Geschrieben von Jana Sonntag, 23 März 2014 19:05
POP EVIL - Interview zu "Onyx" und zur Band mit Sänger Leigh Kakaty
Obwohl POP EVIL vielen hierzulande noch kein Begriff sein werden, kann die Band bereits auf eine beachtliche über zehnjährige Karriere zurückblicken, in welcher sie bereits sechs Singles in den amerikanischen Charts platzieren und digital über 850.000 Singles umsetzen konnte. Aufgrund ausgedehnter Touraktivitäten mit Größen wie FIVE FINGER DEATH PUNCH, STONE SOUR, THREE DAYS GRACE oder PAPA ROACH haben POP EVIL sich in den Staaten bereits eine große Fangemeinde aufgebaut. Ihr aktuelles Ziel ist es, Europa zu erobern und der erste Schritt hierzu ist getan, denn die Jungs touren zurzeit gerade mit FFDP und UPON A BURNING BODY durch hiesige Gefilde.
Da auch wir von den Livequalitäten der Band aus Grand Rapids, Michigan sehr angetan waren, nahmen wir dies zum Anlass, die Jungs per Mailer mit einigen Fragen zu löchern.
Da auch wir von den Livequalitäten der Band aus Grand Rapids, Michigan sehr angetan waren, nahmen wir dies zum Anlass, die Jungs per Mailer mit einigen Fragen zu löchern.
Als erstes vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit unserem Magazin nehmt. Könntest Du Dich und Deine Funktion in der Band kurz vorstellen?
Na klar! Mein Name ist Leigh Kakaty und ich bin der Sänger der Band POP EVIL.
Wie würdest Du POP EVIL und die Philosophie der Band jemandem beschreiben, der Euch bisher noch nicht kennt?
Ich würde uns als hart arbeitende US-amerikanische Band beschreiben, die sehr stolz auf ihre Live Shows ist. Unsere Shows bestechen durch unbändige Energie und pure Leidenschaft. Erst, wenn man live seine Kunst unter Beweis stellen kann, werden Fans zu Deinen wahren Anhängern.
Eure Band wurde bereits 2001 gegründet und das erste, was mir an Eurer Biografie aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Ihr in den ersten sieben Jahren nach der Bandgründung nur eine einzige, drei Songs umfassende EP herausgebracht habt. Euer Debütalbum "Lipstick On The Mirror" wurde dann im August 2008 veröffentlicht. Wo lag Euer Fokus in den ersten sieben Jahren?
Es war eine sehr harte Zeit. Diese ersten Jahre haben wir rund um die Uhr geackert, um uns einen guten Produzenten leisten zu können, der unseren Sound definiert. Außerdem haben wir sehr viel Zeit investiert, in Bars Coverversionen anderer Bands zu performen, um unsere Fähigkeiten auszubauen und um bessere Songwriter zu werden.
Was waren die Gründe dafür, die Band von TENFIVE in POP EVIL umzubenennen?
Dafür gab es sehr viele verschiedene Gründe. Die meisten der Jungs, mit denen ich früher abhing, konnten oder wollten nicht das ultimative Opfer bringen, welches notwendig ist, um in einer Rock'N'Roll Band zu spielen. Daher verließen die meisten von ihnen die Band oder wurden gefeuert. Durch diese neue Bandkonstellation hatte ich den Drang, die Band umzubenennen. Ich wollte einen neuen, frischen Start und dieser Namenswechsel war so etwas wie der erste Schritt in diese Richtung. Und da sich das Pop Radio derzeit immer mehr vom Rock entfernte, kam mir "Pop Evil" als Name in den Sinn. Dieser lieferte uns außerdem die notwendige Motivation, um mit dem weiterzumachen, was wir begonnen haben. Somit war POP EVIL geboren.
Euer Debüt "Lipstick On The Mirror" bescherte Euch einen Major Label Deal mit Universal Records und 2009 wurde eine remasterte Version des Albums über Universal veröffentlicht. Zwei Jahre später habt Ihr dann plötzlich bei einem Konzert in Ohio den Plattenvertrag mit Universal öffentlich zerrissen. Was führte zu dieser symbolischen Geste?
Das war ebenfalls eine sehr schwierige Zeit für die Band. Wir fühlten uns gefangen. Wir hatten über ein Jahr an dem Album gearbeitet und es sah so aus, als würde es nie der Licht der Welt erblicken. Das Label und die Band hatten offensichtlich zu unterschiedliche Vorstellungen. Es gab sehr viele unbeantwortete Fragen, die nicht nur für uns als Band, sondern auch für unsere Fans sehr frustrierend waren. Irgendwie hatten wir dann das Gefühl, Stellung beziehen zu müssen und uns zu verteidigen. Manchmal musst Du eben tun, was Du tun musst!
