Geschrieben von Freitag, 09 September 2011 20:54

Betontod - Interview mit Gitarrist Frank zum Album 'Antirockstars'

Betontod Band

Ob man sie nun wegen ihres eigenständigen und masseninkompatiblen Stils liebt oder aufgrund der durchgehenden Eingängigkeit ihrer stets ohrwurmtauglichen Songs - mit ihrer neuen und nach guten zwanzig Jahren Bandgeschichte mittlerweile fünften Langspielplatte „Antirockstars“ haben die Jungs von BETONTOD einmal mehr bewiesen, dass jeder Freund von Punk, Deutschrock und Metal bei den fünf sympathischen Herren aus Nordrhein-Westfalen definitiv an der richtigen Adresse ist. In diesem Zusammenhang war Saitenzupfer Frank (auf dem Foto 3.v.l.) gerne bereit, sich kurz die Zeit zu nehmen, mir ein paar Fragen zu beantworten.

Stell Deine Band den Lesern, die Euch tatsächlich noch nicht kennen sollten, doch einmal kurz vor. Warum sollte dies schleunigst nachgeholt werden?

Da kann ich zwar ein ganzes Buch schreiben, aber ich denke, da sollte jeder selbst sich ein Bild machen. Möglichkeiten gibt es ja genug. Wir sind BETONTOD, uns gibt es 21 Jahre. Den Rest muss sich jeder selbst erarbeiten.

Es lohnt sich... Stimmst Du mit mir überein, dass „Schwarzes Blut“ Eure bisher beste Platte ist, oder stellt Ihr voller Überzeugung die allgemein übliche Behauptung auf, dass die neue Scheibe alles Bisherige in den Schatten stellt?

„Schwarzes Blut“ ist die beste Punkplatte, die es im neuen Jahrtausend gibt. „Antirockstars“ ist das beste Rockalbum… Nein, im Ernst, dass wir die aktuelle Platte immer für die beste halten, ist, denke ich, normal und muss auch so sein. Wenn dem nicht so wäre, macht man aus meiner Sicht etwas bei der Produktion falsch und man sollte es eher lassen, die jeweilige Scheibe rauszubringen.

Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich finde, dass Euer neues Werk nicht ganz so hart und eigenwillig ist, wie Ihr es darstellt. Wie kommt es zu dieser Selbsteinschätzung?

Wir machen die Musik und wir denken, dass dieses Werk so individuell wie niemals zuvor produziert wurde. Es geht dieses Mal fast in allen Songs um uns und um unsere bis dahin 20 Jahre geschriebene Bandgeschichte. Was Du individuell davon hältst, ist natürlich Dein Musikgeschmack und das ist vollkommen ok. Für uns trifft diese Bezeichnung aber zu 100% zu.

Ich bin allerdings auch der Meinung, dass gerade die leicht poppige Eingängigkeit Eurer Songs BETONTOD die nötige Originalität verleiht. Was macht Deiner Meinung nach BETONTOD aus? Wo liegen Eure Stärken?

Poppig… Naja. Ich denke, dass wir darauf achten, dass man unsere Songs auch mitsingen kann. Das ist es doch, was Musik ausmacht. Wenn Du auf der Bühne stehst und die Fans die Lieder mitsingen. Für diesen Moment machst Du die Musik. Musiker, die behaupten, dass sie die Musik nur für sich selbst machen, belügen sich doch selbst. Wenn dem so wäre, bräuchten sie die CDs nicht auf den Markt bringen. Poppig ist es daher aber, denke ich, noch lange nicht. Gerade die Riffs und die Gitarren würde man in Popproduktionen so definitiv nicht wiederfinden. Abgesehen vom textlichen Inhalt!

Poppig hin oder her... Seht ihr Euch heute noch eher der Punkszene zugehörig oder steht Euch der Deutschrock mittlerweile näher?

Wir sind seit 21 Jahren und teilweise noch länger überzeugte Punkrocker. Unser Musikstil beinhaltet seit unserer ersten Platte Punk, Metal, Rock. Von daher würden wir uns nicht einer bestimmten Szene zuordnen.

Findet man in Euren Plattenschränken denn mehr Scheiben von FREIWILD und Konsorten, dominieren Bands wie SLIME und die SEX PISTOLS oder hört Ihr privat sogar gänzlich andere Musik? Gibt es Alben, die Dir peinlich sein müssten?

Ja, meine erste Single. FALCO mit dem Lied „Jeanny“. Aber zu meiner Ehrenrettung sei gesagt, dass ich da 13 war.

Gibt Schlimmeres... Eure Vorliebe für Metalklänge ist in Euren Songs aber auch nicht zu überhören. Was sind denn Eure favorisierten Metalkapellen?

IRON MAIDEN! Die haben uns definitiv geprägt. Wir hoffen, dass man das dann auch in dem einen oder anderen Riff hört… Nicht, dass wir die kopieren wollen. Ich denke, dass man den Stil ganz unbewusst in unseren Liedern wiedererkennt.

Und wie war es für Euch, auf dem Wacken Open Air vor einem richtigen Metal-Publikum zu spielen?

Das Zelt war schon vor dem Auftritt rappelvoll und für uns war es ein Highlight im Jahr 2011. Diese intensive Stimmung haben wir so selten erlebt. Von daher gerne jederzeit wieder vor Metallern. Im Grunde genommen sind wir ja auch ein Teil Metaller. Ich kann mich noch an meine Kutte mit IRON MAIDEN-Aufnäher erinnern, die ich teilweise in den 90ern getragen habe…

Auf Eurer EP „Keine Popsongs“ hingegen habt Ihr mit den Elektro-Remixen eine vollkommen neue Seite von BETONTOD offenbart. Wie kam es dazu?

