Alle Reviews in der Übersicht
Aktuelle Reviews
Hier schreiben wir unsere Meinung zu den Veröffentlichungen der letzten Zeit. Eine Empfehlung der Redaktion gibt's ab 8 Punkten, die entsprechenden Artikel sind in der Regel mit dem Hinweis "Tipp" versehen.
Lifesick - Swept In Black
In Dänemark leben die glücklichsten Menschen, sagt man. LIFESICK beziehen sich bei ihrem Album "Swept In Black" eher auf ihren Bandnamen und spucken über zehn Songs verteilt Gift und Galle. Als Hörer fühlt man sich wie ein Stück rohes Fleisch, das von einem aggressiven Hund im Mund tot geschüttelt wird. Aber gut ... Hardcore eben, und irgendwie wollt ihr es doch auch.
Ølten - Ambiance Tipp
Post Metal kann ganz schön langweilig sein. Was mal als Ausbruch aus Songwriting-Konventionen begann, reproduzierte sich irgendwann selbst. Klar, CULT OF LUNA … Aber den ganzen Haufen Bands, die genauso klingen wollten, hat man doch schnell wieder vergessen, oder? Gut, dass ØLTEN einen frischen Ansatz gefunden haben.
Dreimillionen - Aus Glas und Wein
Wer kennt diesen Moment, wenn man in sein Auto steigt, das Radio anmacht und zwischen nervtötenden Elektrobeats und den „Charts“ wählen kann? Für mich fällt die Wahl dann meistens doch auf die Charts und irgendwo zwischen HERBERT GRÖNEMEYER und HELENE FISCHER finden sich entsprechend neue deutsche Pop-/Rock-Künstler. Der Trend für deutschsprachige Musik scheint in den letzten Jahren wohl wieder gestiegen zu sein, was eigentlich ganz cool ist, aber oft irgendwie in die Hose geht.
The Tidal Sleep - Be Kind Tipp
Wie es zur EP "Be Kind" der Post-Hardcore-Band THE TIDAL SLEEP kam, ist nun wirklich Definitionssache. Man könnte sagen, dass sie einfach nur die Reste ihres 2017er-Albums "Be Water" verwertet haben oder den Songs eine solche Dringlichkeit zusprechen, dass sie sie der Öffentlichkeit auf keinen Fall vorenthalten möchten und Dimi Conidas zum Nachmixen gebeten wurde. Fest steht, dass es sich bei den vier Songs um alte Songs handelt und die EP die 100. Veröffentlichung auf dem von mir sehr geschätzten Label This Charming Man ist.
Hinüber - s/t
Ich bin hinüber. Du bist hinüber. Er, sie, es ist hinüber. Entweder heute oder morgen, aber irgendwann auf jeden Fall. Kevin, Matze, Michi und Nico sind die Band HINÜBER aus Köln und spielen Punkrock, ähnlich, wie sie es in ihren Vorgängerbands KOETER, NEIN NEIN NEIN und COPILOT getan haben. Mit ihrer selbstbetitelten EP gönnen sie uns gerade mal 10 Minuten Spielzeit. Das war dann aber auch schon der einzige Patzer, den sich HINÜBER leisten.
Sarah Longfield - Disparity
SARAH LONGFIELD ist eine mitunter ungewöhnliche Künstlerin im Line-Up des französischen Labels Season Of Mist. Seit frühester Kindheit musikalisch veranlagt, hat sich die Amerikanerin auf YouTube einen Namen mit Covern und Eigenkompositionen gemacht. Einige Soloalben später folgte mit THE FINE CONSTANT auch schon die erste Bandgründung sowie die Auszeichnung als eine der weltweit besten Gitarristen an der sieben- bzw. achtsaitigen Gitarre. Mit "Disparity“ veröffentlicht die Multiinstrumentalistin nun ein weiteres Solo-Album.
War With The Newts - Muerte мій Amour Tipp
Bands wie WAR WITH THE NEWTS liebe ich, macht euch also gefasst auf eine Lobhudelei zu deren Debüt "Muerte мій Amour", die subjektiver wohl kaum sein könnte. Manchmal muss das aber sein. Zum Beispiel dann, wenn die Band dich schon beim ersten Durchlauf während der Autofahrt zwingt, dass du jeden Song etwas lauter stellst. Wenn sich anerkennendes Kopfnicken in begeistertes Mitwippen steigert und alles in voller Lautstärke und mit ekstatischem Gezappel hinterm Lenkrad endet. Erfrischend unprätentiös und fernab jeglicher Trends scheinen WAR WITH THE NEWTS hemmungslos loszurocken. Ein anschließender Blick auf Bandfotos im Netz zeigt zum Glück auch keine durchgestylten Möchtegern-Coolios, sondern ein fröhliches und real runtergerocktes Hängertrio. Musikalisch erwartet uns eine bunte Schorle aus Grunge, Punk, Hardcore und Noise.
The Ocean - Phanerozoic I: Palaeozoic Tipp
Okay, ich gebe es zu, ganz unvoreingenommen an die neue THE OCEAN Scheibe „Phanerozoic I: Palaeozoic“ zu gehen, kann ich nicht. Dafür liebe ich eigentlich alles zu sehr von dem Kollektiv. Auf der anderen Seite müssen es die Musiker um Mastermind Robin Stubs auch erst einmal wieder schaffen, meine hohen Erwartungen zu erfüllen.
