Geschrieben von Donnerstag, 08 November 2007 09:28

Nocturnal Rites, Thunderstone & Cast In Silence - Essen / Turock


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7.11.07. - Im Rahmen ihrer "Nordic Metal Mayhem"- Tour hatten sich am heutigen Abend die beiden Co-Headliner NOCTURNAL RITES und THUNDERSTONE mit ihrem deutschen Support CAST IN SILENCE für eine Visite im Essener Turock angekündigt. Im Vorfeld hatten wir schon äußerst heftig über die Wahl dieser relativ kleinen Location diskutiert, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass sich die Veranstalter schon etwas dabei gedacht hatten. 

Pünktlich um 19:30h ging dann zum ersten Mal das Licht aus, und die Harzer Formation CAST IN SILENCE hatte die Ehre, diesen metallischen Abend einzuläuten. Mit ihrem aktuellen Debüt-Album „First“ im Gepäck hatten sie die Möglichkeit, sich bei den Fans bekannt zu machen. 
Und diese Chance nutzten Sänger Michael Lowin, Gitarrist Torsten Sauerbrey, Basser Mario Thiel und Drummer Niklas Kahl in meinen Augen und Ohren ziemlich gut. Denn obwohl sich bisher vielleicht gerade mal 100 Leute im Turock eingefunden hatten (den Merchandiser, die Roadies und die Thekenbedienung mitgezählt), schaffte der Vierer es mit einem nicht ganz perfekten Sound, dafür aber tollen Songs, das Publikum auf seine Seite zu bekommen. Nicht ganz perfekt deshalb, weil man Bassist Mario zwar sehen, aber leider selten richtig hören konnte. Kleines Handicap, mit dem Vorgruppen und Supportacts nun mal des Öfteren zu kämpfen haben. 
CAST IN SILENCE war für mich ehrlich gesagt das Überraschungspaket des Abends, denn bisher ist die Band komplett an mir vorbeigelaufen. Aber Songs wie „If Mourning Never Comes“, oder das schnelle „Where There Is No Darkness“, welches mir am besten gefallen hat, haben ohne Ende Live Potential. 
Das sympathische Auftreten der Band tat sein Übriges, um mehr als nur Interesse zu wecken. Klasse. Und da die anderen 99 Zuschauer das wohl ähnlich sahen, wurden die Harzer auch zu Recht mit anerkennendem Applaus nach gut 35 Minuten, und ihrer Version vom 80er Jahre Pop-Hit  "Voyage, Voyage", verabschiedet. 

Da sich alle Bands den größten Teil des Equipement teilten, und auch am Drumkit nur kleine Veränderungen vorgenommen wurden, war die Umbaupause erfreulich kurz, und so kletterten THUNDERSTONE um 20:20h auf die Bühne und legten mächtig los. Gittarist und Mastermind Nino Laurenne jagte ein Hammer-Riff nach dem anderen in den leider immer noch nicht größer gewordenen Pulk vor der Bühne. 
Der kleine Haufen Fans rockte aber mindestens wie eine ausverkaufte Grugahalle, und da auch die Band auf der Bühne spielte, als wenn sie ein ausverkauftes Haus hätten und es um ihr Leben gehen würde, hatten ganz offensichtlich beide Parteien ihren Spaß. Dass es kurz vor Beginn der Tour bei THUNDERSTONE zwei Wechsel im Line Up gegeben hatte, neben Keyborder Kari Tornack hatte auch Sänger Pasi Rantanen seinen Hut genommen, merkte man der Band zu keiner Sekunde an. Gerade ein Wechsel am Mikro ist immer etwas kritisch, kurz vor einer Tour aber fast ein Desaster. Mit Tommy Salmela haben sie aber einen stimmlich guten Ersatz gefunden. Ok, dass er teilweise wie JOE COCKER auf der Bühne stand, hat mich schon gelegentlich zum Schmunzeln gebracht, aber die Songs vom aktuellen Album „Evolution 4.0“, von dem ganze sechs Songs gespielt wurden, sowie auch das ältere Material, brachte er souverän rüber. Und wenn ein Sänger mit einem Gitarristen wie Nino Laurenne und einem Bassisten wie Titus Hjelm zwei solche Aktivposten neben sich auf der Bühne hat, kann er sich selber ja ruhig ein bisschen zurückfahren, ohne dabei Gewissensbisse zu bekommen.
Schade fand ich persönlich, dass vom 2005er Album „Tools Of Destruction“ nur ein Song gespielt wurde. Aber irgendwo müssen sie auf einer Co-Headlinertour ja auch Kompromisse eingehen und Abstriche machen. Trotzdem hätte ich Songs wie „Without Wings“ oder „I Will Come Again“ auch gerne gehört. Sei’s drum, auch ohne diese Tracks war der Auftritt von THUNDERSTONE hochexplosiv und äußerst kurzweilig, und nachdem bei den ersten beiden Songs der Sound noch etwas hinterherhinkte, pendelte er sich danach auf ein bemerkenswertes Level ein. Knappe 60 Minuten waren rum, als die Band mit „Until We Touch The Burning Sun“ unter lautem Beifall ihren schweißtreibenden Gig beendete. 

Diesmal dauerte die Umbaupause etwas länger, da NOCTURNAL RITES Drummer Owe Lingvall von der Anbringung seiner Becken am Drumkit nicht so richtig begeistert war, und der zuständige Roadie zwecks Nachbesserung auf die Bühne zitiert wurde. 