Ein Kollege aus dem näheren Umfeld macht so etwas semiprofessionell und wir fanden es gut. Da wir unsere Scheiben selbst produzieren, haben wir dann einfach mal die B-Seiten elektrisch gemacht.

Was sind denn ganz allgemein Eure persönlichen Lieblingssongs? Und welche eigenen Tracks hört Ihr bevorzugt?

Das kann ich so genau gar nicht sagen, da unser Musikgeschmack sehr unterschiedlich ist. Mir gefällt alles, was sich gut anhört. Da mache ich vor Genres keinen Halt. Wenn sich ein Song von WOLFGANG PETRY gut anhört, dann höre ich den… Natürlich nur, wenn... Unser derzeitiger eigener Favorit ist „Nebel“.

Sowohl Euren Bandnamen als auch den Großteil Eurer Texte halte ich für sehr gelungen und hintergründig. Woher rührt diese ausgeprägte lyrische Ader?

Da fragst Du eigentlich auch wieder genau den Richtigen, denn ich schreibe die Texte. Aber woher das kommt? Ist schwer zu beantworten. Ich fühle mich als Künstler und bei einem Künstler steckt das, glaube ich, im Blut. Auch wenn es trotzdem manchmal Arbeit ist.

Ich liebe allerdings auch Eure dümmlichen Trinklieder. Ich dachte schon, eingängiger als „Glück auf“ geht es nicht, bis ich „König Alkohol“ vernehmen durfte. Wo siehst Du den Stellenwert solcher Songs in Eurem Repertoire und wie kam es zu der Melodie von „König Alkohol“?

Wie gesagt, die Fans müssen mitsingen können und das konnten sie bei diesem Song. Wir haben Fans dieses Mal ins Studio eingeladen und der komplette Background-Gesang stammt von Fans. Der Stellenwert? Ich denke, dass es nicht schlimm ist, wenn wir solche Partysongs machen. Da breche ich mir keinen ab bei. Dümmlich ist es aus meiner Sicht auch nicht, da wir gerne mal ein Bierchen trinken und gerade „Glück auf“ nur von wahren Gegebenheiten handelt. So einen Song kann man nicht erfinden!

Okay, Themawechsel... Seht Ihr Euch innerhalb der Band eigentlich eher als Freunde oder als Kollegen an? Hängt Ihr auch in Eurer Freizeit miteinander rum und huldigt gemeinsam dem König Alkohol?

Nach 20 Jahren würde es nicht so gut funktionieren, wenn wir nicht auch freundschaftlich verbunden wären. Wir sind gegenseitig Trauzeugen, Patenonkel der Kids und trinken alleine dadurch schon das eine oder andere Mal zusammen ein Bierchen. Wenn wir nur Kollegen wären, wäre es nicht das, was es ist.

Wie verbringt Ihr überhaupt so den Großteil der Zeit, die Euch neben all den Proben, Studioaufnahmen und Auftritten bleibt? Womit verdient Ihr Euer Geld?

Ein Teil arbeitet, ein Teil nicht. Geld verdienen wir jedenfalls nicht mit der Musik.

Ihr werdet immer wieder als sogenannte Grauzonenband bezeichnet. Willst Du hier zum sicherlich zigtausendsten Mal dazu Stellung nehmen? Oder geht Euch dieses Wort mittlerweile zu sehr auf den Sack?

Das geht uns natürlich nicht am Arsch vorbei, aber wir diskutieren nicht mehr darüber. Ich denke, diese Diskussion in dieser Art und Weise trifft auf uns nicht zu. Fertig.

Das war deutlich... Was hältst Du denn ganz allgemein von all diesen politischen Diskussionen um Bands wie FREIWILD oder KRAWALLBRÜDER? Und wie steht Ihr zur linken Punkszene?

Wir werden nicht über andere Bands urteilen. Das ist nicht unser Ding.

Na gut... Soweit ich weiß, habt Ihr auf Eurem eigenen Label „Better Than Hell“ bisher lediglich drei eigene Alben veröffentlicht. Was erwartet uns da noch? Habt Ihr Eure Fühler schon nach anderen Bands ausgestreckt?

Wir haben mittlerweile zwei andere Bands am Start. ROCKWASSER und SAITENFEUER.

Wann wird es denn eine ausgedehnte Deutschlandtour zum neuen Album geben? Oder wie wäre es mit einer Europatour? Welttournee?

Eine Tournee durch’s Universum am besten. Die Deutschlandtour startet Anfang Oktober. Wir freuen uns auf die Fans und, dass es endlich losgeht!

Dito! Und wie sieht es mit Euren weiteren Plänen für die Zukunft aus? Feilt Ihr schon am nächsten Album?

Wir feilen immer am neuen Album, nur manchmal dauert es länger und manchmal kürzer. Wir sind Künstler. Da kann man nicht aufhören mit.

Kommen wir nun zu den obligatorischen letzten Worten. Fällt Dir da etwas Originelles ein?

Hört handgemachte Rockmusik. Mit deutschen Texten. Es lohnt sich…

Ich danke Dir vielmals dafür, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten, und wünsche Euch allen das Beste für die Zukunft! Ich freue mich jetzt schon auf die Tour und den Nachfolger zu „Antirockstars“... Cheers’n’Oi!