Kai
Ich bin an und für sich kein unglaublich großer Freund des Garage-Punks. Ab und zu gibt es da mal einen Song, den ich richtig gut finde, aber auf Dauer kann ich mir diese Retro-Punk-Variante nicht geben. Umso erstaunlicher, dass dieses Trio aus Paris sich so schnell in mein Herz spielen konnte. Aber „No Landing Plan“ ist auch einfach eine Sammlung von kleinen und streckenweise echt tanzbaren Hits.
2012 brachten APOLOGIES, I HAVE NONE mit „London“ ein unfassbares Album heraus. Ein Freund von mir war der Meinung, dass so ziemlich jeder einzelne Song daraus eine Fußballstadion-Hymne hätte sein können. Zwar zog sich immer Melancholie durch die Songs, dennoch waren es Hymnen, die mit gereckter Faust mitgegröhlt werden wollten.
Nach dieser Sammlung von Hits ging es bei AIHN irgendwie bergab. Mitglieder verließen die Band, eine halbgare EP wurde herausgebracht, die irgendwie den Spirit von „London“ haben sollte und gleichzeitig sehr, sehr traurig war und dadurch nicht so wirklich zünden wollte. Mittlerweile haben sie ein Album herausgebracht, welches von vorne bis hinten getragen, langsam und traurig-melancholisch ist. Aber dieses Mal funktionierte es.
MYELIN ist jetzt die Band des Songwriters (Dan Bond), der AIHN verlassen hat. Zusammen mit einem Mitglied von den GREAT CYNICS meldet er sich nun mit dieser EP zurück – und passt eigentlich wunderbar zu „Pharmacie“ seiner Vorgängerband …
Wie lange ist der Tod von Tony Sly mittlerweile her? Fünf Jahre, glaube ich. Und bis heute ist das ein einschneidendes Erlebnis für die MelodyCore-Gemeinde. Ich selbst konnte mit ihren letzten Platten zwar nichts mehr anfangen, aber mit ihren ersten Platten habe ich selber Gitarre spielen gelernt oder ersten Bandmitgliedern versucht zu erklären, was ich möchte oder gerade meine. Und alleine deshalb fühlt es sich eigentlich angenehm an, die Kalifornier mal wieder mit „neuem Material“ zu hören.
Über THE HIRSCH EFFEKT muss ich an dieser Stelle hoffentlich nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Die drei Jungs kommen aus Hannover und machen seit 2008 eine ziemlich kranke Mischung aus Metal, Hardcore und Prog. Und zwischendurch auch ... ja ... Kammermusik (die Flöte bei „Xenophotopia“ oder die Streicher bei "Nocturne" erinnern daran z.B. heute). Ihr letztes Album „Holon : Agnosie“ war ja schon ein ziemlicher Brocken und gleichzeitig wirklich gelungen, aber auf „Eskapist“ gehen THE HIRSCH EFFEKT meiner Meinung noch mal einen Schritt weiter. Jetzt lassen sie nämlich auch den Pop mehr zu. Aber keine Angst …
Mit ITCHY POOPZKID ist das für mich immer irgendwie so ein Ding gewesen – total dämlicher Bandname, aber dann habe ich sie auf einem Festival gesehen und fand sie echt gut. Genau so ging es mir auch mit dem ein oder anderen Album der Poppunker. Auf der anderen Seite hielt deren Halbwertszeit bei mir oft nicht sonderlich lange. Aber jetzt holen die drei Jungs zum Rundumschlag aus!
PRAYERS OF SANITY – vermutlich heißen die Jungs aus Portugal so, weil hier ein wenig Wahnsinnn in den Thrashmetal mit verwoben wurde. Wobei – wenn man genau hinhört, bekommt man schon ihre Rezepte mit. Dennoch hat das dritte Album dieses Trios wirklich jede Menge gute Seiten an sich und macht jedes Mal aufs Neue Spaß.
Soll man als Band Coversongs spielen? Ist eine kniffelige Frage. Das Publikum könnte drauf abfahren, aber u.U. ist man dann ewig die Band mit „diesem einen Cover“. Sollte man einen Coversong auf ein Album packen? Noch kniffeliger. Und nimmt man dann einen bekannten Song, den man in seinen eigenen Stil ummünzt, oder traut man sich, etwas Unbekannteres zu machen, was man selber total abfeiert? TEENAGE BOTTLEROCKET haben das Ganze auf eine neue Stufe gehoben und mit diesem Album ausschließlich kleinere Bands gecovert, mit denen sie im Laufe ihrer 15 Jahre im Musikzirkus zusammen gespielt haben und deren Songs sie mögen. Und denen sie jetzt mal eine ganz andere Plattform geben können.
