellte, hatte sich Maik auf der letzten Tour eine Verletzung am Rücken zugezogen, weshalb Máté ganz kurzfristig eingestiegen ist (er hat 23 Lieder in einer Woche gelernt) – Daumen hoch für den Ungarn!
Absolut bemerkenswert ist die Präsenz der Band mit Sänger Marcus Bischoff vorne an der Front, der mit seinen Growls die anhimmelnden Blicke der Fans anzieht. Im Set fokussieren sich HEAVEN SHALL BURN nicht nur auf die neuesten Lieder aus dem Album „Wanderer“, sondern packen auch allerhand alten Kram aus, wie zum Beispiel „The Dream Is Dead“ oder „Counterweight“, was von der Menge gehörig belohnt wird: Wenn ich mich nicht verzählt habe, dürften sich HEAVEN SHALL BURN weitere vier Striche auf ihre Wall Of Death-Liste nach dem Stuttgarter Auftritt zeichnen.
Nachdem sich Matze vergewissert hatte, dass sich keiner verletzt hat, wurde auch ein Circle Pit eröffnet, der zwar unvergleichbar war mit dem des Wacken 2017, dennoch einmal komplett durch die Halle ging – wie schön, dass die Halle so leer war! Und auch hier achteten HEAVEN SHALL BURN genauestens darauf, dass die Rollstuhlfahrerin in der Halle noch am Geschehen teilnehmen konnte und versprach, sich später mit ihr am Merch zu treffen und ihr ein Shirt zu schenken.
Ordentlich Pyrotechnik wurde ebenfalls verwendet, was dem Bühnenbild (dasselbe wie auf dem Wacken) das I-Tüpfelchen verlieh: Ja, der Himmel brannte!
Die absoluten Highlights stellten natürlich „Black Tears“ und „Hunters Will Be Hunted“ im Hauptset dar – da konnte sich selbst der gute Mann im schottischen Kilt ohne Unterwäsche nicht zurückhalten und ließ sich (zum Bedauern aller Beteiligten) auf Händen tragen. Es wurden Nasen gebrochen, Blut lief und Schuhe gingen verloren und die Stimmung spitzte sich zu, bis wir uns auf die zwei Zugabesongs freuen durften.
Beendet wurde der Abend mit einer letzten Wall Of Death zu „Endzeit“ und nein, Endzeit war noch nicht, denn zum Schluss wurde noch als „Cool Down“ „Vallhala“ gespielt, bei dem noch ein letztes Mal alle einstimmten und das „Vallhala, deliverance, why’ve you ever forgotten me“ von BLIND GUARDIAN Arm in Arm sangen. Da konnte sich auch Matze nicht zurückhalten und ging eine Runde Stagediven.
Kaum war die atemberaubende und vermutlich beste Show dieses Jahres zu Ende, wurden wir auch schon wieder aus der Schleyer-Halle gescheucht und in die verschneite Nacht entlassen.
Setlist Heaven Shall Burn
Intro/ Downshifter
Bring The War Home
The Weapon They Fear
The Dream Is Dead
Land Of The Upright Ones
Counterweight
Black Tears
Corium
The Final March
Murderers Of All Murderers
Passage Of The Crane
Profane Believers
Combat
Voice Of The Voiceless
Intro/ Hunters Will Be Hunted
Endzeit
Vallhala