In Solitude - The World. The Flesh. The Devil Tipp

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Stil (Spielzeit): Old School Heavy Metal (57:39)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade (20.05.11)
Bewertung: 9/10
Link: myspace.com/insolitudeheavymetal

IN SOLITUDE waren mir bis zu einem denkwürdigen Gig im Sauerland als Support von RAM absolut unbekannt. Doch der traditionelle, herrlich oldschoolige Okkult-Metal der Schweden, die auf der Bühne gerne mal die ein oder andere schwarze Messe zelebrieren, ließ mich nicht mehr los. Nach dem selbstbetitelten Debüt im Jahr 2008 veröffentlicht die Combo mit "The World. The Flesh. The Devil" nun ihr zweites Album, das so manchen Underground-Kenner mit feuchtem Schritt zurücklassen wird.

Die schwedische Kapelle bezieht ihre Einflüsse hörbar primär bei ganz alten IRON MAIDEN, auch MERCYFUL FATE dürfen genannt werden. Das Songmaterial ist abwechslungsreich und einigermaßen verschachtelt, so dass man sich seine Zeit mit "The World. The Flesh. The Devil" nehmen muss. Auf Anhieb geht kaum ein Song so direkt ins Ohr wie "In The Darkness" oder der Chorus von "Witches Sabbath" (beide vom Debüt), was auch an der durchweg längeren Spielzeit der einzelnen Nummern liegen könnte. Ein wichtigerer Faktor dürften aber die komplexen Arrangements und vielen, ausladenden Instrumental- und Solopassagen sein, mit der IN SOLITUDE die Achtziger so unverbraucht und originalgetreu wie nur wenige andere Bands zelebrieren. Das relativ straighte "Serpents Are Rising" mit seinem Refrain, coolen Harmonien und Akustikgitarren-Abschluss ist eine der wenigen Nummern, die bereits beim ersten Hören ins Ohr gehen. Die Riffs des galoppierenden "Demons" bohren sich ebenfalls tief in die Gehörgänge – genau wie die gefühlvollen Leads und Soli, die mit zum Besten gehören, was im traditionellen Metal momentan überhaupt vorstellbar ist.

Der größte Teil des Songmaterials klingt aber verspielter als die Konkurrenz (oder Brüder im Geiste), wie beispielsweise der direkt zu Beginn mit Twin-Gitarren auflaufende Titeltrack, basierend auf einem treibenden Rhythmus und getragen von klackerndem Bass und straighten Drums. Wegen seines morbiden Feelings wird jeder Okkult-Fan dem Herrn auf Knien für IN SOLITUDE danken, und wer sich völlig losgelöst von den Texten und dem Image der Band nicht an den Gitarren satt hören kann, dem ist eh nicht zu helfen. Niklas Lindström und Henrik Palm (ersetzte Mattias Gustavsson) gehen definitiv als die legitimen Erden von Dave Murray und Adrian Smith durch und spielen sich mit einer beängstigenden Spielfreude und Sicherheit die Bälle zu. Das zeigen sie sowohl in dem heftigen, von Breaks durchzogenen Doublebass-Kracher "We Were Never Here" als auch dem 13 Minuten-Epic "On Burning Path", der bisher ambitioniertesten Nummer von IN SOLITUDE, in der sich jedes Bandmitglied austoben kann. Der Song vereint alle wichtigen Merkmale der Schweden: Erst ein schauriges Intro, dann die volle Breitseite mit galoppierenden Riffs, wie sie MAIDEN in den Achtzigern auch nicht besser hinbekommen würden, vorpreschenden Drums, gekrönt von einem mystischen Refrain ("I choose to die..."), danach eine spannende, mächtige Instrumentalpassage, nach der der Song wieder Fahrt aufnimmt und nach einem weiteren, ausladenden Instrumentalteil abrupt beendet wird. Eine geilere Hommage an die Helden der NWOBHM kann es kaum geben.

"Dance Of The Adversary" lässt die okkulte Tendenz der Band mit einer schaurig-schöne Passage aus langsamen Drums, Bass und leisen Gitarren aufleben, vor dem inneren Auge erscheinen Bilder einer schwarzen Messe. Mit entrückten Gitarren in den Strophen und einem mächtigen Chorus ist "Poisoned, Blessed And Burned" ein weiterer Albumhöhepunkt, dem Sänger Pelle Åhman einmal mehr seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Das im klassischen Hard Rock verwurzelte "To Her Darkness" hingegen könnte mit seinen Riffs durchaus auf einem DIO-Album der Achtziger gestanden haben.

IN SOLITUDE kreuzen auf ihre ganz eigene Weise die Atmosphäre des Black Metal mit stark britisch geprägtem Heavy Metal der Achtziger und liefern ein von der ersten bis zur letzten Sekunde extrem geiles Album ab. Massig Twin-Gitarren, Leads und Soli kennzeichnen die Musik der Schweden genauso wie die immer leicht angestrengt klingenden Gruft-Vocals Åhmans, eingestreute Growls und die warme, kauzige und absolut passende Produktion von Fred Estby (DISMEMBER). Mit seinen überlangen Nummern und der unvergleichlichen Atmosphäre ist "The World. The Flesh. The Devil" ein ganz, ganz heißer Anwärter auf den Oldschool Metal-Thron des Jahres 2011.