Um 21:45h war es dann aber soweit, und NOCTURNAL RITES, allen voran der sympathische und charismatische Sänger Jonny Lindkvist, betraten unter frenetischem Jubel der immer noch nicht angewachsenen Fangemeinde die Bühne. Und auch ihnen schien es, auf Grund des tollen Empfangs, ziemlich egal zu sein, dass sie die Leute vor der Stage quasi mit Handschlag begrüßen konnten, und eine Volkszählung im Turock nicht länger als drei bis vier Minuten gedauert hätte. 
Wie bei THUNDERSTONE war auch bei NOCTURNAL RITES der Sound erst ab dem zweiten Song optimal eingepegelt, was der tollen Stimmung auf und vor der Bühne aber keinen Abbruch tat. 
Und ebenfalls wie auch bei den Bands zuvor, stand auch bei NOCTURNAL RITES die aktuelle Langrille „The 8th Sin“ im Mittelpunkt der Setlist, trotzdem wagten sich die Schweden in ihrer Songauswahl bis zum 99er Album „The Sacred Talisman“ zurück, von dem eine grandiose Version von „The Iron Force“ zum Besten gegeben wurde. Dass Jonny Lindkvist, nach eigenen Angaben, schlecht bei Stimme gewesen sein soll, kann ich jetzt nicht nachvollziehen oder bestätigen, denn der Frontman legte, wie der Rest der Band auch, eine perfekte Perfomance hin, die ich mir kaum besser hätte vorstellen können. 

Die Fans machten es der Band aber auch nicht wirklich schwer, denn es wurde jeder, wirklich jeder Song lautstark mitgesungen und beklatscht, ohne dass sie dazu animiert werden mussten. Und was das Duo an den sechs, bzw. sieben Saiten an Sound und Soli aus seinen Instrumenten zauberte, war schon atemberaubend. Frederik Mannberg und Nils Norberg ergänzten sich einfach genial, und auch wenn die komplette Band sich blind verstand, muss man die beiden einfach mal hervorheben, denn so ein blindes Verständnis habe ich wirklich noch nicht oft gesehen. Ein Beispiel dafür war die Tatsache, wie schnell Frederik den Part von Nils übernahm, als diesem direkt zu Beginn des Gigs eine Saite riss. 
Der absolute Sympathieträger der Band ist aber eindeutig Basser Nils Eriksson, der immer den Kontakt zum Publikum sucht, und in allen Auftritten, die ich bisher von NOCTURNAL RITES gesehen habe, nicht eine Sekunde aufhört zu Lachen, und immer wieder mit Sänger Jonny in Form von Grimassen oder Gesten Blödsinn treibt. 
Und so ein Spaß auf der Bühne überträgt sich schnell auf ein Publikum, auch wenn es nicht viele sind. 
Die Setlist war für mich auch perfekt zusammen gestellt, auch wenn ich gerne noch viel, viel mehr Songs gehört hätte. Die, auf die ich gehofft hatte, waren alle dabei. 
Und so war ich schon etwas erstaunt, wie schnell die Zeit rumgegangen war, und die Band mit „Fools Never Die“ die erste und leider auch letzte Zugabe ins schwitzende Volk drosch, das noch einmal Zeile für Zeile mitgrölte. 
Um 22:55h ging das Hallenlicht an, und mittlerweile hatten sich auch die Jungens von THUNDERSTONE frisch geduscht unters Volk gemischt, und hielten Smalltalk mit den Fans. 

Fazit: Unglaublich, dass zu einem solchen Auftritt mit zumindest zwei etablierten Bands der Szene nur knappe 100 Leute ihre Hintern hochbekamen. Bei einem Ticketpreis von schlappen 15€ noch unverständlicher. Auch die Shirtpreise von 10€ bis 15€ waren hochanständig. 
Die Getränkepreise im kleinen, aber von der Akustik her sehr feinenTurock, waren ebenfalls mehr als ok.
Und wenn es für die Bands vielleicht kein Trost sein mag, aber alle, die vielleicht mit einem Besuch geliebäugelt und sich dann doch eher für etwas Anderes entschieden haben, wie zum Beispiel die zehnte Wiederholung vom TATORT, sei gesagt: Ihr habt drei richtig geile, hochmotivierte und mehr als spielfreudige Bands und etliche Metal Hymnen verpasst! Dumm gelaufen. 

Setlist NOCTURNAL RITES: 
Call Out The World 
Never Again 
Shadowland 
Never Trust 
Not The Only 
Against The World
Cuts Like A Knife 
Strong Enough 
The Iron Force 
When Fire Comes To Ice 
After Life 
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Fools Never Die 

Setlist THUNDERSTONE: 
10.000 Ways To Die 
Tool Of The Devil 
Roots Of Anger 
Forth Into The Black 
Face In The Mirror 
Break The Emotion 
Forevermore 
Holding On My Pain 
Swirled 
------------------- 
Until We Touch The Burning Sun 


Setlist CAST IN SILENCE: 
Two Minutes Hate 
The Last Straw 
If Mourning Never Comes 
Where There Is No Darkness 
Misery Inn 
A Malady Of Mother Earth 
Voyage, Voyage 

http://www.cast-in-silence.de 
http://www.thunderstone.org 
http://www.myspace.com/thunderstonemetal
http://www.nocturnalrites.com 
http://www.myspace.com/nocturnalrites
Dirk

Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues

Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.

Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out