Wie dem auch sei, nach warmen Worten der Vorrede, die ich zu großen Teilen von der Toilette aus nicht hören konnte, durfte der Mittvierziger mit dem schelmisch-dreckigen Grinsen seinen Auftritt starten. Drei Bücher mit Kurzgeschichten hat der durchaus sympathische Wahl-Saarbrückener bereits veröffentlicht, in denen er in gut verständlichem Englisch Stories aus seinem Leben erzählt, die sich so oder so ähnlich zugetragen haben oder wenigstens hätten zutragen können. Oder auch nicht, ist auch egal, denn wen juckt’s schon, wenn’s gut unterhält?! Und das tat es.
Ganz alleine saß Herr Hollis also auf einem Barhocker auf der Bühne, immer ein Bier in Reichweite, ein großes Fass diente als Tisch für Manuskripte, Zettel, Bücher und – oho – ein heimeliges Kerzchen. Das Hauptaugenmerk des Künstlers natürlich auf das aktuelle Werk „Strategy for Victory“ gerichtet, las und erzählte er sich im Wechsel gute fünfundsiebzig Minuten lang durch Grotesken und Skurrilitäten, dozierte über Punk-Konzerte, lästige Kneipen-Besucher, Eigenheiten der Bewohner des amerikanischen Bundesstaates in dem er das Licht der Welt erblickte, aus seiner Kindheit, über dies und jenes eben. Stets sehr gestenreich und humorvoll, immer wieder in halb zu Deutsch und halb auf Englisch gehaltenen Erklärungen von den Texten abschweifend, wusste er die etwa 30 Anwesenden gekonnt zu unterhalten. Dabei ließ Mr. Hollis weder Selbstironie noch Augenzwinkern vermissen. Ebenso kam er natürlich nicht umhin, von Zeit zu Zeit auch mal eine wohldosierte Portion verbales Gift durch den Raum zu jagen. Daneben nestelte der Gute fast immer, wenn er eine Hand frei hatte, am Mikroständer herum, genau wie bei seinem Auftritt mit STEAKKNIFE vergangenen Herbst. Dies scheint ihm offenbar ein jederzeit willkommenes Spiel für so nebenher zu sein. Alles in allem bekam man also eine recht abwechslungsreiche Vorstellung serviert, bei der allein der Gedanke an das Wort Langeweile für meine Begriffe schon eine mittlere Straftat darstellen müsste.
Im abschließenden Zugabenblock verlas er gar noch ein Gedicht und gab außerdem eine gute handvoll mehr oder weniger sinnbehaftete Vorschläge zum Besten, wie man sich im Strom des Lebens gegenüber seiner Umwelt überlegener präsentieren könne.
Sollte dieser Text nun den Eindruck vermitteln, dass mir das Gebotene nicht weniger als ausgezeichnet gefallen hat, dann konnte ich wohl genau den Punkt treffen. Überhaupt gar nicht gefallen hat mir allerdings, dass mir das Buch, welches ich mir habe vom Autor eigenhändig signieren lassen, entweder in der danach von mir besuchten Kneipe oder – was weitaus katastrophaler wäre – auf dem Nachhauseweg abhanden gekommen ist. Somit bleiben mir als letzte Worte, und um meinem Selbstärger hiermit Rechnung zu tragen, nun lediglich ein Duo der hierzulande wohl bekanntesten englischen Vokabeln: Shit…. FUCK!!