Was sind Deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile bei einem Major Label unter Vertrag zu stehen?
Für uns spielt es keine Rolle, ob wir einen Major im Rücken haben oder nicht. Es muss einem klar sein, dass man einer Sache nicht entkommen kann und zwar: harter Arbeit! Seit wir 2007 unseren Management Deal unterschrieben haben, sind wir eigentlich non-stop auf Tour, können aber unser eigenes Schicksal kontrollieren. Egal, ob man bei einem Label unter Vertrag steht oder nicht, es liegt immer an einem selbst, sich nicht von anderen abhängig zu machen, um erfolgreich zu sein. Du hast es selbst in der Hand und das wissen wir, daher konzentrieren wir uns auf die Dinge, die wir selber kontrollieren können.
Während der ausgiebigen Tour- und Promotionaktivitäten im Rahmen der Veröffentlichung Eures zweiten Albums "War Of Angels" gab es einige Veränderungen im Line-Up der Band. Was hat sich durch die Besetzungswechsel für die Band verändert und in wie weit konnten Eure Neuzugänge Chachi Riot (Schlagzeug) und Gitarrist Nick Fuelling sich auf Eurem aktuellen Release "Onyx" einbringen?
Die Ergänzung unseres Drummers Chachi Riot und unseres Lead Gitarristen Nick Fuelling waren für die Band definitiv bahnbrechend. Manchmal passieren gewisse Dinge – und Du verstehst anfangs nicht, warum. Betrachtest Du das ganze nach einiger Zeit allerdings mit etwas Abstand, sind diese Dinge oft unerlässlich, um sich weiterzuentwickeln und voranzukommen. Chachi und Nick haben nicht nur dazu beigetragen, unser aktuelles Album "Onyx" zum stärksten Album unserer Karriere zu machen, sondern ihnen ist ebenfalls gutzuschreiben, dass wir jenseits der Bühne als Brüder und Einheit enger zusammengewachsen sind. Wir freuen uns total auf die Zukunft mit dieser Konstellation und versuchen dabei ständig, uns gegenseitig zu motivieren, um noch besser zu werden.
Wo siehst Du die Unterschiede, wenn Du "Onyx" mit Euren ersten beiden Alben vergleichst?
"Onyx" ist anders für mich, da es das erste Album ist, bei dem wir als Band erstmals komplett die Kontrolle übernommen haben. Bei den Aufnahmeprozessen der zwei anderen Scheiben waren wir jung und unerfahren und haben uns daher zu sehr von den Meinungen anderer beeinflussen lassen. "Onyx" ist für uns ironischerweise tatsächlich der erste Schritt, aus den "Trenches" (Name der ersten Single aus dem Album "Onyx" – auf Deutsch "Gräben") herauszutreten.
Die Bandmitglieder decken offensichtlich ein breites Spektrum an kulturellen und ethnischen Backgrounds ab. Hat diese Tatsache einen spürbaren Einfluss auf Eure Musik und setzt Euch so von anderen Bands des Genres ab?
Ich denke, wir fallen im Vergleich zu anderen Bands definitiv auf, da wir weder wie eine typische Rockband aussehen, noch klingen. Unsere kulturellen Hintergründe haben uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu definieren. Wir begegnen Vorschlägen einzelner Bandmitglieder immer mit Offenheit und übernehmen konstruktiv Verantwortung für einen Standard, den wir glauben, erfüllen zu müssen, um die Erwartungen unserer Fans nicht zu enttäuschen. Die Verantwortung, unsere Fans zu respektieren und zu unterhalten, ist unsere höchste Priorität und wir behalten dies immer im Hinterkopf, wenn wir Songs schreiben oder live auftreten.
Eure Lyrics sind besonders auf Eurem aktuellen Album "Onyx" sehr persönlich. So verarbeitest Du, Leigh, in dem Song "Torn To Pieces" den Verlust Deines Vaters. Andere Songs dagegen verbreiten positive Botschaften und rufen dazu auf, Selbstzweifel zu überkommen oder Träume auszuleben, auch wenn man oft schwierige Zeiten durchleben muss, um diese Ziele zu erreichen. Was ist für Euch die wichtigste Botschaft, die Ihr mit Euren Songs vermitteln möchtet und warum sind autobiografische Texte wichtig für Euch?
Das Leben ist die Botschaft. Es ist allerdings häufig schwierig für einen Songwriter, über gewisse Themen zu schreiben. In meinem Fall war es das Schreiben der Lyrics zu "Torn To Pieces". Aus einem sehr persönlichen Song, welcher für mich eine Art Eigentherapie darstellt, hat sich im Laufe der Zeit ein Favorit der Fans entwickelt.