Aus irgendeinem Grund habe ich im Netz einige Stimmen gehört (also gelesen), die CONVEYER als Metalcore bezeichnen. Und ich sitze hier jetzt etwas überrascht und frage mich, ob wir über dieselbe Band sprechen, bzw. ob wir das Genre Metalcore gleich definieren. Denn in meinen Augen (also Ohren) sind die fünf Jungs ganz klar eine Hardcoreband. Wir können uns gerne auf metallischen Hardcore einigen, was den dicken Sound angeht. Aber CONVEYER haben mal so gar nichts mit HATEBREED, PARKWAY DRIVE oder KILLSWITCH ENGAGE zu tun – dafür viel mehr mit CONTINENTS, COUNTERPARTS und DEFEATER.
Ich glaube, ich habe vor ca. zehn Jahren mein erstes Release von THE PROSECUTION für BurnYourEars besprochen. Wir reden hier also von einer ziemlich weit links stehenden, ziemlich großen (weil mit Bläsern) Punkrockband aus Bayern, die seit über zehn Jahren Musik macht. Alleine das ist ja schon beachtenswert. Aber die Bayern sind außerdem immer und immer besser geworden mit der Zeit und spätestens bei „The Unfollowing“ klingt einfach alles nur noch international und groß.
SILVERSTEIN gibt es noch? Ja, schon gut. Vor einiger Zeit hatte ich ihr Album mit kurzen Songs (Cover und eigene) reviewt und war eigentlich ziemlich begeistert. Aber dennoch fühlt es sich komisch an, oder? Waren SILVERSTEIN nicht eigentlich unabänderlich mit der Screamo-Welle von vor zehn Jahren verwoben? Und was ist daraus geworden? Na, jedenfalls haben es die Kanadier überlebt und bringen so ein weiteres Album auf den Markt – geht das so weiter, wird es sogar bald zweistellig. Und ich bin hin und her gerissen …
Nachdem ich jüngst amerikanischen Punkrock mit Ska und Reggae besprochen habe, ist heute etwas Ähnliches aus England am Start: die BAR STOOL PREACHERS. Und es ist schon zu hören, wie stark sich hier der lokale Einfluss zeigt, denn obwohl die BSP und AUTHORITY ZERO (das Review von gestern) ganz grob gesehen in ähnlichen Gefilden wildern, klingen ihre Endergebnisse unfassbar anders.
AUTHORITY ZERO gehören zu den Bands, deren Logo und deren Namen ich schon als Teenager mitbekommen habe, aber die ich aus irgendeinem Grund nie zu Gehör bekam. Bis ich sie vor ca. einem Jahr auf einem Festival gesehen habe. Seitdem bin ich beinahe sauer auf mich, dass ich all die Jahre so stur war und mich nie um die Band aus Arizona gekümmert habe.
Als ich das erste Mal etwas von MISS VINCENT gelesen hatte, fand ich zunächst mal den Bandnamen bescheuert. Dann habe ich aber von Vergleichen zu ALKALINE TRIO und BAYSIDE gelesen ... und da hat man mich natürlich direkt gehabt. Und auch wenn die Engländer jetzt nicht wirklich nach BAYTRIO klingen, verstehe ich, woher diese Vergleiche kommen. Und je länger man sich diese (dritte?) Veröffentlichung der Band gibt, umso mehr gefällt sie auch.
So richtig kam ich ja schon beim Fat Wreck-Debüt nicht so wirklich auf BAD COP/BAD COP klar. Ich meine, ok … es ist ja nichts Schlechtes oder Schlimmes an ihnen. Aber so wirklich har sich mir nicht erschlossen, warum die Band einen Plattenvertrag mit Fat Wreck bekommen hat. Vielleicht, weil sich eine All-Girl-Band gut verkaufen lässt? Oder bin ich jetzt Sexist? Naja … und irgendwie stehe ich bei der zweiten Platte der bösen Bullen wieder vor der gleichen Frage.
Endlich komme ich dazu, mal THE TIDAL SLEEP zu hören. Den Namen habe ich ja schließlich mehr als oft genug schon gelesen. Und nach „Be Water“ komme ich mir fast ein wenig dämlich vor, da ich nicht viel früher aufgepasst habe, was die Jungs aus halb Deutschland hier machen. Außerdem: Ist hier einer von TRAINWRECK dabei oder sieht das auf dem Bandfoto nur so aus?
Die Italiener von BRIGHT END wurden mir als Band im Fahrwasser von CONVERGE und Konsorten verkauft und es war die Rede von "blackened Hardcore" – da habe ich direkt mal zugeschlagen. Leider entpuppte sich das als eine ziemliche Übertreibung. Dennoch machen BRIGHT END ihre Sache gar nicht mal so schlecht. Wenn sie durch den Gesang nur nicht so eintönig klingen würden.