Doom / Sludge Metal Reviews
Doom und Sludge Rezensionen, Meinungen und Kritiken
Lord Vigo - Danse De Noir
Zugegeben, Doom Metal ist nicht unbedingt meine Baustelle. Oft zu schleppend, zu vertrackt und zuviel Katzengejaule statt kraftvoller Metal-Vocals. Bei Epic Doom mache ich gerne mal eine Ausnahme: Das 2018 erschienene „White Horse Hill“ von SOLSTICE gehört zum Besten, was das letzte Jahrzehnt musikalisch hervorgebracht hat. Und auch die deutschen episch/melodischen Doomer LORD VIGO haben’s drauf und präsentieren mit ihrem neuen Album „Danse De Noir“ ein kreatives und facettenreiches Brett, das auch soundtechnisch zu überzeugen weiß.
My Dying Bride - The Ghost Of Orion Tipp
Es hat sich einiges getan bei MY DYING BRIDE. Und einiges davon hätte die Veröffentlichung des 14. Albums „The Ghost Of Orion“ verhindern können: Gitarrist und Gründungsmitglied Calvin Robertshaw steigt (wieder) aus. Drummer Shaun Taylor-Steels verlässt die Band ebenfalls. Und Sänger Aaron Stainthorpe nimmt sich eine lange Auszeit mit ungewissem Ausgang, als seine kleine Tochter an Krebs erkrankt.
Walk Through Fire - Vår Avgrund
Schweden ist eine der Wiegen der modernen Metalszene. Allen voran die Stadt Göteborg, deren Melodic-Death-Metal-Szene wegbereitend für Bands und Künstler aus aller Welt war und ist. Dabei kann es passieren, dass gerade kleinere Bands anderer Subgenres, die Göteborg ihre Heimat nennen, schon mal übersehen werden. So wundert es nicht, dass WALK THROUGH FIRE, die mit „Vår Avgrund“ (Unser Abgrund) schon ihr viertes Studioalbum veröffentlichen, bisher nur eine vergleichsweise sehr geringe Hörerschaft besitzen. Dabei ist das, was das Quartett so auf die Beine stellt, durchaus hörenswert.
Kirk Windstein - Dream In Motion Tipp
Nach fast 30 Jahren aktiven Musikerdaseins (CROWBARs Debüt erschien 1992) ist die Zeit reif für das erste Soloalbum von KIRK WINDSTEIN. Zwei Jahre hat er immer wieder an „Dream In Motion“ gebastelt. WINDSTEIN zufolge hat er darauf Riffs und Ideen verarbeitet, die für seine Stammband nicht geeignet wären, weil sie zu milde sind.
Silvertomb - Edge Of Existence
"Edge Of Existence" ist ein solider Brocken, der mir anfangs allerdings etwas quer im Magen lag. Gewöhnungsbedürftig ist der Gesang – Kenny Hickey, immerhin schon Mitte 50, bewegt sich auf diesem Debüt meist in hohen Lagen und presst die Töne. Zusammen mit der tiefschwarzen Atmosphäre der Songs ergibt das nicht immer die stimmigste Kombination.
Goatess - Blood and Wine
In den drei Jahren seit dem zweiten Album ist einiges passiert bei den Doom-Jungs GOATESS: Ein neuer Bassist ist an Bord und vor allem hat sich die Besetzung am Mikro geändert. Die prägende Stimme von Christian „Chritus“ Lindersson ist weg, dafür singt jetzt Karl Buhre. Und gleich der erste, schwer verzerrte Akkord auf „Blood And Wine“ zeigt an, dass sich auch am grundsätzlichen Sound was getan hat.
Culted - Vespertina Synaxis: A Prayer For Union & Emptiness (EP)
Wer CULTED in der umfangreichen Encyclopaedia Metallum nachschlägt, erfährt, dass der schwedische Bandgründer Daniel Jansson seine drei kanadischen Mitstreiter nie getroffen hat. Nichtsdestotrotz erweist sich das Quartett seit der Gründung 2007 als überaus beständig. Bereits zwei Studioalben sowie die EP "Of Death & Ritual“ haben seitdem ihren Weg in die Verkaufsregale gefunden. Mit "Vespertina Synaxis: A Prayer For Union & Emptiness“ steht nun die nächste EP in den Startlöchern.
Saint Vitus - s.t.
Zuerst mal die Sängerfrage, denn wer der richtige Mann am Mikro für SAINT VITUS ist, darüber streiten sich die Geister schon seit dem ersten von zahlreichen Wechseln. Obwohl jetzt mit Scott Reagers wieder ein Gründungsmitglied singt, ist für viele Scott „Wino“ Weinrich der einzig wahre Doom-Messias. Dass dies selbst im Promotext zur neuen, selbstbetitelten Scheibe zwei Mal erwähnt wird, als müsste sich die Band rechtfertigen, spricht Bände. Am besten man mag beide Sänger, unterschiedlich genug sind sie ja, dann hat man umso mehr Material, an dem man sich erfreuen kann. Somit also zur eigentlichen Frage: Wie positioniert sich der neue Output in der Diskografie von SAINT VITUS?