Anfangs wollte ich diesen Song gar nicht veröffentlichen. Doch nach Rücksprache mit der Band waren wir der Meinung, dass es lohnt, den Song zu veröffentlichen, wenn er auch nur einer einzigen Person dabei behilflich sein kann, eine schwierige Zeit zu überwinden. Das Leben ist teilweise sehr grausam, aber eine Sache, die immer für uns da ist, ist die Musik! Musik ist Power! Musik rettet Leben. Musik hat mich gerettet.
Welche anderen Bands hatten einen wichtigen Einfluss auf Eure Musik?
Es gibt Unmengen von Bands, die POP EVIL beeinflusst haben. Aber statt sie alle einzeln aufzuzählen, ist es viel wichtiger zu sagen, dass wir permanent von anderen Bands beeinflusst werden. Bands, die wir heute hören, beeinflussen uns genauso wie Bands, mit denen wir gestern auf Tour waren. Wir versuchen immer herauszufinden, was den Erfolg anderer Bands ausmacht. Wir beobachten und lernen permanent dazu. Es hört nie auf.
Ihr seid zurzeit mit FIVE FINGER DEATH PUNCH und UPON A BURNING BODY das allererste Mal in Europa unterwegs. Was hat Euch die Jahre vorher von einer Europatournee abgehalten?
Etliche Dinge hinderten uns daran, in Europa zu touren. Als allererstes waren es tatsächlich die Probleme mit alten Labels, wodurch wir nie in der Lage waren, überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden, hierher zu kommen. Wir mussten uns zunächst darauf konzentrieren, aus alten Verträgen rauszukommen und die Labelstreitigkeiten aus dem Weg zu räumen. Unsere Ausgaben waren zu hoch und verbauten uns den Traum, in Europa zu touren. Mit dem Erfolg von "Onyx" lernten wir endlich die richtigen Leute kennen, die uns halfen, unseren Traum zu verwirklichen. Wir sind total dankbar, dass unsere langersehnte Europatournee nun endlich stattfinden konnte.
Ich hatte die Ehre, Euch in Hamburg erleben zu können, wo Ihr bereits nach wenigen Songs die Herzen der Fans erobert habt. Seid Ihr generell mit den Reaktionen der Fans in Europa zufrieden?
Danke Dir – das war eine tolle Show und sozusagen unsere Feuertaufe, da es die allererste Show auf europäischem Boden war. Die Fans waren großartig, besonders, da die meisten von ihnen noch nie von uns gehört haben. Der erste Schritt ist getan, die Single wurde veröffentlicht und wir können es kaum erwarten wiederzukommen, sobald die Songs den Fans ein wenig vertrauter sind. Dann können wir zusammen mit diesem tollen europäischen Publikum richtig abgehen. Europa liebt Rockmusik und wir brennen darauf, den Fans unseren Rock zu bescheren.
Hast Du einige Tourstories für uns oder Dinge, die Dir hier in Europa gerade im Vergleich zu den Staaten aufgefallen sind?
Ein riesiger Unterschied sind die frühen Ladenschlusszeiten. Ich esse generell wenig vor den jeweiligen Shows, da ich es vermeiden möchte, dass mir auf der Bühne schlecht wird. Daher musste ich mich ein wenig umstellen und lernen, vor den Shows etwas mehr zu essen.
Gibt es bestimmte europäische Länder oder Städte, die Du schon immer mal besuchen wolltest und auf die Du Dich besonders freust?
Es gibt Dutzende! Ich freue mich wahnsinnig auf Berlin, Mailand, London und Paris – die Liste ist endlos. Ich bin ein großer Geschichtsfan und genieße es total, die Orte zu sehen, von denen ich damals nur in der Schule gehört habe. Es ist nicht selbstverständlich, dass man die Chance erhält, diese wunderschönen Städte zu besichtigen, daher versuche ich mir immer zwischen den einzelnen Shows etwas Zeit fürs Sight-Seeing zu nehmen.
Gibt es Pläne, dieses Jahr noch einmal in Europa zu touren?
Ja, die gibt es tatsächlich. Wir werden sehen, ob es letztendlich tatsächlich dazu kommt, aber im Namen der Band kann ich sagen, dass wir alle unbedingt wiederkommen möchten. Wir lieben es hier!
Was ist für Euch das wichtigste Ziel, welches ihr mit der Band erreichen möchtet?
Wir möchten einfach Musik machen, die den Leuten etwas bedeutet. Der Rest kommt von ganz alleine. Im Moment ist es unser Hauptziel, unser aktuelles Album "Onyx" zu pushen – also los Leute, holt Euch ein Exemplar!
Alle Artikel zu