Haken - Vector
Nur wenige Monate nach ihrem ersten Livealbum beglücken HAKEN alle Frickel-Freunde mit ihrem fünften Studio-Output. "Vector" ist der direkte Nachfolger des 2016 veröffentlichten "Affinity" und mit 44 Minuten Spielzeit das bislang kürzeste Album der Bandgeschichte.
Amon Amarth - The Pursuit Of Vikings (2DVD+CD)
Zum 25. Geburtstag beschenken AMON AMARTH sich selbst und ihre Fans mit einer Dokumentation, die das letzte Vierteljahrhundert Revue passieren lässt. Dazu gibt's Livematerial vom Summer Breeze Open Air 2017, auf dem die Schweden seit Jahren Stammgast sind. Doch Vorsicht: Hier wurden seitens Band und Plattenfirma entweder Wochen lang falsche Infos verbreitet, oder der angedachte Umfang heimlich, still und leise eingedampft.
Neat Mentals - Humanoid
NEAT MENTALS pfeifen auf lästige Begrüßungsrituale und legen umgehend los auf ihrem ersten Album "Humanoid". Das Quartett leistet sich eine charmante Zeitreise mit Stopps irgendwo zwischen den Achtzigerjahren und Anfang der Neunziger, als Punkrock noch unvermeidlich mit Skateboard fahren (in den mir bekannten Fällen leider eher mit "so tun als ob" und dann mächtig auf die Schnauzen legen) und Garagensound verbunden war.
August Burns Red - Winter Wilderness (EP)
Langsam kommen sie wieder aus ihren Höhlen gekrochen: Die Weihnachtssongs um das berühmt-berüchtigte "Last Christmas“. Wer inzwischen entschieden die Schnauze voll vom WHAM!-Hit an der Supermarktkasse hat, dem bietet sich nun eine echte Alternative: Die "Winter Wilderness“-EP der amerikanischen Metalcore-Formation AUGUST BURNS RED. Wäre da nur nicht der letzte Song der Tracklist – "Last Christmas“ ist einfach überall.
Hilma Nikolaisen - Mjusic
Der Albumtitel „Mjusic“ des zweiten Albums von HILMA NIKOLAISEN erscheint auf den ersten Blick ziemlich einfallslos. Dabei hieß ganz genau so Hilmas erste Punkband mit ihrem Bruder mit einem zarten alter von fünf Jahren. Wie man also vermuten kann, steckt der Nachfolger von „Puzzler“ voller Energie, Verspieltheit und Freude an der Musik.
Kalidia - The Frozen Throne
Beim Anblick des gelungenen Artworks von "The Frozen Throne“ bricht umgehend Nerdalarm aus. Kein Wunder, erinnert der eisige Thronsaal mit seinen bleichen Schergen doch rasch an das Bethesda-Epos "Skyrim“ oder vergangene WoW-Tage. Wer das Browserfenster an dieser Stelle am liebsten gleich wieder schließen möchte, sei beruhigt: KALIDIA lassen auf ihrem zweiten Album nicht den sabbernden Computersüchtigen raushängen. Stattdessen bietet die italienische Power-Metal-Gruppe thematische Vielfalt samt Piraten und jeder Menge griechischer Mythologie. Doch kann soviel Bandbreite noch kohärent wirken?
Chapel of Disease – ... And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye Tipp
Laue Lüftchen sind nicht die Sache von CHAPEL OF DISEASE. Nach dem starken "The Mysterious Ways Of Repetitive Art" (2015) hätte sich die Band entspannt zurücklehnen, hier und da etwas Feintuning vornehmen und ein Nachfolgealbum der Marke „Nummer sicher“ nachschieben können. Mit der neuen Platte "... And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye" gehen die Kölner Komplex-Metaller allerdings gleich drei Schritte weiter: Die vier Jungs aus der Domstadt lassen sich von Risikobereitschaft und Experimentierfreudigkeit ungezwungen treiben und entfachen einen Sound-Hurrikan, der von Death-Metal-Puristen gewaltigen Gegenwind bekommen könnte. Diejenigen aber, die nichts auf Genre-Fesseln und stilistische Einbahnstraßen geben, sollte das neue Werk ordentlich durchpusten und enthemmt abrocken lassen.
Kingcrow - The Persistence Tipp
Mit „The Persistence“ veröffentlichen die Italo-Progger KINGCROW ihr siebtes Album via Sensory Records. Mit jedem Album haben sich KINGCROW einen Schritt weg von ihren Metal-Wurzeln bewegt und werden heute als eine der aufregendsten Bands angesehen, die die italienische Prog-Szene zu bieten hat. Bei Italien und Prog werden sofort Assoziationen zu den angestaubten Werken von 70er-Kollegen geweckt, mit denen KINGCROW allerdings nur sehr wenig am Hut haben. Einflüsse verschiedenster Musikrichtungen von Prog-Rock, Ambient, Alternative Rock und Metal werden zu einem modernen New Artrock verarbeitet.