A Pale Horse Named Death - When The World Becomes Undone
Wind und Glockenschläge, sakraler Gesang, viehisches Schreien und Bellen, das Wimmern einer Frau … Düster und atomsphärisch beginnt das neue Album von A PALE HORSE NAMED DEATH, den (selbsternannten?) "Brooklyn Lords Of Doom". Etwas hoch gegriffen, zumal bereits mit dem zur Klaviermelodie einsetzenden Gesang deutlich wird, dass wir es hier nicht mit den wahren Meistern der Zunft zu tun haben.
Black Tusk - TCBT
Da ordnet man sich für das neue Jahr und findet noch einige nicht besprochene Scheiben, für die es sich auch nachträglich noch lohnt, Zeit zu investieren. Zum Beispiel BLACK TUSKs 2018er Werk „TCBT“, was eine Abkürzung für "Taking Care of Black Tusk" seien soll. Und damit macht der Titel schon klar, worum es auf dem Werk geht, nämlich aufgestauter Wut freien Lauf lassen.
Kavrila - Rituals II (EP) Tipp
Schlag auf Schlag geht es bei KAVRILA: 2016 die Debüt-EP „Rituals I“, 2017 das Album „Blight“ und jetzt die EP „Rituals II“. Schlag auf Schlag geht es auch nach wie vor in den Songs – nicht kontrolliert und taktisch wie im Boxring, eher wie bei einer kurzen, heftigen Straßenschlägerei. KAVRILA sind ihrem rauen Stil also treu geblieben.
Hangman's Chair - Banlieue Triste
HANGMAN'S CHAIR lassen sich mit "Banlieue Triste" Zeit, richtig Zeit. Ihr fünftes Album veröffentlichten die Franzosen bereits im Frühjahr selbst, nun schießen sie angetrieben von einem großen Label nochmals in der passenden Jahreszeit nach und bekommen hoffentlich mehr Aufmerksamkeit.
Earth Ship - Resonant Sun Tipp
Das EARTH SHIP aus Berlin ist erneut gelandet. "Resonant Sun" heißt das fünfte Album des Trios, erneut aufgenommen im Hidden Planet Studio in Berlin und es lohnt sich spätestens jetzt, einzusteigen. Wie gewohnt, erwarten den Hörer gewaltige Riffgebirge und ein Sound, der so kompakt steht, dass kein Blatt dazwischen passt. EARTH SHIP gelingt der Spagat zwischen enormem Druck und griffigen Melodien nahezu perfekt.
Grin - Revenant
Das Duo GRIN aus Berlin definiert den Begriff "Grower" mit seinem Album "Revenant" neu. Der Opener "Alterna" walzt nicht nur ultraschleppend an, sondern verzichtet sogar auf den Gesang. Gesang gibt es auch im weiteren Verlauf erstmal nur sporadisch und dann auch weit entfernt vom üblichen Strophe-Refrain-Strophe-Muster. GRIN bauen nicht nur ihre doomigen Soundwände immer stabiler auf, sondern packen auch von Song zu Song ein Quäntchen mehr Variation in die Waagschale.
Mantar - The Modern Art Of Setting Ablaze Tipp
Major-Deal, massive Livepräsenz auf der ganzen Welt, Headliner-Status: Krass, was MANTAR für eine Karriere hingelegt haben. Der Aufstieg war so schnell und steil, dass die Mucker-Polizei die Patches schon längst wieder abmontiert – nicht underground genug! Aber MANTAR tun niemandem den Gefallen, auszubrennen, im Gegenteil: Mit dem dritten Album „The Modern Art Of Setting Ablaze“ zementieren sie ihren Status.
Shrines Of Dying Light - Insomnia Tipp
Doom als Genre verträgt sich im Normalfall nicht mit meinem überaus sonnigen Gemüt. Nachdem der Sommer aber zu übermäßig sonnig für mein armes Gemüt war, bietet die Hitzedepression eine wunderbare Gelegenheit, dem Genre eine angemessene Chance zu geben.
Weed Demon - Astrological Passages (Re-Release)
„Looking for your new favorite album to smoke weed to?“ fragen WEED DEMON auf ihrer Facebook-Seite. Damit dürfte bärtigen Truckercap-Trägern klar sein, wohin die Reise geht. Allen Glattrasierten, die diesen Text lesen, sei gesagt: WEED DEMON spielen eine schwere Mischung aus Stoner, Doom, Sludge und Klischees.
Allfather - And All Will Be Desolation
Um ehrlich zu sein, dachte ich nicht wirklich Gutes über die ALLFATHER Promo, die ich in die Hand bekam. Allfather steht ja sowohl als alternativer Name für Odin als auch als Name der wichtigen Gottheit Dagda aus der irischen Mythologie. Und das weckte bei mir ein Gefühl von "Jetzt kommt irgendwas Paganisches oder Fantasy-Metallisches aus den Boxen ...".
Heave Blood and Die - Vol.II
Der deutsche Dichter Erich Limpach meinte: „Disharmonien haben ein ganz besonderes Ausstrahlungsvermögen auf die Umwelt.“ Das bestätigt sich wohl in allen Bereichen unseres Lebens, auf das neue Konzeptalbum „Vol.II“ von HEAVE BLOOD AND DIE trifft es genauso zu.