Nachdem er Drummer Atma Anur mit ins Boot holte und durch diesen den SCORPIONS Bassisten Pawel Maciwoda kennenlernte, bekommen die Drei die Möglichkeit, im Vorprogramm der KIP WINGER Acustic Tour aufzutreten. Zusammen mit Produzent Henry Hirsch startete FLORIAN HOFER im Frühjahr 2013 dann die Aufnahmen zu seinem aktuellen Album „Reaching" in New York.
Dass FLORIAN HOFER stark durch die Musik der 60er und 70er Jahre beeinflusst ist, hört man schon beim ersten Track „Walk Into The Light". Der Song ist ziemlich bluesig und Florian weiß mit seiner leicht rauchigen, ausdrucksstarken Stimme durchaus zu gefallen. Der Track „Reaching (East Coast)" erinnert durch den Einsatz des WahWah Pedals extrem an HENDRIX oder CREAM, der nachfolgende Track „WHY" lässt hingegen Vergleiche zu LENNY KRAVITZ zu. Allerdings ist die hohe Tonlage, in der Florian hier singt, etwas nervig.
Mit „Leave Me" zeigt Florian, dass er auch durchaus in der Lage ist, Songs seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Hier braucht man keine Querverweise zu anderen Musikern, der Song rockt. Dass sich Florian entschieden hat, seine Songs auf Tape aufzunehmen, macht sich gerade hier bezahlt, denn der Sound klingt organisch und alles andere als steril.
Dasselbe gilt auch für den Titel „Let It Out", der ebenfalls gut rockt. „Telling Lies" gefällt mir dann vor allem wegen des wirklich starken Gitarrensolos. Das vom Bass dominierte „Can You Feel Me" hat zwar auch eine gewisse Eingängigkeit, aber den letzten Kick verpasst mir der Track nicht. Highlight des Songs ist für mich erneut das Gitarrensolo, wohingegen mir der Gesang überhaupt nicht gefällt. Sobald die Tonlage zu sehr nach oben geht, kann mich Florian nicht mehr auf seine Seite ziehen. Die ruhigere Bluesnummer „Illusions" hat dann wieder richtig Drive und macht Spaß.
Der Akustiktrack „Carrying" ist eine nette Ballade, wobei „nett" hier nicht die kleine Schwester von Scheiße ist. Der Song kommt gut rüber und berieselt einen so, wie es bei einer Ballade sein sollte. Eine Gänsehaut bleibt aber aus.
„Reaching (West Coast)" ist dann wieder ein Song, der gefällt, ohne einen aus den Socken zu hauen. Das gilt auch für „On My Knees", man wippt mit den Füssen mit, aber horcht nicht auf. Den Abschluss macht „Reigning Me", das mich dann wieder vor allem mit seinem fetten Gitarrensolo beeindruckt. Was mir an „Reaching" durchgängig gefallen hat, ist die Produktion, die sehr warm und organisch klingt.
Fazit: Ich bin ziemlich hin und her gerissen. Als Musikfan, der ebenfalls in den 70ern und 80ern bewusst angefangen hat, Musik zu hören, sind viele Songs auf „Reaching" für mich wie eine Art Zeitreise. Das kommt gut, solange FLORIAN HOFER versucht, den Songs seine eigene Handschrift zu verpassen. Das klappt vor allem im Mittelteil von „Reaching" ganz hervorragend. Allerdings sind auf dem Album auch ein paar Songs, die nicht wirklich zünden wollen. Florian schafft es nicht durchgängig, die Vibes der 70er nach 2014 zu transportieren. Dadurch hat mich die Scheibe nicht immer überzeugt, konnte aber mit Songs wie zum Beispiel „Leave Me" oder „Let It Out" durchaus auch Ausrufezeichen setzen und punkten.