Geschrieben von Montag, 11 Februar 2019 15:30

Crystal Lake - Interview mit Ryo zum Album "Helix"

Es gibt viele richtig gute Bands in Japan, CRYSTAL LAKE sind eine von ihnen und in Deutschland leider noch vergleichsweise unbekannt. Während viele Bands mittlerweile etwas zahn- und drucklos tönen und andere immer den gleichen Schuh durchziehen, trauen sich CRYSTAL LAKE, die Grenzen zu übertreten. Ihr ungewöhnlicher Mix aus Modern Metal, Hardcore, Metalcore, Elektro und Pop klingt erfrischend neu und ist darüber hinaus auch kompositorisch bemerkenswert. Wir sprachen mit Sänger Ryo über das neue Album "Helix" und seine musikalischen Einflüsse.

Natürlich stellt sich bei all der Variabilität auch die etwas provokante Frage, warum sich CRYSTAL LAKE nicht einfach auf einen einzigen Stil festlegen können. "Wir lieben einfach alle diese unterschiedlichen Musikrichtungen", stellt Ryo fest, "Wir machen einfach genau das, was wir wollen. Wenn wir harte Songs schreiben wollen, dann kommt dabei sowas wie "Aeon" oder "Hail To The Fire" raus. Wenn wir emotional berühren möchten, dann schreiben wir eher Lieder wie "Outgrow" oder "Just Confusing" und wenn wir die Songs spielen, bekommen sie ihren ganz eigenen CRYSTAL-LAKE-Sound."

Das aktuelle Album "Helix" knüpft quasi nahtlos an die Vorgänger-EP "Apollo/Machina" an und lebt genau von der angesprochenen Balance aus Härte, Melodien, progressiven und besonderen Elementen. Gemixt und gemastert wurde von WZRDBLD, der dem Album einen dynamischen und druckvollen Sound verpasst hat. Einen bestimmten Sound als den optimalen herauszupicken, hält Ryo für nicht notwendig: "Die Definition davon, was ein guter Sound ist, verändert sich immer. Zu der Zeit, als WZRDBLD "Helix" bearbeitet hat, war das genau passend." Gitarrist YD brachte die Ideen für die Songs mit ins Studio, Ryo übernahm das Schreiben der Texte. Auf der Bühne und im Studio verlassen sich CRYSTAL LAKE auf Equipment von Axe FX 2XL, Peavy Amps, ESP Gitarren und Bässe von Dingwall.

In ihrer Heimatstadt Japan wurde "Helix" bereits im letzten Jahr veröffentlicht. Als ersten Vorboten schickten CRYSTAL LAKE "Aeon" ins Rennen. "Das war der härteste Song vom Album, aber die Leute mochten ihn und wir konnte eine Menge neue Fans für uns gewinnen", erinnert sich Ryo. Gerade dieser Song ging CRYTAL LAKE besonders leicht von der Hand: "Es hat echt Spaß gemacht, einen Song über eine apokalyptische Sci-Fi-Geschichte zu schreiben."

Etwas schwerer fiel der Band der Song "Just Confusing", an dem sie ganze sechs Monate geknabbert hat. Fans von THE GHOST INSIDE wird allerdings besonders "Lost in Forever" auffallen, auch Ryo weist Ähnlichkeiten nicht von der Hand: "Wir sind große Fans der Band und wünschen uns sehr deren baldige Rückkehr. Wir haben ihren Song "Wide Eyed" gecovert, um damit Spenden zu sammeln. Aber auch wenn wir schon so klingen, wie THE GHOST INSIDE, dann sind wir nicht wirklich direkt von ihnen beeinflusst worden, auf unseren alten Alben kann man unsere Entwicklung gut nachhören."

Dass CRYSTAL LAKE auch live richtig auftrumpfen, ist nach einem Durchlauf von "Helix" glasklar. Besonders gerne erinnert sich Ryo an den Aufritt beim Resurrection Fest in Spanien, als die Fans vor und nach ihrem Auftritt minutenlang lauthals den Bandnamen skandierten. Auch in Japan gibt es eine große Rockszene, auch wenn es etwas schwieriger ist, als Metal-Hardcore-Band dort Fuß zu fassen. In den letzten 16 Jahren haben sich CRYSTAL LAKE allerdings als Band und Einzelmusiker schon deutlich weiterentwickelt. "Unsere Fähigkeiten sind definitiv gestiegen, wir können viel mehr und wollen auch viel mehr erreichen", berichtet Ryo.

Auf die Frage, bei welchem Album er denn gerne mitgewirkt hätte, hat Ryo sofort eine Antwort parat: "Bei "Cowboys from Hell" von PANTERA. Sie haben damit eindeutig die Metalszene revolutioniert, waren viel härter als alle anderen Bands." Nicht verwunderlich, dass Ryo PANTERA, gemeinsam mit MACHINE HEAD und CROWBAR, als eine seiner Lieblingsbands nennt. "Ich liebe diesen Neunzigerjahre-Metal", gibt er zu. Musik bedeute ihm sein Leben, sagt er und fügt noch "don't take it away from me" hinzu. Schöner kann ein Interview mit einem Musiker nicht enden.

Crystal Lake bei Facebook